Aktenkundig
(1971)
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7, Gen. Lohr
Berlin, 2... Januar 1971
26/Ba/19/66/1376 / Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem IM-Bericht vom 31. Januar 1971.
8088
Schauspieler Peter D o m m i s c h erkundigt sich bei Eva-Maria H., wann sie sich Montag treffen wollen zwecks Abfahrt zur Probe. Sie berichtet, daß sie gestern in der Komischen Oper waren und sich das Stück "Fiedler auf dem Dach" ansahen. Beim zweiten Bild war sie erstmal erschrocken, als sie diese Opernstimmen hörte.
Wie Eva meint, ist die Geschichte sehr schön. Opernsänger Aßmus spielt seine Rolle sehr gut. Wie gesagt, die ganze Geschichte geht zu Herzen. Es ist ein Wunder, daß dieses Stück bei uns überhaupt aufgeführt werden darf. Eva bemerkt, daß Felsenstein vielleicht Komplikationen mit den ....... bekommt. Dommisch entgegnet, daß Felsenstein mit dem Chef sich gut steht. Eva betont, daß die ganze Geschichte eine Sympathiekundgebung für die Juden bedeutet. Der Applaus war ebenfalls enorm.
Dommisch fragt, was Wolf zu dem Stück sagt. Eva hat noch nicht ausführlich mit ihm darüber gesprochen, aber er vertritt eine ähnliche Meinung. Dommisch schlußfolgert, daß das Stück ein Erfolg ist, was Eva bejaht.
11.27
Eva-Maria äußert zu Gisela Schroeder, daß sie gestern das Stück "Fiedler auf dem Dach" sah. Das Stück hatte einen tollen Erfolg. Das Stück ist großartig. Besonders hat ihr das Auftreten des Fiedlers, diese Auftritte waren gut gemacht.
Gisela entschuldigt sich, daß sie aus Versehen das Kursbuch mitgenommen hat,sie besitzen nun zwei Kursbücher. Demnächst will sie es zurückgeben.
20.03 F.d.R.d.A.: Röbisch
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26/BA/19/6 (?)/1377/Rö
Berlin, 1. Februar 1971
HA XX/7, Gen. Lohr
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem IM-Bericht vom 31. Januar 1971.
6149
Ein Herr meldet sich bei Eva-Maria Hagen. Er stellt sich als Dr. Schubert von der Charité vor. Er fragt, ob Wolf Biermann zufälligerweise bei ihr ist. Sie verneint. Der Herr bittet darum, sie möchte nicht erschrecken. Er glaubt, sie müßte mal zur Identifizierung vorbeikommen. Eva entgegnet: "Sie spinnen wohl, sie haben einen Koller".
Anschließend informiert sie Wolf Biermann über diesen Anruf. Sie findet es als eine Gemeinheit, sie ist sehr aufgeregt. Ihr ist es wohl in anderer Weise schon des öfteren passiert, aber trotzdem - sie kann vor Aufregung überhaupt nichts sagen.
Wolf äußert dazu, das sind einfaltslose Arschlöcher. Sie muß nur bedenken, daß es intelligentere Schweine gibt, und nicht solche naiven. Wie Eva abschließend meint, wußte sie sofort, was der Herr nach dem Wort Charité sagen würde.
23.27 Uhr
F.d.R.d.A.: ....
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Berlin, 8. Februar 1971 B 26/BA/142/69/207/Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem IM-Bericht vom 7. Februar 1971
6965
Eva-Maria Hagen, die sich zur Zeit in Buna befindet, wo die Aufzeichnung des Fernsehspieles erfolgt, meldet sich bei Wolf Biermann, um ihm einen guten Morgen zu wünschen.
Christel Bodenstein, die sich ebenfalls in Buna befindet, wünscht Wolf Biermann auch einen guten Morgen. Über diesen Gruß ist er erfreut. Er erkundigt sich, wie die Fahrt verlief. Furchtbar, entgegnet Christel und sagt weiter, es ist wirklich unter aller Sau, daß man einem Menschen so etwas anbietet (gemeint ist wahrsch. das Auto).
Wolf bemerkt, ihr weicher Arsch ist anscheinend sehr verwöhnt.
Sie dachte das zunächst auch, aber die anderen Kollegen sind der gleichen Ansicht.
Danach begrüßt Peter Domisch Wolf mit den Worten:"Hier spricht der Landessender Potsdam, angeschlossen der Bayrische Rundfunk, der Hessische Rundfunk und Rias Berlin. Sie hören Nachrichten. Bonn - Grüß dich lieber Wolf!"
Wolf ist über diesen Scherz erfreut.
10.25 Uhr F. d. R. d. A.: Röbisch
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Berlin, 24. Februar 1971
26/BA/142/69/216 /Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem IM-Bericht vom 23. Februar 1971
6989
Eva-Maria Hagen meldet sich bei Wolf Biermann und berichtet, daß sie eine Auseinandersetzung mit ihrer Tochter Nina hatte. (Eva und Nina befinden sich zur Zeit in Dessau).
Nina wollte nach Berlin fahren und bei F.... wohnen. Eva war damit nicht einverstanden. Auf Evas Ablehnung reagierte Nina mit der Drohung, sie wolle Eva verlassen und zu ihrem Vater gehen.
Eva ist verzweifelt, unter diesen Umständen kann sie nicht arbeiten. Sie will nichts weiter mehr vom Leben, sie will nur arbeiten. Sie heult und meint, sie kann das nicht mehr aushalten mit Nina. (........) Jetzt will sie zu ihrem Vater, der sich jahrelang nicht um Nina kümmerte. Eva möchte nichts mehr mit Nina zu tun haben, wenn sie zum Vater geht. Durch all diese Umstände ist Eva völlig unzuverlässig und schwach geworden, sie kann sich nichts mehr merken. Die ganze Arbeit geht ihr flöten.
Wolf rät, Eva soll sich ihrer Arbeit widmen. Sie soll Nina nach Berlin schicken, er wird sich um sie kümmern.
9.53 Uhr
Herr Lochmann meldet sich bei Wolf Biermann. Er entschuldigt sich für die Störung in der vergangenen Nacht. Wie er (Lochmann) erläutert, hat er die Idee, Wolf zu besuchen, von Peter Rau, ehemaliger Parteisekretär von Bergmann Borsig.
Herr L. will Wolf anschließend besuchen.
10.24 Uhr
Eva meldet sich bei Wolf. Er teilt ihr mit, daß Nina bei ihm angekommen ist. Sie wird in seiner Wohnung schlafen. Am Wochenende beabsichtigt Eva, nach Berlin zu kommen.
17.53 Uhr
F. d. R. d. A.: Röbisch
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Abschrift vom Tonband
Treff mit "Schwarz" am 5.3.71 BStU 000027
Bericht zum Auftrag H a g e n, Nina
Auftragsgemäß unterhielt ich mich vor einigen Tagen mit dem
K r a u s e, Charly über die H.
Er sagte mir das sich die nach wie vor noch über das Wochenende bei ihm in der Wohnung aufhalte. Zur Zeit sei sie aber zu einen Ski-Ausflug mit der ganzen Klasse bis zum Wochenende. Ich steuerte nun auf mein Anliegen zu, und erklärte das ich für einen satirischen Abend einige geistige und stilhafte Anregungen brauchte und ob er nicht wisse ob die H. einiges an Literatur oder Schallplatten hier in Annaberg habe, eventuell von ihrer Mutter oder dem Biermann, vielleicht einige Prosawerke oder ähnliches.
K. sagte mir, ja die Nina hat da einiges da, Bücher und Schallplatten, bei uns zu Hause. Da läßt sich bestimmt etwas für dich tun. Er selbst lese gegenwärtig ein Stück von Biermann, d.h. das erste Musical mit dem Titel "Tra-Tra" welches in Frankfurt/ Main zur Aufführung kommen soll.
Ich sagte dem K. das ich gerne mal etwas von Biermann lesen würde um eventuell seinen Stil als Anregung zu nehmen, mehr sei ja hier nicht gestattet, und ob ich nicht einmal die Nina diesbezüglich sprechen könnte.
K. sagte mir zu das er das gerne vermitteln wird.
Ich werde mich also dann nächste Woche mit der H. in Verbindung setzten und das Notwendige feststellen.
F.d.R.d.A. ........
Abteilung XX/7
Rostock, 7. 5. 1971
Bericht
Quelle: IMV "Jäger"
angen.: Ltn. Hagemann
Der IMV berichtete, daß er in sämtlichen Räumen war, die Biermann/Hagen bei V. in Neuendorf bewohnen. Der IMV konnte nicht feststellen, daß evtl. Adressen von Verbindungen des Biermann oder der Hagen sich in der Wohnung befinden. Nach Angaben des IMV befindet sich dort auch keine Literatur, die sich gegen die DDR richtet.
Der Gastgeber V. wurde zu Ostern von Hagen telefonisch angerufen und zum Fest gratuliert. Dabei hat die H. nicht geäußert, ab wann sie wieder in Lütow ist.
Hagemann
Leutnant
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Abschrift M-Brief Rostock, 18. 5. 1971
Liebe Frau Hagen!
Ich hoffe, daß Sie die Premiere gut hinter sich gebracht haben. Wir haben ganz fest die Daumen gedrückt. Doch nun habe ich eine ganz freudige Nachricht, die uns sehr froh gemacht hat.
Wir haben eine Wohnung, eine richtige kleine Wohnung. Jeder hat sein Zimmer, ein Garten am Haus gehört zur Wohnung.
Es ist eine wunderschöne ruhige Gegend, fast wie auf dem Land. Jetzt sind wir dabei, den Boden für unsere "Sommergäste herzurichten". Ich hoffe, daß wir in der nächsten Woche damit fertig werden. Jetzt können wir unser Versprechen, sie zum Urlaub einzuladen, realisieren. Wir würden uns sehr freuen über ihren Besuch.
Seitdem wir hier wohnen, ist auch unsere Tochter nur noch gesund und munter. Sie macht viel Freude. In der nächsten Woche habe ich eine große Prüfung vor mir, Abschluß des Klassiker-Szenenstudiums. Mein Mann macht im Moment seine letzte Nachhole-Sportprüfung. Die "Karo" macht ihm zu schaffen, die richtige Kondition zu erreichen. Pfingsten, am 31. machen wir eine Exkursion mit der Schule nach Berlin ins Maxim-Gorki-Theater, um den "Schatten" anzusehen. Da ich Dienstag und Mittwoch auch in Berlin bin, um mir noch einige andere Theaterstücke anzusehen, werde ich Zeit finden, sie zu besuchen. Wie gehts Nina? Was machen ihre Pläne?
Wir hatten geplant, im Sommer wieder 1 Woche ohne Kind irgendwo zu zelten, aber wir bekamen nur Absagen von Stralsund. Ich erzählte meinem Mann von Ihren herrlich ruhigen Urlaubsdomizil und er war begeistert und frage nun ganz bescheiden, ob Sie uns weiter helfen könnten. Wir würden uns sehr freuen. Unsere Neue Adresse ist .....
Wir hoffen, daß wir Sie recht bald bei uns begrüßen können.
Mit herzlichem Gruß .... + ...
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Abteilung XX/7 Rostock, 25. 5. 71
Quelle: IMV "Jager" angen.: Lta. Hagemann
B e r i c h t
Der IM gab eine mündliche Information über B i e r m a n n / H a g e n. Der IMV berichtetet, daß sich Biermann/Hagen seit dem 19.5.71 in Lütow aufhalten. Biermann äußerte gegenüber dem IMV, daß Eva-Maria Hagen in Stralsund mit der DEFA einen Kriminalfilm dreht und er aus diesen Gründen mit nach Lütow gefahren ist. Nach Angaben des IMV ist B i e r m a n n täglich mit Eva-Maria H a g e n nach Stralsund gefahren, die dort an den Dreharbeiten teilnahm. Desweiteren wurde durch Biermann geäußert, daß sie sich bei einer Familie in Zinnowitz ein altes Schlafzimmer (Antiquitätenmöbel) gekauft haben. Namentlich wurde diese Familie nicht bekannt. Nach Angaben von B i e r m a n n gegenüber dem IMV, werden sie im Juli und August in Lütow ihren Urlaub verleben, da Eva-Maria H a g e n bis Ende Juni noch am Theater tätig ist.
Der IMV schätzt ein, daß sich das Verhältnis zu Biermannn günstig gestaltet hat und in der Perspektive noch ausbaufähig ist.
H a g e m a n n
Ltn.
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1.2 - Abteilung XX/7 - Rostock, 17. 6. 71
Treffbericht
Quelle: IMV "Jäger"
angen.: Ltn. Hagemann, 17. 6. 71
I n f o r m a t i o n
Der IMV berichtete, daß sich B i e r m a n n und H a g e n vom 7. 6. bis 12. 6. 71 in Lütow/Neuendorf aufgehalten haben. Beide Personen kamen unangemeldet. Gegenüber dem Gastgeber hat B. geäußert, daß er in Moskau bei Freunden war.
B. äußerte sich in diesem Zusammenhang, daß er sehr beeindruckt war von dieser Reise und vor allen Dingen von den gastfreundlichen Menschen in der UdSSR.
In einem anderen Zusammenhang schimpfte B. auf die Nazis, die er als Bestien bezeichnete, die seinen Vater im KZ umgebracht haben.
Nach Aussagen und Einschätzung des IMV, ist B i e r m a n n und H a g e n des öfteren bei den Usedomern Künstlern gewesen.
Besucher hat B. während seines Aufenthaltes in Lütow nicht empfangen.
Hagemann, Ltn.
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1.2 - Abteilung XX/7 - Rostock, 18. 6. 71
Treffbericht
Quelle: GMS "Taube"
angen.: Ltn. Hagemann, 18. 6. 71
I n f o r m a t i o n
Der GMS berichtete, daß der Lyriker B i e r m a n n und die Schauspielerin Eva-Maria H a g e n bei Frau Wegner in Neuendorf waren. B. äußerte, ob Frau W. wüßte, wer in Lütow oder Neuendorf für Juli und August ein Zimmer vermietet. Frau W. sagte, daß sie doch bei A. V o l k w a r t Unterkunft hätten. Biermann erklärte, daß er dieses Jahr im Sommer sehr viel Besuch erwartet und jetzt noch 1 Zimmer für einen CSSR-Bürger, der Regisseur ist, benötigt.
B. wurde empfohlen, sich an das Reisebüro zu wenden, was er aber ablehnte, da er gerne ein privates Quartier hätte.
H a g e m a n n , Ltn.
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Greifswald, d. 21. 7. 71
12058/5
Bd. 07/ I.u. II.S./Kn.
handschriftlicher Vermerk:
Interessant ! XX/7
I n f o r m a t i o n s b e r i c h t / 6.
B i e r m a n n, Wolf
Am 17. 7. 71 hatten Biermann und Eva-Maria H a g e n von 20.00 Uhr bis 0.30 Uhr Besuch. Es handelte sich um Eddi, Willi und Konrad Goltzei, genannt: Conni. Die drei Genannten waren eingeladen, weil sie das Boot von Biermann etwas umbauen sollten und den Bootssteg verändern.
Die Unterhaltung der drei wurde vorwiegend mit Eva-Maria geführt, Biermann spielte dabei sehr oft auf der Gitarre. Der eine erzählte, daß er noch gar nicht zu Hause war, er hat Überstunden gemacht, seine Frau weiß darüber Bescheid. Ein anderer erkundigte sich bei Biermann über dessen Lieder. Biermann erklärte ihm, daß sie hier verboten sind, deshalb schickt er sie nach dem Westen, sie werden dort aufgeführt. Dafür bekommt er dann einen Scheck, den löst er hier ein. Meistens sind es 80.-- Mark bis 100,-- Mark. Er könne natürlich darauf verzichten, aber dann wäre er ja blöde, wenn er es nicht machen würde. Oft bekommt er dann auch eine Flasche. Der Herr konnte das verstehen, mit der Flasche ist doch wohl zu merken der Unterschied, er braucht dann nicht immer diesen blöden Wodka zu trinken.
Sie sprachen dann über einige Likörsorten, die Eva-Maria trinkt. Da alle etwas dazu sagen wollten, waren Einzelheiten nicht zu verstehen. Der eine Herr macht es sich bei einer Flasche Bier gemütlich und hört dann die Westsendungen, besonders am Sonnabend und Sonntag Vormittag.
Sie kamen dann auf die Veränderungen am Boot und am Bau des Bootssteges zu sprechen. Beim Boot geht es um einen größeren Raum zu erhalten. Wegen des Bootssteges wollte Eva-Maria den einen (es wurde kein Name genannt) noch agitieren damit er einverstanden ist. Die Besucher erklärten, daß sie es nicht brauche, das machen sie schon. Biermann wollte mit dem sprechen, es geht ihm darum, daß er dann das Boot immer vom Fenster aus sehen kann. Alle drei Besucher sind einverstanden, wenn sie zwei Wochenenden daran arbeiten, sind sie fertig. Einer der Besucher erzählt Eva, daß alle für ihn eine Frau beschaffen wollen. Die und die wäre frei, Schwester Monika ... aber er ist erst 20 Jahre und hat noch Zeit. Eva-Maria ist auch dieser Meinung, sie hatte ihn erst auf 18 geschätzt. Ein anderer, es war kein Zusammenhang festzustellen, erklärt etwas von der katholischen Kirche, in der Nähe, dort ist auch das Staatssicherheitsgebäude.
Es wurde nicht weiter darauf eingegangen. Ein Kind kam Biermann ans Telefon rufen.
Eva-Maria fing an mit den Besuchern über die Bezahlung für ihre Arbeit zu sprechen. Alle drei ereiferten sich, daß es gar nicht in Frage kommt, sie helfen gerne, dafür sind sie heute eingeladen worden und morgen können sie nochmal einen Kognak zusammen trinken, eine Bezahlung steht nicht zur Debatte. Eva-Maria war zum Schluß damit einverstanden.
Ein Besucher meint dann, er sagt immer Evchen zu ihr und du, und sie haben noch keine Brüderschaft getrunken, sie soll es ihm nicht übel nehmen. Eva-Maria war der Meinung, daß sie eben noch Brüderschaft trinken müßten. Dazwischen erklärt der eine Besucher, Eva würde sie morgen schon finden, wenn sie sie abholt, es stehen dort nur drei Wohnwagen. Danach trank Eva-Maria mit allen drei Besuchern Brüderschaft.
Ein Besucher kam auf eine Erinnerung zu sprechen, ein Bild von Eva-Maria. Sie wehrte ab, die sie hat, taugen nicht viel, sie bringt aber morgen den Fotoapparat mit, dann können sie sich alle fotografieren, sie schreibt dann eine schöne Widmung. Die Bilder entwickelt sie danach und schickt sie den Besuchern.
Sie soll aber auch nicht das andere vergessen, auf jeden Fall so einpacken, daß man das nicht zerreißt, sie wisse schon, so kleine schweinische Lieder und so. Eva-Maria wußte Bescheid, sie wird es schon machen.
Ein Besucher sprach sehr laut über Filme entwickeln und meinte dann, er will mal leiser reden, weil Eva es ja gesagt hat, sie sollen nicht so laut reden. Alle lachten.
Dann wurde Eva-Maria aufgefordert, etwas zu singen, sie hätten immer gesungen:
beim Militär ist es so schön, ich kann dich nicht verstehn. Oder: am Neuendorfer Bahnhof, ein Kumpel stand oder der Buchholzhimmel breitet seine Sterne über unsere Muckerlöcher aus und der Spieß, der schreit schon aus der Ferne mit dem Urlaubsschein da ist es aus. (Alle lachten.) Oder: auf dem Berliner Bahnhof, ein Volksarmist stand, er hielt seine Koffer fest in der Hand, er kennt keinen Kapo keinen Leutnant nicht mehr, Parole heißt Heimat und nie wieder her. Laß die Knarre im Schrank doch verrosten, denn der Staat bezahlt ja die Kosten. Wir fahren nach Hause in eine bessere Zeit und die nach uns kommen, tun uns heute schon leid. (Sie lachten wieder.) Biermann meint, das wäre ja schon Wehrkraftzersetzung. Ein Besucher erklärt in der Ecke von Berlin wo er wohnt, da wohnt auch ein Offizier. Als er ihn mal traf meinte er zu dem, na, er ist ja befördert worden, da stand der stramm und meinte, ich diene der Deutschen Demokratischen Republik. (Sie lachten darüber).
Danach kamen sie wieder auf die morgige Arbeit zu sprechen. Der eine Besucher warf dazwischen, wenn er von Buske was will, spricht er ihn auch als Meister oder als Chef an.
Sie sprachen dann über das Trinken, Eva hat noch drei Flaschen und dazu noch zwei auf dem Boden, etwas wollen sie aber noch zu morgen lassen.
Danach kamen sie auf die Widmung auf dem Bild von Eva zu sprechen, sie wird schon was Schönes drauf schreiben, meinte sie. Eddy warf dazwischen, daß es ihm hier gefällt, er fühlt sich wie zu Hause. Wenn er das Bild hat, dann kann er es zeigen und sagen, so etwas hat keiner mit persönlicher Widmung von Eva-Maria Hagen
Ein Besucher schlug vor, daß sie nach Hause fahren, sie bestellen einfach ein Taxi. Eva lehnte es ab, es wäre auch schon zu spät. Zwei fahren mit dem Fahrrad, wenn sie es noch können, der dritte bleibt da. Er bekommt ein Zimmer. Morgen holt sie dann die beiden ab. Die Besucher waren einverstanden.
Biermann klimperte wieder auf seiner Gitarre, die Besucher begannen dann zu singen, die Lieder die bereits angeführt wurden. Nebenbei wurde noch das Radio eingeschaltet. Gegen 24.00 Uhr zeigte dann Eva-Maria einen Besucher das Zimmer. Die beiden anderen verabschiedeten sich kurz danach. Bis gegen 0.30 Uhr räumte Eva-Maria mit Biermann das Zimmer auf. Beide brachten zum Ausdruck, daß die drei in Ordnung sind. "B e r n d “
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Greifswald, d. 21. 7. 71
12058/ 4 Bd. 16 1. u-II.S./Sch.
I n f o r m a t i o n s b e r i c h t
B i e r m a n n , Wolf
Am 18. 7. 71 kamen am Abend zwei Herren zu Wolf und Eva. Der eine Herr wurde mit Eddi angesprochen. Zwei Herren spielten zunächst Schach.
Eva wollte dann wissen, wie es mit Dienstag ist, Dienstag ist sie wieder da. Der Herr erklärte ihr, daß Eddi am Dienstag mit Günter o.ä. kommt. Es wird alles klar gemacht. Im weiteren Verlauf des Abends wollten sie Evas Adresse haben.
Sie tauschten untereinander Adressen aus. Eddi gab ihr die Adresse von Neuendorf. Dabei fiel noch der Name Konrad Sulizei o.ä. Die Herren wunderten sich über diesen Namen.
Weiterhin erkundigte sich einer bei Eva danach, ob sie seine zukünftige Frau kennt.
Eva konnte sich daran erinnern. Es ist die Frau, die beim Kegeln die meisten Medaillen geholt hat. Es wurde dann zwischendurch viel auf der Gitarre gespielt. Dazwischen wurde viel getrunken. Es fiel dabei auch der Name Rode.
Sie kamen dann weiterhin auf unsere Schuhproduktion zu sprechen. Sie waren der Meinung, daß unsere Schuhe einfach nichts taugen. Ein Herr hatte tschechische Schuhe, die sind wunderbar. Eva wollte dann für sie Abendbrot machen. Einer wehrte jedoch ab, denn er erinnerte daran, daß es bereits 22.30 Uhr ist. Sie müssen noch nach Neuendorf fahren und dann wird es ziemlich spät. Sie alberten dann noch viel umher und brachen gegen 22.30 Uhr auf. Am 19.7.71 waren Eva und Wolf am Abend mit einem Ehepaar zusammen, welches ein Kleinkind bei sich hatte. Sie unterhielten sich zunächst über die Elbschifffahrt und malerischen Landschaften.
Im weiteren Verlauf ihrer Unterhaltung kamen sie auf eine Person zu sprechen, die im KZ gesessen haben soll. Es ging um die politische Anerkennung als VDN in der DDR. In diesem Zusammenhang kamen sie auf die Überlebenden von Auschwitz und Buchenwald zu sprechen. Von den Personen, die den II. Weltkrieg überstanden haben, sind ungefähr 20% Häftlinge die im KZ gesessen haben. Sie unterhielten sich dann noch über populär-wissenschaftliche Bücher. Der genaue Zusammenhang war jedoch nicht zu ermitteln, da zwischendurch das Radio spielte und ab und zu auf der Gitarre gespielt wurde.
Am Vormittag des 20.7.71 hielten sich beide noch mit dem Ehepaar im Zimmer auf. Es wurden die Nachrichten von drüben verfolgt und wieder ab und zu auf der Gitarre gespielt. Im Verlauf des Tages hielt sich nur das Ehepaar mit dem Kind im Zimmer auf.
gez.: "Bernd"
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1.2. Rostock, 27. 7. 1971
Abteilung XX/7
Quelle: IMV "Lerche"
angen.: Oltn. Wachlin
Information über Biermann/Hagen
Der IMV suchte B./H. auftragsgemäß am 17. 7. 1971 in Lütow-Neuendorf auf. Hagen freute sich nach Angaben des IM über das Erscheinen des IM sehr. Der IM erzählte, daß er ab Mitte August 1971 Urlaub in Lütow machen will und auf Quartiersuche ist. B./H. gaben den Hinweis, doch in den umliegenden Häusern einmal nachzufragen. Sie äußerten, daß sie ein neues Motorboot haben (etwa 8 m lang) und man ja gemeinsame Fahrten unternehmen könnte. B./H. erwarten in Kürze auch den Regisseur für Dokumentarfilme Böttcher aus Berlin, der sie besuchen wird. (.....................)
Der IM berichtete dem B. dann, daß er vor längerer Zeit von einer Person Hans P..... aufgesucht wurde, den er bei einer Studentenveranstaltung im kleinen Haus in Rostock kennenlernte. Dieser P. gab an, B./H. sehr gut zu kennen (s. entsprechenden Bericht des IMV). B. bemerkte hierzu, daß ihn viele Personen kennen und sagte wörtlich "Na Gott, wer kann nicht alles bei der Stasi arbeiten, P......., Sie, ich, wer weiß!"
Der IM bemühte sich nach dem Gespräch mit B./H. um Unterkunft ab 10. 8. 1971.
Er bekam ein Zimmer bei Grete Horn, 2221 Lütow
Wachlin Oberleutnant
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1.2.
Rostock, 30. 7. 1971
Abteilung XX/7
Quelle: IMV "Reinhard"
angen.: Ltn. Hagemann
B e r i c h t
Der IMV berichtete, daß sich der Lyriker Wolf Biermann ein größeres Fischerboot mit Kajüte gekauft hat. Nach Angaben von Biermann will er es vom Fleischermeister Sch. aus Zinnowitz für 12.000 M gekauft haben. Das Boot soll nach Angaben des IMV gut erhalten und mit einer starken Maschine ausgerüstet sein.
Am 13. 7. 1971 war Biermann mit diesem Boot nach Lassan/Kreis Wolgast und hat dort Personen aufgesucht. Über die Namen und den Charakter des Besuches sprach B. nicht. Am 8. 8. 1971 bzw. 9. 8. 1971 soll sich Biermann beim Anschmeißen des Motors von seinem Boot den rechten Arm gebrochen haben, und zwar durch den Rückschlag der Kurbel, die mit der Schwungscheibe gekoppelt ist. Daraufhin ist Biermann sofort nach Berlin zur ärztlichen Untersuchung gefahren.
Desweiteren berichtete der IMV, daß Eva-Maria Hagen ebenfalls krank ist und durch den Zeltplatzarzt von Lütow ärztlich betreut wird.
Hagemann
Leutnant
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20.8.71
B E R I C H T
Am 10. 8. 71 unterhielt sich Spielleiter der mus. Sparte Kollege Hellwig mit mir über das "Hoftheater". Er erkundigte sich wieviel Vorstellungen geplant sind und deutete mir an, dass er Anfang September nach Dessau fahren würde um mit der Eva-Maria Hagen weitere Vorstellungen seitens der Hagen in Annaberg zu verhandeln. Ich gab ihm klar zu verstehen, dass daraus nichts mehr werden wird, da Annaberg die Hagen nicht mehr nimmt. Der H. regte sich auf, warum nicht, was wir dagegen hätten und wir wären nur deshalb dagegen, weil die Hagen mit dem Biermann liiert sei. Aber der Biermann sei garnicht so schlecht in WD. werde er anerkannt und der H. vertrat praktisch den Biermann sowie die Hagen in politischer Hinsicht. Diese Angelegenheit habe ich dann in der Parteileitungssitzung zur Sprache gebracht um zu verhindern, dass die Hagen in Annaberg wieder Fuss fassen kann. Der Intendant hat daraufhin Stellung genommen und hat ebenfalls entschieden, dass die H. hier nicht wieder arbeitet. Alle Mitglieder der Parteileitung lehnten den Einsatz der H. in Annaberg ab. Am nächsten Tag traf ich den H. und er sagte zu mir, warum ich gepetzt habe und gleich zum Intendanten gerannt wäre. Ich gab ihm darauf die richtige Antwort.
WAGNER
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XX/7
Greifswald, den 18.8.71
12058/ 6
292/II.S./286 I.S. Sch.
Informationsbericht
Biermann, Wolf
Am 11.8.71 hielten sich am Vormittag Wolf und Eva mit den Kindern Jonas und Manuel im Zimmer auf.
Wolf beschloß, daß sie gemeinsam mit dem Boot nach Ückeritz fahren wollen. Nachdem er sich mit Uckeritz verständigt hatte, fuhren sie gegen Mittag los.
Am 13.8.71 sprachen sie kurz über den 13.8.61. Wolf meinte, daß heute ein denkwürdiger Tag ist. Vor 10 Jahren wurde in Berlin die Mauer errichtet. Weiter wurde darauf nicht eingegangen. Sie beschäftigten sich wieder viel mit den Kindern und Biermann spielte auf der Gitarre dem Jonas Kinderlieder vor. Am Abend des 13.8.71 war Wolf mit Eva und einem Herbert mit seiner Frau kurz im Zimmer, Herbert erzählte vom II. Weltkrieg. Er war mit einem Dänen in einem Luftschutzkeller eingeschlossen. Durch die Geistesgegenwart des Dänen konnten sie sich wieder aus dem Raum befreien.
Er erzählte dann noch von Onkel Kallimann o. ä. der auch im Spanienkampf gewesen war. Onkel Kallimann war auch an der Organisierung von Streiks im Jahre 1950 im Hamburger Hafen beteiligt. Zu bemerken wäre, daß Biermann sich zu all diesen Dingen wenig äußerte.
Kurz darauf verließen sie wieder das Zimmer.
Am vergangenen Wochenende waren sie nur ab und zu mit den Kindern zu hören.
Am 16.8.71 war am späten Nachmittag Jürgen mit seiner Frau bei Wolf und Eva. Es wurde zunächst sehr laut das Radio eingestellt. Sie alberten gemeinsam viel umher. Jürgen erzählte ihnen dann einige Geschichten aus seiner Jugendzeit. Sie hielten sich nur für kurze Zeit im Zimmer auf. An den folgenden Tagen waren sie nur mit den Kindern zu hören. Sie waren viel mit dem Boot unterwegs, um zu angeln.
gez.: „ Bernd “
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Greifswald, d. 29. 8. 71
12058/7
288/II.S./294/I.S./Kn.
I n f o r m a t i o n s b e r i c h t
Biermann, Wolf
Am 27. 8. 71 erfuhr ich folgendes:
Gegen 14.00 Uhr kam ein Herr, dessen Name nicht bekannt wurde, zu Besuch bei Biermann. Eva-Maria Hagen brachte ihn hinauf. Biermann begrüßte ihn sehr herzlich. Der Besucher meinte, er hat sich damals schlecht benommen. Biermann wehrte ab, so war es doch nicht. Eva war auch dieser Meinung, der Besucher hätte doch gemeint, daß er in schlechter Verfassung ist. Der Besucher blieb aber dabei, daß er sich schlecht benommen hat. Er wechselt das Thema und meinte, Biermann kenne doch den ganzen Kreis, den er - Besucher - hat. Der eine hat eine wunderbare Frau und vor 14 Tagen hat er nun das letzte, was er besaß über seine Mutter mitgegeben, so daß er jetzt gar nichts mehr hat. Biermann wollte wissen, ob er keine Container hat. Der Besucher erklärte, er hat sich jetzt welche anfertigen lassen. Er hat damals einen Trost gesucht, den er glaubte im Alkohol zu finden. Als Student trug er Tucholski unter dem Rock, aber den ging es auch nicht anders, der hat auch keinen Ausweg gefunden. Nun hat er ein kleines Büchlein bekommen als er in Berlin war. Ihm gefällt es, es ist von Biermann. B. solle seine Eigenart weitermachen und nichts verändern. Sein Patensohn hat auf Tonband mitgeschnitten von einem aus dem Westen, der wohl mal Lieder bei Biermann aufgenommen hat. Dann hatte der Besucher einen Trost und eine Frage, ob sie sich nicht mal heute abend zusammensetzen könnten oder ob B. was vor hat. Biermann verneinte, aber er ist noch wacklig auf den Beinen. Außerdem wäre es gut, wenn er Eva dabei hätte. Der Besucher konnte das verstehen. Er hatte dann noch eine Bitte, er wollte gerne einen mitbringen, er ist Geologe, der kommt nächste Woche. Der will auch sein eigenes Leben führen. Er möchte gerne, daß Biermann mal mit dem spricht. B. war einverstanden. Der Besucher fuhr fort, der findet Biermann auch gut nur ist er den Meinung, daß es mit dem Sexuellen nicht stimmt. Eva lachte und erklärte, da kann er beruhigt sein, das stimmt auch.
Danach erzählt der Besucher von Niemeyer-Holstein, daß er eine Ausstellung anlässlich seines Geburtstages machen wollte, er hat eine Abfuhr erhalten. Er ist sehr böse gewesen. Man hat ihn auch gefragt wie er zu Biermann steht, positiv, hat er gemeint. Wie der Besucher wußte, geht es da um politische Dinge. Biermann äußerte, er hat vor Niemeyer-Holstein große Hochachtung. Weiter meinte B. dann, mit dem Gespräch wollen sie noch warten, der Besucher soll nochmal vorbeikommen. Dieser war einverstanden. Abschließend bat der Besucher noch, Biermann solle ihm doch von seinen Büchern etwas besorgen. Es ist so schwierig, sie zu bekommen, weil nichts veröffentlicht wird. Biermann erklärte, daß seit 6 Jahren nichts mehr veröffentlicht wird. Danach gingen beide Personen hinaus.
Gegen 18.00 Uhr besuchte eine Annaberger Familie Biermann und Eva-Maria Hagen.
Da sie noch nichts gegessen hatten, aßen sie erstmal. Biermann begann auf der Gitarre zu klimpern. Er pfiff und sang, aber ohne Text zuerst.
Danach sang Eva-Maria mit Biermann zusammen. Es war dadurch oft kein Zusammenhang zu verstehen.
Ein Lied handelte von ... all mein Leid ist bald vorüber. Es war eine Übersetzung aus dem Amerikanischen. ... ich habe das kleine Wort Freiheit gedruckt in meinen Büchern ... dort steht mein Bruder und fragt ... Refrain: all mein Leid ist bald vorüber. Danach sang Biermann ein Lied von mageres Essen und Schmalz und mager sind Arme und Hals, das werden auch die Würmer feststellen, wenn er gestorben ist.
Ein weiteres Lied handelte von Träume, die durch Gras und Disteln wandern.
Eva erklärte dann, daß B. mal eines seiner "heißen Lieder" singen wird.
Biermann begann: (Der Anfang war nicht zu verstehen)
... Berlin die Stadt ... die Landung war für ihn kriminales... wie bei Canaris ... mit Marx und Engelszungen sehen sie die Heuer rinnen, so brachten sie im Kreuzverhör noch keine Mann zum Singen.
Refrain: Ach, kratze Verner, Paul, ein Spatzenhirn mit Löwenmaul. Der Herr macht es sich selber schwer, er war nicht populär.
Wenn jemand heute solche Lieder singt, kann irgendwas passieren, ... heute früh zum Kassieren. Die Drohung schrie Horst Sindermann der Gouverneur von Halle ... denn eines schönen Morgens quasi stehn vor deiner Tür die Jungen von der Staasi.
Refrain: Ach, Sindermann, blinder Mann..... du liegst nicht schief, du liegst schon quer, du warst nicht populär.
Die Herren auf dem hohen Stuhl, die brauchen keine Kissen. Die Bürokraten hinter ... doch verraten sie das Angebot, sie dürfen nach dem Westen gehen ... Nachtigall, ach wäre das für sie schön, wenn überhaupt wer abhaun soll, dann sollen die selber gehen.
Im Neuen Deutschland find ich tagtäglich eure ... und trotzdem seid ihr morgen schon verdorben und vergilbt. Heut sitzt ihr noch im Speck als dicke deutsche Made. Ich konservier euch als Insekt im Bernstein der (Ballade o. ö.). Als Bernsteinmedaillon ... Brosche offen tragen, so werden euch die schönen Frauen im Kommunismus tragen.
Refrain: Und steht das Herz auch Sindermann, im wilden Ruf der Kinder dann, wird er schon was er heute wär ...
... wenn dieser deutsche Gartenzwerg verleiht die ... Dornenkrone. Wenn ihr euch wirklich schaffen wollt, ihr Herren dort droben... küßt mich doch die Runde ... küßt mich heiß. Gebt mir den Nationalpreis ... ich werde die 100000 dann versaufen und verfressen ein Haus mit Kuh und Strand kaufen ...
Refrain: Kaisers Geburtstag singen ... hoch auf dem Berge, wenn ihr mich wirklich schaffen wollt, dann nennt mich groß
... heute geträumt von Hexen und von alten Weibern ... ich hab geglaubt die Sonne käme nie wieder ... hinters Tageslicht all meine wahren Lieder. Heut morgen kam zu mir mein allerliebstes Schmeicheltier. Das war ein Frühstück in der Früh ...
Refrain: ... dann macht Marie das wieder gut, die Art wie sie das macht, bitte sehr, ist populär. (*
Die Besucher klatschten Beifall. Die Besucherin meinte, das ist Klasse! Auch er pflichtete bei. Eva-Maria lachte, es wäre auch eins seiner "heißen Lieder".
Der Besucher dankte für die Vorträge. Beim Hinausgehen meinte die Besucherin, sie hat viel von Eva-Maria gehört, kennt sie auch so vom Theaterspielen, nur weil sie keinen Fernseher haben, hat sie Eva-Maria eben noch nicht so gesehen. Nun haben sie Urlaub und gehört, daß sie mit Biermann hier ist, da dachten sie, die müssen wir mal besuchen. Vielleicht sehen sie sich im nächsten Jahr wieder. Eva-Maria wußte es noch nicht, es klappt nicht immer mit dem Urlaub. Sie wünschten sich dann alles Gute.
"Bernd"
Original-Text der Ballade
von Biermann:
DAS MACHT MICH POPULÄR
1
Warum die Götter grad Berlin
Mit Paule Verner straften
Ich weiß es nicht. Der Gouverneur
Ließ neulich mich verhaften
Das Kreuzverhör war amüsant
Auch für die Kriminalen
Ich wette: Dieses Kreuzverhör
Geht ein in die Annalen
Mit Marx- und Engelszungen sang
Ich bis sie Feuer fingen
So brachten die im Kreuzverhör
Noch keinen Mann zum Singen
Das ist der ganze Verner Paul:
Ein Spatzenhirn mit Löwenmaul
Der Herr macht es sich selber schwer
Er macht mich populär
2
»Wenn Biermann solche Lieder singt
Dann wird ihm was passieren
Dann kommt mal statt des Milchmanns früh
wer anders zum Kassieren!«
Die Drohung schrie Horst Sindermann
Der Gouverneur in Halle
Wie aber wird der Herr erst schrein
Im umgekehrten Falle:
Wenn eines schönen Morgens die
Bier- und Milchmänner quasi
Vor seiner Tür stehn, aber nicht
Die Jungens von der Stasi
Ach Sindermann, du blinder Mann
Du richtest nur noch Schaden an
Du liegst nicht schief, du liegst schon quer!
Du machst mich populär
3
Die Herren auf dem hohen Stuhl
Die brauchen keine Kissen
Ihr Bürokratenhintern ist
Verfettet und verschissen
Und trotzdem drückt noch dies und das
Sie sitzen gern bequem
Drum machten sie das Angebot
Ich dürft nach Westen gehn
(Ick hör dir trapsen, Nachtigall!)
Ach, wär das für die schön!
Wenn überhaupt wer abhaun soll
Dann solln die selber gehn
Und schmeißt ihr heute raus den Biermann
Dann ist er morgen wieder hier, dann
Droht mit Knast ihr? Bitte sehr!
Auch das macht populär
4
Und sperrt ihr mich im Eisschrank ein
Ich fühl mich wohl dabei
Ich spür bei jedem Kältegrad
Die Obhut der Partei
Bei jedem Kübel Dreck spür ich
Die Liebe des ZK
Zum ganzen 11. Plenum sag
Ich zwölfmal: Ja! Hurra!
Ihr habt ja euer Innerstes
Noch nie so schön gezeigt
Der deutsche Michel sah bei Licht
Ins Herze euch und ... schweigt
Ihr löscht das Feuer mit Benzin
Ihr löscht den Brand nicht mehr
Ihr macht, was ihr verhindern wollt:
Ihr macht mich populär
5
Im ›Neuen Deutschland‹ finde ich
tagtäglich eure Fressen
Und trotzdem seid ihr morgen schon
Verdorben und vergessen
Heut sitzt ihr noch im fetten Speck
Als dicke deutsche Maden
Ich konservier euch als Insekt
Im Bernstein der Balladen
Als Bernstein-Medaillon, als Ring
Als Brosche auf dem Kragen
So werden euch die schönen Fraun
Im Kommunismus tragen
Und steht der Vers auf »Sindermann«
Im Lesebuch der Kinder dann
Wird er, was er gern heut schon wär
na was wohl? populär
6
Verdammt, es kotzt mich trotzdem an
Es reizt mich nicht die Bohne
Wenn mir der deutsche Gartenzwerg
Verleiht die Dornenkrone
Wenn ihr mich wirklich schaffen wollt
Ihr Herren hoch da droben
Dann müßt ihr mich ganz öffentlich
Nur LOBEN LOBEN LOBEN
Ihr seid im Volk ja so beliebt
Ein Kuß von eurem Munde
Macht den Geküßten todeskrank
So küßt mich doch, ihr Hunde!
Küßt mich, bestecht mich, liebt mich heiß
Greift tief in eure Tasche
Gebt mir den Nationalpreis und
Versteht sich: Erster Klasse
7
Ich werd die hunderttausend Emm
Verfressen und versaufen
Ein Haus mit Kuh am Waldesrand
Werd ich vom Rest mir kaufen
Die Milch von eurer Denkungsart
Melk ich in Aufbau-Bände
Ich pflück euch Blumen, sing dabei
Ein Lied auf Mutterns Hände
Dann zieht in mich die Weisheit ein
Die Stirn wird licht und lichter
Ich sing im Chor und werde ein
Kaisers-Geburtstags-Dichter
Dann blas ich euch zu Riesen auf
Hoch oben auf dem Berge
Wenn ihr mich wirklich schaffen wollt
Dann nennt mich »groß«, ihr Zwerge
8
Ich habe diese Nacht geweint
Viel knochentrockne Tränen
Und hab die Fäuste wild geballt
Geknirscht auch mit den Zähnen
Ich habe diese Nacht geträumt
Von Hexen und von Drachen
Von alten Weibern, die mit mir
Parteiverfahren machen
Ich habe diese Nacht geglaubt
Die Sonne käm nie wieder
Und brächte nicht ans Tageslicht
All meine wahren Lieder
Heut morgen kam Marie zu mir
Mein allerliebstes Schmeicheltier
Das war ein Frühstück in der Früh!
Ein scharfes Brötchen hat Marie
Und Milch und Honig, weiche Knie
Und wenn mir jemand wehe tut
Dann macht Marie das wieder gut
Die Art, wie sie das macht, ist sehr ...
populär
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HA XX/7 Gen. Lohr
Berlin, 8. September 1971
26/BA/19/66/1393/ /Fi
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht vom 7. September 1971
5418
Frau ...... unterhält sich mit Eva-Maria H a g e n. Frau .... ist bis heute abend in Berlin. Sie ist in der Oderbergersraße. Vorher war sie in Leipzig. Am 19. Oktober hat sie den Termin. Nun hat sie noch ein Jahr vor sich. Das Jahr hat sich aber auch geändert. Sie macht nun nicht den Schauspielschulabschluß, sondern Rundfunksprecher. Das macht sie auch in Rostock. Vielleicht ist sie dann ab nächstes Jahr in Berlin. Frau D......... fährt in der nächsten Woche nach Berlin. Und kurz darauf wird dann Frau .... von Adameck eingeladen werden, um zu sehen, ob sie Fernsehansagerin werden könnte. Alle raten ihr dazu. Sie selbst würde es auch gern machen. Frau Hagen rät ihr auch dazu. Frau .... wird sich vielleicht noch einmal melden.
14. 26 Uhr F. d. R. d. A.: F i s c h e r
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HA XX/7 Berlin, 6. September 1971
26/BA/19/66/1392 /Fi
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht vom 3. September 1971
8998
Eva-Maria H a g e n sagt einer Frau B l u m e vom Deutschn Fernsehfunk, daß sie ihr Telegramm erhalten hat. Es handelt sich um "Polizeiruf 110". Bei Frau Hagen würde es zeitlich gehen. In der nächsten Woche wird Frau Blume das Manuskript bekommen. Sie werden es dann Frau Hagen zuschicken. Frau Hagen möchte wissen, ob es sich um eine Fernsehreihe handelt. Frau Blume erklärt ihr, daß es sich bei "Polizeiruf 110" um eine Fernsehreihe handelt. Es werden aber immer abgeschlossene Fernsehstücke gespielt. Und bei einem solchen Fernsehstück soll Frau Hagen eine Verkäuferin in einer Verkaufshalle spielen, in der gestohlen wird.
8.43 Uhr
Leutnant K r i e m e l (o. ä.) von der NVA in Hinsdorf (o. ä.) hat schon 14 Tage versucht, Frau Hagen zu erreichen. Ihm ist bekannt, daß sie in Dessau am Theater spielt. Er hatte sich ans Theater zwecks eines Clubgesprächs gewandt. Sie sind eine kleine Dienststelle in Hinsdorf. Hinsdorf liegt 14 (oder: 40) Kilometer von Dessau entfernt. Sie wollten nun Frau Hagen zu einem Clubgespräch einladen. Sie sind ca. 50 Genossen. Da sie mitten auf dem Feld liegen, haben sie wenig Möglichkeiten, kulturelle Versanstaltungen zu besuchen. Frau Hagen wäre zu einem solchen Gespräch bereit. Sie wird am Sonnabend, dem 25. September in Dessau zur Probe sein. Die Probe wird bis 12.30 gehen. Wenn der Leutnant um diese Zeit ins Theater kommt, könnten sie darüber sprechen. Der Leutnant wird dort sein.
F. d. R. d. A.: F i s c h e r
(handschriftlich): Cottbus HA II Ap. 396 1. LVD LSK 2157 KD Dessau Gen. Börner wird IM beauftragen, der am 25. 9. 71 das Gespräch zwischen Hagen und dem Leutnant verfolgen soll.
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HA XX/7 Berlin, 10. September 1971
26/BA/19/66/1395/Fi
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht vom 9. September 1971
5418
Ulli Braun aus Gera teilt Eva-Maria Hagen mit, daß er soeben vom Veranstalter erfahren hat, daß das Programm einen ganz anderen Charakter bekommt. Es wird ein rein konzertantes Programm sein. Das bedeutet, daß er alle seine schon unter Vertrag stehenden Solisten wieder rückgängig machen muß. Frau Hagen möchte Einsicht wahren. Der Vertrag wird selbstverständlich aufrechterhalten. Sie werden versuchen, ihr den Vertrag beim nächsten Termin anzubieten. In der Veranstaltung am 6. Oktober kann sie aber nicht auftreten. Frau Hagen fragt, ob Herr Braun von der KGB ist. Er bestätigt das. Er ist der Künstlerische Leiter von der Konzert- und Gastspieldirektion Gera. Frau Hagen erklärt, daß es immer so gewesen ist, wenn man einen Vertrag hatte, wurde ein anderer Termin vereinbart oder es wurde bezahlt. Herr Braun erwidert, daß sie ihr zwei Termine geben werden. Sie werden ihr auch einen dritten Termin geben, denn sie wollen endlich einmal die Eva-Maria Hagen in Gera haben. Herr .... hat Frau Hagen selbst für das Festprogramm vorgeschlagen, weil er von ihrer Arbeit begeistert ist. Er kann aber jetzt nicht. Sie ist nicht der einzige Betroffene. Am 6.10. geht es nicht. Sie bekommt aber von ihm drei Termine genannt. Frau Hagen ist damit einverstanden.
Monika Woytowicz teilt Eva mit, daß sie in Berlin ist. Wenn sie nicht stört, würde sie gern heute abend zu ihr kommen, um ein bißchen zu quatschen. Eva ist einverstanden. Im Moment sprechen Eva und Wolf nicht miteinander. Eva freut sich sehr auf Monikas Besuch. Monika möchte bei Eva schlafen. Eva ist damit einverstanden. Monika würde gern auch den Wolf sehen. Eva sagt, daß sie ihn ja anrufen und dann zu ihm hingehen kann. Zu Eva kommt Wolf aber nicht. Monika wird so zwischen 19.30 und 20.00 Uhr bei Eva sein.
F.d.R.d.A.: Fischer
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8.5.
Abteilung XX/7 Rostock, 16. 9. 1971
Quelle: IMV "Reinhard"
angen.: Ltn. Hagemann
B e r i c h t
Der IMV berichtete, daß er am 3. 9. 1971 von dem Lyriker Wolf Biermann zu Hause aufgesucht wurde. Im Gespräch erzählte B., daß er wieder nach Berlin fahren wird, da Eva-Maria Hagen zu Dreharbeiten nach Magdeburg muß. Desweiteren äußerte B., daß er sein Motorboot nach Zinnowitz zur Bootsreparaturwerkstatt Bolle gebracht hat. B. wird im Oktober wieder nach Lütow kommen, um sein Boot in die Schleuse von Volkwart zu bringen, damit es nicht über Winter draußen stehen muß. Desweiteren hat B. vor, dieses Jahr Silvester mit Eva-Maria Hagen in Lütow zu feiern. Im Anschluß an das Gespräch suchten Biermann und der IMV die Gaststätte in Warthe auf. B. erzählte laut Witze über Eva-Maria Hagen u. a., daß Eva-Maria Hagen russisch und auch schwedisch sprechen kann, schwedisch hat sie z. B. im Bett gelernt, aber nicht russisch.
Hagemann, Leutnant
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1.2.
Abteilung XX/7 Rostock, 15. 9. 1971
Quelle: IMS "Meier"
angen. : Ltn. Hagemann
B e r i c h t
Der IMS berichtete, daß er einen Bekannten in Dresden hat, der als Kraftfahrer bei einem Betrieb für landwirtschaftliche Maschinen tätig ist und nebenberuflich sich als Kunstmaler betätigt. Bei dieser Person handelt es sich um:
P e t e r G r a f
wh.: Dresden
Im August dieses Jahres wurde der IMS von dem G. aufgesucht. In der Unterhaltung äußerte G., daß er Verbindung zu dem Lyriker Wolf Biermann hat und beabsichtigt, ihn in Lütow zu besuchen. Daraufhin äußerte der IMS sein Interesse, ebenfalls mit Biermann in Kontakt zu kommen. Es wurde vereinbart, daß G. den IMS anruft, zu welchem Zeitpunkt sie gemeinsam Biermann besuchen. Ungefähr 2 Tage bevor Eva-Maria Hagen aus dem Krankenhaus in Wolgast entlassen wurde, suchten Graf, Wegehaupt und der IMS mit seiner Ehefrau Biermann in Lütow/Neuendorf auf. Biermann erzählte über sein Theaterstück "Der Drache", das in München zur Aufführung kam. B. erzählte, daß es in diesem Theaterstück um Sex-Aphären ging, in denen Diplomaten verwickelt waren. Er äußerte aber, daß dieses Stück beim Publikum in München nicht angekommen ist.
Woran Biermann gegenwärtig arbeitet bzw. womit er sich in der Perspektive befassen will, hat er nicht geäußert. Der IMS schätzt ein, daß festzustellen war, daß Graf und Wegehaupt sehr eng mit Biermann befreundet sind. Nach Einschätzung des IMS, hat er relativ schnell zu Biermann Kontakt" herstellen können. B. hatte seine Absicht geäußert, den IMS zu besuchen, um seine künstlerische Arbeiten sich anzusehen. Zu diesem Zusammentreffen kam es aber nicht, da Biermann und Eva-Maria Hagen vorzeitig nach Berlin abgefahren sind.
Desweiteren berichtete der IMS, daß er von dem Schauspieler Rolf Ludwig - Volksbühne Berlin - zu einem Borchardt-Abend eingeladen wurde. Diese Veranstaltung organisierte Rolf Ludwig in seinem Wochenendhaus in Stoben/Kr.Wolgast, Anfang September 1971.
Daran nahmen außerdem Teil der Pastor aus Benz, Martin Bartel, der Bürgermeister aus Benz und einige Theologie-Professoren der Universität Greifswald, die dem IMS nicht namentlich bekannt wurden. In der Diskussion kamen sie auf den Lyriker Wolf Biermann zu sprechen. Rolf Ludwig äußerte, daß er Biermann ablehnt. Der junge Pastor Martin Benz äußerte in der Diskussion zu dieser Problematik folgendes: "Ich lehne den Lyriker Wolf Biermann ab, ich bin Bürger der DDR, ich bin Pastor, aber ich bin für den Sozialismus."
Die anwesenden Theologie-Professoren der Uni Greifswald äußerten sich zu dieser Problematik nicht.
Maßnahmen: - Bericht abschriftlich zum Teilvorgang Biermann
- Auszug über Pastor Martin Benz abschriftlich
an Referat XX /4, Hauptmann Thode.
Hagemann
Leutnant
_________________________
HA XX/7
Gen. Lohr
Berlin, 4. Oktober 1971
26/BA/19/66/1399/Fi
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht vom 2. Oktober 1971
5003
Der Kulturoffizier der NVA-Einheit Hinstorf sagt zu Eva-Maria H a g e n , daß sich einiges geändert hat. Er schlägt ihr als neuen Termin den 13. November vor. Das ist ein Tag vor den Wahlen. Da haben sie Kompaniefest. Frau Hagen könnte auch nach ihrem Auftritt an diesem Kompaniefest teilnehmen. Frau Hagen ist damit einverstanden. Der Offizier wird am 8. Oktober im Kristallpalast sein, um sich mit Frau Hagen zu treffen. Da sich der Termin nun verschoben hat, schlägt sie vor, sich nicht am 8. 10., sondern 23. oder 24. Oktober zu treffen. Da hat sie nämlich auch wieder Auftritt. Sie einigen sich auf den 23. Oktober nach 13.00 Uhr. Der Offizier wird organisieren, daß einige Genossen seiner Einheit am 24. zu der Vorstellung gehen. Frau Hagen fände das schön.
12.51 Uhr
F.d.R.d.A.: Fischer
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Diese Inform. erhält auch der Gen. Hager
M I N I S T E R I U M F Ü R S T A A T S S I C H E R H E I T
Streng geheim!
Um Rückgabe wird gebeten!
Berlin, den 12. Nov. 71 8 Blatt/ 1. Exemplar
1. H (?) 2. Hag 3. Brosche/XX 4. Abl. - vernichtet 5. Schrö/XX
INFORMATION über die Absicht des "freischaffenden Schriftstellers" Wolf Biermann,
einen Antrag auf eine Reise nach Schweden zu stellen
Dem MfS wurde intern bekannt, daß
BIERMANN, Karl Wolf
geb. 15.11.1936 in Hamburg,
wohnhaft: 104 Berlin, Chausseestr. 131
beabsichtigt, beim Ministerium für Kultur eine Reisegenehmigung nach Schweden zu beantragen. Biermann will sich in seinem Antrag auf eine persönliche Einladung aus Göteborg beziehen, wo am 19. November 1971 am Stadttheater die Premiere seines Stückes "Der Dra-Dra" erfolgen soll.
Da die Einladung aus Göteborg auch seine Lebensgefährtin
HAGEN, Eva-Maria, geb. Buchholz,
geb. 19.10.1934 in Költschen, wohnhaft: 104 Berlin, Wilhelm-Pieck-Str. 220, einschließt, besteht die Absicht, zugleich für diese eine Ausreisegenehmigung zu beantragen.
Zur Aussage des Stückes "Der Dra-Dra" von Biermann wurde u. a. folgendes bekannt:
BIERMANN stellte sein Theaterstück "Der Dra-Dra" 1970 fertig.
Im April 1971 wurde es in den Münchner Kammerspielen aufgeführt.
Es handelt sich dabei um eine Fabel, die sich vom Motiv her an Jewgeni Schwarz Parabelstück "Der Drache" anlehnt und auf der Grundlage einer Drachentöterlegende aufgebaut ist.
Das Theaterstück soll von der Aussage her gesellschaftlichen Problemen des Kampfes unterdrückter Menschen gegen Ihre Unterdrücker sichtbar machen. Dabei unterläßt es Biermann offensichtlich bewußt, konkret auszudrücken, für welche Gesellschaftsordnung sein Stück zutreffend ist. Er stellt es den Akteuren frei, diese Fabel gegen die Verhältnisse in der kapitalistischen Ausbeuterordnung oder gegen die sozialistische Gesellschaftsordnung auszulegen. In "Anmerkungen" zur Aufführung weist Biermann darauf hin, daß dieses Stück nicht "gegen alle möglichen Drachen der Welt zu spielen ist", sondern es sollte jeweils "gegen die eigenen Drachen in Szene gesetzt werden". Bezeichnend für seine Zielsetzung im Zusammenhang mit seinem Stück "Der Dra-Dra" ist Biermanns Äußerung einem "Spiegel"-Journalisten gegenüber (veröffentlicht im "Spiegel" Nr. 10/71), wo er sich als "staatlich anerkannter Staatsfeind der DDR" bezeichnete, "der in der DDR kein Theaterstück gegen den Drachen in der DDR aufführen darf".
Im Zusammenhang mit dem Vorhaben des Biermann, anläßlich der Aufführung seines Stückes
"Der Dra-Dra" in Göteborg um Ausreise nach Schweden zu ersuchen, wird unter Berücksichtigung der bekannten und in dieser Information nochmals zusammenfassend genannten Faktoren gebeten zu entscheiden, ob dem Ausreiseantrag stattgegeben werden sollte mit dem Ziel, Biermann nach erfolgter Ausreise die Staatsbürgerschaft der DDR abzuerkennen und seine Rückkehr in die DDR zu unterbinden.
(Die rechtlichen Grundlagen und Beweise dafür sind vorhanden).
Da der Ausreiseantrag auch seine Lebensgefährtin Eva-Maria Hagen betrifft, wäre es zweckmäßig, bei einer diesbezüglichen Entscheidung auch der Hagen unter gleichen Bedingungen die Ausreise zu gestatten.
Mielke
(handschriftlicher Vermerk:) Gen. Mielke : Man soll ihm die Ausreise genehmigen
_____________________
HA XX/7
Gen.Lohr
Berlin, 18. Nov. 1971
26/B/142/69/ 168/Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht vom 27. September 1971
6023
Martin Flörchinger unterhält sich mit Wolf Biermann und Eva-Maria Hagen über Inszenierungen und schauspielerische Leistungen einzelner Mitglieder des Berliner Ensemble. Ausführlich spricht Flörchinger über Schwächen der verstorbenen Helene Weigel.
Eva-Maria Hagen erläutert, daß sie gern am BE arbeiten würde. Sie wäre damit einverstanden, anfangs nur kleine Rollen zu spielen. Flörchinger hätte damals mit der Weigel darüber reden können. Er entsinnt sich, daß er das auch einmal tat. Eva glaubt, man würde das bestimmt ablehnen. Flörchinger meint, bei der Weigel war nur Abusch der Mann, welcher -. Damals hätte die Weigel mit Abusch über diese Dinge reden können. Aber wer tut das heute. Eva glaubt, daß heute ein günstiger Zeitpunkt dafür wäre, um mal nachzufragen, ob sie dort arbeiten darf. Flörchinger rät, erst einmal ein halbes Jahr abzuwarten, dann könnte man ja mal anfragen. Was wäre, wenn Eva jetzt im BE tätig sein würde. Dann hätte sie doch alle diese Scheißer von Berghaus bis Pitzka gegen sich, betont Flörchinger.
Sie unterhalten sich dann über die Galilei-Inszenierung.
23.30 Uhr - 1.05 Uhr F.d.R.d.A.: .......................
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