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Aktenkundig
(1967)
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Berlin, 1. Januar 1967
26/BA/19/66/822-HG
Informationsbericht
Auszug aus einem - GI - Bericht vom 1. Januar 1967. 21.43 Uhr
Herr Bunge meldet sich bei Eva-Maria Hagen. Beide wünschen sich alles Gute für das neue Jahr. Eva möchte wissen, wie sie in das neue Jahr gekommen sind. Herr Bunge teilt mit, daß sie bei Paris gewesen sind. Es waren sehr viel Leute dort, es war aber sehr lustig. Sie sind aber gegen 2.00 Uhr nach Hause gegangen. Herr Bunge erkundigt sich, wie sie in das neue Jahr gekommen ist. Eva antwortet, es war gedämpft. Sie waren im kleinsten Kreis zusammen. Eva spricht hier von ihrer Arbeit. Herr Bunge teilt mit, daß er von dem Perten kurz vor Weihnachten ein Angebot bekommen hat. Eva bemerkt dazu, daß ihr das der Heiner Müller erzählt hat, der war neulich bei ihr. Sie meint, daß er dann doch nach Rostock müßte. Herr Bunge antwortet, daß das noch eine große Frage ist. Er erwähnt, daß er im Frühjahr das "Flüchtlingsgespräch" inszenieren wird. Was dann wird, muß man erst einmal sehen. Jedenfalls hat er ihm einen Zweijahresvertrag angeboten. Eva meint, daß sie sofort nach Rostock gehen würden, wenn sie könnte. Sie möchte sofort für zwei Jahre aus Berlin heraus. Herr Bunge erwähnt, da der Perten ihn als völlig gleichberechtigt akzeptiert, würde er es nicht so schwer haben. Er bemerkt, daß sie die Wohnung nicht aufgeben wollen, Herr Bunge erkundigt sich, wann sie wieder einmal in Berlin ist, da könnten sie sich doch einmal sehen. Sie sollte sie doch einmal besuchen. Sie ist immer herzlich eingeladen. Eva bedankt sich, das ist ihr sehr willkommen. Eva berichtet, daß sie am 16. Januar eine Aufzeichnung hat. Dann will sie eine zeitlang nichts machen. Eva erwähnt, daß sie während dieser Zeit noch einmal hier ist. Sie hatte doch einen Zusammenstoß mit der Polizei, sie muß deshalb noch einmal zur Kriminalpolizei. Das hat man Herrn Bunge schon erzählt. Er weiß im Moment nicht, wer ihm das erzählt hat. Eva meint, daß das mit Aufregung verbunden war, die haben sich ganz schön blöd benommen. Sie wird ihm das mal genau erzählen. Herr Bunge erwähnt, daß er beim Fernsehen jetzt auch etwas macht, nachdem der Perten ihn rehabilitiert hat, es geht um Liebeslyrik mit Kaiser und May. Das wird im Februar aufgezeichnet. Eva meint, daß das herrliche Aussichten sind. Beide verabschieden sich bis nach dem 16. Januar.
F.d.R.d.A. Herzog
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HA XX/1 Gen. Brosche
Berlin, 12. Januar 1967
26/BA/19/66/528-Wo
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 12. Januar 1967
11.17 Uhr
Eva H. unterhält sich mit Frau Blume vom Besetzungsbüro des Fernsehfunks. Eva erzählt, daß sie gestern abend noch mit Herrn Holup (o.ä.) gesprochen hat. Dabei mußte sie erfahren, daß sie wieder nicht für diese vorgesehene Rolle eingesetzt werden soll. Es ist die Rolle in dem Stück: "Eins ins andere". Diesbezüglich hatte sie dann auch mit Herrn Holup eine heftige Auseinandersetzung. Sie hat in diesem Jahr noch nicht für den Fernsehfunk gearbeitet, obwohl sie ja immer ihr Geld bekommt. Sie hat das Gefühl, daß man sie abschieben will. Frau Blume wirft ein, daß dieses nicht der Fall ist, Frau H. soll sich von einem solchen Gedanken frei machen. Eva entgegnet, daß an sie in diesem Jahr fünf Sachen herangetragen wurden die aber dann doch immer anderweitig besetzt oder vorher abgesetzt wurden. Sie ist der Meinung, daß sie diese Sache einmal ansprechen muß, da es ihr unangenehm ist, daß sie immer Geld bekommt und nichts dafür leistet. Frau Blume findet es richtig, daß sie Herrn Holup einmal ihre Meinung gesagt hat, obwohl er selbst nichts dafür kann. Frau H. soll aber den Gedanken von einer Abschiebung fallen lassen.
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HA XX/1 Berlin, 20. Januar 1967/We
Gen. Stange 26 / A 10 791 / 113 / 66 Bd. 55
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem IM-Bericht:
Am 20. 1. 67 gegen 16.50 Uhr berichtet ein Herr dem Herrn B., daß er für den 24. noch zwei Karten bekommen hat. Es sind aber zwei Plätze, die hintereinander und nicht neben einander liegen. Andere zu bekommen, war nicht mehr möglich. Herr B. ist der Meinung, daß das nicht schlimm ist.
Der Herr will die Karten beim Pförtner abgeben und dort kann sie sich Herr B. abholen.
Herr B. bedankt sich für die Bemühungen und man verabschiedet sich.
Gegen 18.50 Uhr berichtet Frau Hagen aus Babelsberg, daß sie bis jetzt gedreht haben. Morgen früh um 7.00 Uhr hat sie schon wieder Kostümprobe. Bei der Nina hat sie sich auch schon gemeldet und erfahren, daß Frau Helmut nicht mehr da ist.
Frau Hagen findet es nicht schön, wenn Nina alleine ist. Herr B. will geleich zu Nina fahren. Er hatte gedacht, daß Frau Helmut da ist. Er möchte dann wissen, was sie beide machen, wenn Frau Hagen morgen schon wieder um 7.00 Uhr in Babelsberg sein muß.
Frau Hagen bringt zum Ausdruck, daß sie bestimmt nicht vor 11.00 dran sein wird. Überhaupt war es auch heute nicht besonders. Die Leute waren alle so unfreundlich. Darüber will sie ihn aber morgen in Ruhe berichten. Wenn sie heute noch kommt, müßte sie um 23.00 Uhr ins Bett gehen und morgen um 6.00 Uhr wieder aufehen.
Herr B. würde gerne sehen, wenn sie kommen würde. Auf der anderen Seite wäre es nicht günstig, da sie nicht viel schlafen könnte. Frau Hagen will sich erkundigen, ob sie später kommen kann.
Sollte sie nicht kommen, meldet sie sich noch bei ihm.
Herr B. berichtet dann, daß er Karten für den 24. bekommen hat.
Frau Hagen freut sich darüber. Sie möchte wissen, was er macht.
Herr B. hat heute gearbeitet und wird jetzt noch das fertig machen, woran er arbeitet.
Wenn Frau Hagen heute nicht mehr kommt, wird sie morgen nachmittag da sein.
Herr B. ist der Meinung, daß sie sich die Fahrt sparen soll es sei denn, sie fühlt sich dort nicht wohl.
Frau Hagen fühlt sich dort nicht wohl.
Herr B. bringt zum Ausdruck, daß sie dann gleich kommen soll. Frau Hagen meldet sich noch einmal.
Wentzlaff
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HA XX/1 Gen. Brosche
Berlin, 9. Februar 1967
26/B/19/66/550 -Fi
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 1. 2. 67
Im Beisein von Roger M e l i e s proben Eva und Wolf das Lied "Der Traum". Nina kommt auch noch hinzu. Wolf stellt ihr Roger vor. Er erklärt ihr, daß das der Mann ist, der die schönen Fotos gemacht hat, die hier hängen. Danach proben Eva und Wolf die Lieder "Komm lieber Franz, noch einen Tanz" und "Sie hatten sich beide von Herzen lieb". Roger erklärt der Eva etwas von Fischaugen-Kameras (?). Wolf spielt dabei Gitarre. Er macht den Vorschlag, daß sie zum Schluß ein Bild machen, auf dem Eva und er drauf sind. Er erzählt, daß es im Westen einen Fotografen gibt, der seine Bilder immer an den "Spiegel" liefert. Der lebt aber nicht von seinen Fotografien, sondern davon, daß er sich dafür bezahlen läßt, daß die Bilder nicht veröffentlicht werden. Meistens macht der immer Bilder von Politikern. Die sind so scheußlich auf den Bildern, daß sie ihm jede Summe zahlen, damit er ihnen das Negativ gibt.
F.d.R.d.A.: Fischer....
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XX/1, Gen. Brosche
Berlin, 8. Februar 1967
26/BA/19/66/551 -Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 8. Februar 1967
(13.45)
Wolf Biermann erkundigt sich bei Wolf-Dieter Schulz, Inhaber einer Kfz.-Reparaturwerkstatt in Bln.-Hohenschönhausen, Waldowstr. 26, wann sein Wagen gespritzt wird.
Herr Schulz sagt ihm, daß er morgen rüber fährt. Er ruft dann Wolf an, um den Termin mitzuteilen. Wolf ist einverstanden. Er meint zu Herrn Schulz, daß er ja beide Nummern hat. Abschließend bemerkt Wolf, daß neulich ein Mann eine Hacke brachte, die er von Herrn Schulz geliehen hat. Herr Schulz erinnert sich. Er sagt, daß wäre der dicke Paule gewesen. Herr Schulz bedankt sich für den Hinweis. (Beide sprechen sich mit du an.)
(14.13) Eva fragt Wolf, wie es ihm geht. Er antwortet: „Gut.“
Eva sagt, daß sie ein Telegramm erhalten hat. Text: Brief erhalten. Zusätzlicher Besuch momentan ungelegen. Matthias.
Eva fragt, ob er dort hingeschrieben hat. Wolf antwortet, daß die beiden Jungen von Robert mal rauffahren wollten.
Wolf sagt zu Eva, daß sie nicht wegfahren soll, ohne daß er es weiß. Er fragt, ob sie ihn noch leiden kann. Sie sagt: „Ja“. Eva schildert Wolf den gegenwärtigen Zustand ihres Autos. Es wäre sehr hart gefedert. Aber sie fuhr heute mit 140 von Dessau nach Berlin. Die Wolgas hat sie alle abgehängt.
Danach beschwert sie sich bei Wolf, daß er sie nicht fragt, wie es ihr geht und wie sie gespielt hat. Sie meint, daß er sie in letzter Zeit enttäuscht. Wolf sagt, daß sie nicht ungerecht sein soll. Er hat eben in Dessau angerufen, sie war aber schon abgefahren. Eva fragt Wolf, was sie gestern gemacht haben. Wolf antwortet, daß gestern noch die beiden von S ü l z (o.ä.) bei ihm waren. Er soll sie von denen schön grüßen. Am Abend war er dann noch bei Robert.
Eva sagt, daß eben die Nachbarin rauskam. Sie sagte, daß sie der Nina die Schlüssel gegeben hat und daß Nina nicht zuverlässig wäre. Eva bemerkt, daß sie die Wohnung vermietet hat, sie bekommt ihre Miete und was die sich jetzt einbildet. sie (die Nachbarin) muß doch der Brigitte den Schlüssel geben.
Wolf meint, daß er das der Nachbarin auch schon gesagt hat. Eva meint, daß sie das ja geahnt hat.
Wolf sagt zu Eva, daß die Chinesen frecher sind. Eva wundert sich über diese Bemerkung und fragt wieso.
Wolf antwortet: Weil sie (die Nachbarin) Frau Russ heißt. Eva lacht darüber.
Wolf fragt Eva, ob sie gehört hat, was da los ist. Eva sagt, daß sie heute noch keine Zeitung gelesen hat. Wolf meint, daß sie dort ganz schöne Tänze aufführen.
Eva sagt, daß sie wohl die "diplomatische Mission" abbrechen wollen. Wolf erwidert, daß es wahrscheinlich so wlrd. Es zielt alles darauf hin, von den Chinesen aus. Wolf sagt, daß sich die Mitglieder der Botschaft in Peking nicht mehr ernähren können, sie kommen nicht mehr raus. Vor der Botschaft brennen Feuer, wo Scheiterhaufen errichtet werden, auf denen die Staatsmänner verbrannt werden.
Entrüstet sagt Eva: "Wie kann denn Mao, dieser kluge Staatmann, so etwas zulassen."
Wolf meint, daß es wahrscheinlich nicht mehr in seiner Gewalt liegt. Eva sagt, daß sie ihm alle untertan sind. Sie würden doch alle Mao lieben. Ein Wort von Mao und sie schlagen sich mit Mao-Büchern.
Wolf sagt: "Aber nur mit den Büchern. Es muß ja nicht identisch sein mit Mao." Eva erwidert, wenn er (Mao) es wollte, dann könnte er das verhindern.
Wolf weiß es nicht. Eva sagt, daß er paar Truppen aufmarschieren lassen könnte. Wolf meint, daß er das nicht weiß und man kann ja nicht wissen, ob er noch lebt. Eva bemerkt, daß man solche Spekulationen nicht stellen darf. Wolf fragt: "Warum eigentlich nicht."
Wolf spielt auf dem Klavier.
Sie vereinbaren, daß sie zusammen mit Emma spazieren gehen wollen. Sie soll Wolf noch Bescheid sagen.
(17.05)
(....) Wolf fragt, ob Eva zu ihm kommt. Wolf möchte gern mit ihr spazieren gehen. Eva ist es draußen zu feucht. Eva bittet Wolf, daß er zu ihr kommen soll. Sie können sich nicht einigen, wer zu wem kommt. Eva ist mißgestimmt. Sie wollen sich später noch einigen.
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Berlin, 9. Februar 1967
26/ BA/19/66/ 552 -Fin
Vertrauliche Dienstsache !
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 8. Februar 1967
( 18.25 )
Eva teilt Wolf Biermann mit, daß sie wieder da ist. Wolf sagt ihr, daß ihm übel ist. Er hat sich hingelegt. Er will noch eine halbe Stunde liegen, dann kommt er zu Eva. Auf eine Frage sagt Wolf, daß Emma heute nicht zu ihm kommt, weil er allein sein wollte. Wolf findet es wesentlich besser, wenn Eva jetzt zu ihm kommen würde. Eva sagt, was sie denn dort soll. Wolf hat doch die Wohnung zum Arbeiten und um allein zu sein. Die Wohnung ist sonst wunderbar eingerichtet, aber nicht wenn sie zusammensein wollen. Eva mag in dieser Wohnung nicht sein. Ihr gefällt dieses Hin und Her nicht. Wenn Wolf zu ihr will, dann muß er zu ihr kommen. Wolf bemerkt, daß er Evas Abneigung gegen die Wohnung unbegründet findet. Eva betont, daß ihre Abneigung nicht unbegründet ist. Wolf bittet Eva, daß sie sich einmal überwindet und zu ihm kommt. Eva sagt, daß es für sie nicht möglich ist. Sie hat noch einiges zu Hause zu tun.
( 20.28 )
Eva H. erkundigt sich bei Wolf Biermann, ob er heute noch einmal zu ihr kommt. Er bejaht. Eva bemerkt, daß sie keine Lust hat, herumzusitzen. Sie fährt jetzt weg. Wolf fragt, warum Eva nicht in die Chausseestraße kommen kann. Eva wiederholt noch mal, daß sie keine Lust hat, herumzusitzen. Sie ist nur wegen Wolf nach Hause gekommen. Sie fügt hinzu, daß sie ja eigentlich nach Leipzig fahren wollte. Sie bittet Wolf, daß er zu ihr kommt. Wolf sagt, daß es nicht geht, weil es ihm so schlecht geht. Er bemerkt, warum er sich bei ihr wohlfühlen soll, wenn Eva sich bei ihm nicht woh lfühlt. Eva sagt, daß sie das an dieser Stelle nicht erklären kann. Wolf macht den Vorschlag, daß sie gemeinsam essen gehen. Eva lehnt ab. Sie beginnt zu weinen.
Wolf sagt darauf, daß er jetzt zu ihr kommt. Eva sagt weinend, wenn Wolf mit Emma kommt, dann ist wieder so ein Theater hier. Wolf sagt, daß er allein kommen wird. Eva fragt weinend, warum Wolf sie so quält. Sie weiß nicht mehr, was sie machen soll. Wolf bringt sie noch zur Verzweiflung. Wolf sagt darauf, daß es umgekehrt ist. Eva sagt verzweifelt, daß Wolf nicht zu ihr kommen braucht. Wolf fragt, was überhaupt mit Eva los ist. Eva sagt, daß es Gründe hat, daß Wolf zu ihr kommen soll. Sie fügt hinzu, daß sie nicht zu Wolf dorthin kommen möchte. Wolf sollte sich auch vorher überlegen und nicht solche Sachen verbreiten, daß Eva sich in seiner Wohnung breitmachen will. Die Wohnung kann Wolf für sich haben. Wolf findet es sehr gut, daß Eva das gesagt hat. Jetzt weiß er wenigstens, worum es geht. Wolf kann schwören, daß er das niemals gesagt hat. Eva sagt weinend, daß sie auf keinen Fall dorthin kommen will. Wenn Wolf sie lieb hat, dann kommt er zu ihr. Wolf bemerkt, daß er den Verdacht hat, daß man Eva ganz gefährlich angelogen hat. Eva bittet verzweifelt, daß Wolf ihr das nicht alles an dieser Stelle sagt. Sie hält es nicht mehr aus. Eva weint verzweifelt. Eva sagt, daß sie das alles nicht begreifen kann; sie kommt da nicht mehr mit. Wolf sagt darauf, daß Eva diesen Unsinn auch nicht braucht. Eva verabschiedet sich weinend.
(Randbemerkung, handschriftlich: Unstimmigkeiten Hagen Biermann...)
( 21.45 )
Emma Biermann erkundigt sich, was mit Wolf und Eva los ist. Eva sagt, daß Wolf manchmal ein bißchen blöde ist. Auf eine Frage sagt Eva, daß sie nicht mehr hinkommen wird. Wolf hat verbreitet, daß Eva sich in seiner Chausseestraße breitmachen will. Wolf ruft entfernt, daß das überhaupt nicht wahr ist; es ist eine Lüge. Emma fragt, ob Eva sowas glaubt. Eva lacht darüber. Emma fragt, ob Eva das ernstlich meint. Eva bejaht. Emma findet das albern. Sie würde mit solch einen Menschen dann auch nicht mehr verkehren. Eva sagt, daß sie dafür nichts kann. Sie liebt Wolf. Emma sagt, daß sie nie solch einen Menschen lieben kann, der solchen Quatsch erzählt. Eva sagt, daß Wolf seine Fehler hat. Emma meint, daß Wolf das niemals gesagt hat. Sie fügt hinzu, daß Eva spinnt. Eva meint, daß Wolf das in seiner populären Art gesagt hat. Er meint das aber nicht böse. Emma bezweifelt das. Eva betonte nochmals, daß sie in diese Wohnung nicht mehr gehen wird. Emma bemerkt, wenn man liebt, muß man auch mal großzügig sein. Sie fügt hinzu, daß Wolf und Eva einen Knall und einen Vogel haben.
Emma unterhält sich dann mit Wolf. Wolf meint, daß er das nur bestätigen kann, daß Eva einen Vogel hat. Emma sagt, wie Eva so etwas denken kann. Sie ist ganz empört über Eva. Emma meint, daß Wolf aber auch einen Knall hat. Wolf meint scherzhaft, daß Emma nicht ausfällig werden soll. Wolf hat keinen Knall nur Eva. Emma erklärt, was Wolf und Eva für einen Knall haben. Emma sagt, daß sie an Wolf's Stelle nicht mehr mit Eva gehen würde, wenn sie solch einen Quatsch von Wolf denkt. Sie fragt, wer Eva diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Wolf sagt, daß Eva das nicht sagt. Emma sagt, daß sich Eva das alles nur ausgedacht hat, um wieder in ihrer Hysterie einen Grund zu haben, Wolf zu ärgern. Sie fügt hinzu, daß Wolf sich doch nicht zum Affen machen lassen soll. Emma findet das zum kotzen. Sie sagt, daß es so viel anderes gibt; Wolf und Eva sollen lieber über andere Sachen nachdenken. Emma begreift nicht, daß Eva anderen Menschen mehr glaubt als Wolf. Er bestätigt das.
F.d.R.d.A------
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HA XX/1 Gen. Brosche
Berlin, 10. Februar 1967
26/BA/19/66/ 554 -Fin
Vertrauliche Dienstsache!
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 10. Februar 1967 _
(12.02.) Herr B.... vom Fernsehfunk erkundigt sich bei Eva H. wegen des Parteilehrjahres. Eva H. teilt ihm mit, daß sie nicht kommen konnte. Sie hatte in Dessau einen Auftritt. Herr B. fragt, ob Eva im März mehr Zeit hat. Sie verneint. Sie schlägt vor, daß sie das nächste Mal wieder daran teilnehmen kann. Sie fragt, wann das nächste Parteilehrjahr beginnt. Herr B. sagt, daß das Parteilehrjahr immer über mehrere Jahre läuft. Sie sprechen jetzt über die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Eva H. sagt, daß sie ja dann trotzdem daran teilnehmen kann. Sie vereinbaren, daß Herr B. sich gelegentlich bei ihr meldet. Er schlägt Eva H. vor, daß sie sich einige kleine Broschüren für das Parteilehrjahr kauft. Sie kann dann schon darin lesen. Eva H. ist damit einverstanden.
F.d.R d.A. : F.....
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Berlin, 17. Februar 1967
26/BA 19/66/ 561 - Po
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 17. Februar 1967
(12.10)
Werner S e l l h o r n teilt Frau Hagen mit, daß es wieder Schwierigkeiten mit der Volksbühne gibt: man verlangt zu wissen, wer die Übersetzer der ausländischen Lieder sind. Frau H. sagt ihm, der "alte Trinker" sei von Peter Hacks übertragen worden. Die anderen Titel "Die Ballade vom Ritter" und "Der Schäfer" sind in Westdeutschland auf Schallplatten erschienen, Frau H. weiß nicht wer die Texte übersetzt hat. Sellhorn hat einen Bekannten, der entsprechende Platten hat. Er will versuchen, die deutschen Textautoren von diesem Bekannten zu erfahren.
Beide unterhalten sich dann ausführlich über den Programmablauf, kommen dabei jedoch nicht zu einem Ergebnis. Frau Hagen soll sechs Titel singen, einen siebenten Titel als Zugabe vorbereiten. In der nächsten Woche will sie zu Sellhorn kommen, um das mit ihm abzusprechen.
Sellhorn erwähnt, daß die Volksbühne bisher keinen Vertrag mit ihnen unterschrieben hat aufgrund dieser Dinge. In den letzten Verhandlungen am 17. Februar hat man gesagt, daß man die Namen der Übersetzer genau braucht. Es sei ja klar, warum, fügt Sellhorn hinzu. Er könne darüber nur noch lächeln, die Lust läßt er sich dadurch nicht mehr nehmen, obwohl er sich darüber ärgert. Man müsse sich damit abfinden.
Sie besprechen Einzelheiten des Singens, Frau Hagen will den "Traum" nicht zusammen mit dem Hootenanny-Quartett bringen, sondern allein. Außerdem möchte sie gern ein schwedisches Lied, übersetzt für sie von Peter Hacks, bringen: "Der kleine graue Vogel". Dabei würde sie zuerst kurz den schwedischen Text singen, dann den deutschen. Sellhorn erklärt, daß er das dann extra einreichen müßte. Frau Hagen meint, dann müßten sie davon absehen. Sie schlägt vor, den "Traum" zusammen mit Manfred K r u g zu singen, und erklärt sich bereit, mit Krug darüber zu sprechen. Sellhorn ist einverstanden. Über die ganzen Fragen wollen sie dann in der nächsten Woche beraten, Frau H. will sich mit Sellhorn in Verbindung setzen. Sie notiert sich die neue Telefonnummer von Sellhorn: 53 50 13. Inzwischen will Sellhorn "die in der Volksbühne nicht verwirren", sie können das ja immer noch besprechen.
(12.31)
Eva-Maria Hagen berichtet Wolf Biermann, daß Sellhorn immer noch keinen Vertrag mit der Volksbühne hat, die müßten erst die Übersetzer von den französischen Sachen wissen (lacht darüber). Biermann meint, das wären "Scheißer" - und lacht. Eva erwähnt, daß im Vertrag auch ein Passus vorgesehen ist: es darf kein Lied gesungen werden, das nicht im Vertrag ist. Falls das geschieht, wird das Honorar entzogen. Biermann entgegnet: "o Gott, o Gott"! Darauf bemerkt Eva, alles sei nur wegen Biermann. Die Unterhaltung nimmt folgenden Verlauf:
Frau H. : Das ist alles deinetwegen! (Nicht als Vorwurf gesagt)
Biermann : (lacht) Was sind das für Trottel!
Frau H. : Nur deinetwegen!
Biermann : Du, warte mal: da könnten doch die Genossen von der S t a s i , die uns dauernd ..., denen mal einen Hinweis geben, daß sie sich solche Geschichten sparen können.
Frau H. : (lacht)
Biermann : Ich meine, das ist doch peinlich -
Frau H. : Das ist wirklich dermaßen komikant -
Biermann erwähnt, nachdem Eva schildert wie ihre Suppe verbrannt ist, daß er gut gearbeitet hat. Er will jetzt zu R o b e r t fahren und ihm beim Umzug helfen. Mit Eva will er sich sehen, nachdem sie mit der Probe fertig ist.
Eva will wissen, ob Emma schon da ist. Biermann verneint, er hat für Emma einen Zettel hingelegt, da er dann nicht mehr da ist. Eva schlägt vor, am Abend zusammen ins Theater zu gehen. Biermann würde lieber ins Kino gehen, "Krieg und Frieden". Das wollen sie später ansehen, am Abend gehen sie evtl. in "Die Lerche" (Volksbühne).
FdRdA: .....
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HA XX/1, Gen. Brosche Berlin, 18. Februar 1967 26/BA 19/66/ 562 -Po
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI - Bericht vom 18. Februar 1967
(0.10) Ein Herr aus Stockholm (Schwede) begrüßt Eva-Maria Hagen mit dem traditionellen 'Skol'. Sie fragt, wie es ihm geht, was seine Arbeit macht. Er berichtet, daß er nach 14 Tagen wieder etwas getan hat. Er hatte ein Problem in seiner Arbeit, das er noch nicht gelöst hat. Da Frau Hagen wissen will, was es ist, erläutert er ihr, es sei etwas mit "Darf nicht". Daraufhin gibt Frau Hagen ihm den Rat: "laß es nicht explodieren". Der Schwede entgegent ihr, das sei nicht so.
Frau Hagen erzählt, daß sie zur Zeit einen Film dreht, einen "politischen, aber einen guten". Falls der Schwede einmal kommt, will sie ihm mehr erzählen.
Der Schwede fragt, weshalb sie - die "böse Eliza" - ihm nicht schreibt. Frau Hagen verspricht ihm zu schreiben. Sie wechseln in diesem Zusammenhang einige Sätze auf Schwedisch und Englisch. Auf Englisch versichert Frau Hagen noch einmal, ihm schreiben zu wollen. Nachdem sie wieder Schwedisch gesprochen haben, wobei es vermutlich um ihre Bekleidung geht, verabschieden sie sich auf Englisch. Sie wünschen sich einen guten Verlauf des kommenden Tages.
(11.15)
Jürgen B ö t t c h e r begrüßt Eva-Maria Hagen. Sie teilt ihm mit, daß Wolf Biermann noch in der Nacht in seine Wohnung in der Chausseestraße gefahren ist. Jürgen ist darüber verwundert. Eva-Maria Hagen weiß nicht, was los ist. Sie berichtet, daß Wolf sich zunächst, nachdem sie sich mit ihrem Bekannten aus Schweden unterhalten hatte, aus dem Schlafzimmer auf die andere Couch vorn zurückgezogen hat. Sie hat nicht bemerkt, daß Wolf böse war. Erst als sie das Licht ausmachen wollte, war Wolf sehr böse und ist zu sich gefahren (d.h. in seine Wohnung). Sie weiß nicht was Wolf hat.
(11.37) Frau Hagen vereinbart mit Herrn Hellwig von der KGD Cottbus für den 14. April 1967 ihre Teilnahme an zwei Veranstaltungen (14.00/19.30) in einem Betrieb. Herrn ..., ebenfalls von der KGD Cottbus, teilt sie mit, daß sie am 18. Februar nachmittags vom ehemaligen Kino "Europa" in Grünau, Regattastraße, abgeholt werden soll. Dort hat sie vorher Probe im Fernsehprobenraum bis 16.30 Uhr.
(1142)
Frau Hagen vereinbart mit einer Emma, daß sie am 19. Februar mit dieser und ihrem Mann Helmut nach Dessau fährt. Emmas Mann könne Frau Hagen dann dort auch ins Theater fahren. Ihren Wagen will Frau Hagen bei dem Ehepaar in Treptow, Karl-Kunger-Str. 57 stehen lassen. Sie wird um 10.00 Uhr dort sein.
FdRdA: ..........
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HA XX/1
Gen. Stange
Berlin, 24. Februar 1967/Weg.
26/A 10791/ /66
Bd. 512,
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem IM-Bericht:
Am 24. 2. 1967 gegen 16.55 Uhr berichtet Eva-Maria H a g e n dem Wolf B., daß sie am Sonntag Probe hat. Nun würde sie es gern sehen, wenn er zu der Ingrid wegen dieser "Sache" fährt. Wolf wird es machen.
Eva hat bis jetzt eine Stunde rumgesessen. Nun wird sie die Nacht Probe haben. Morgen möchte sie so früh als möglich fertig sein, da die Tupsi (o ä.) Vorstellung hat. Vorher möchte sie aber dort noch hin. Eventuell wird sie Wolf morgen abend anrufen. Wolf wird sich darauf einrichten. Er hofft, Eva dann gleich mitnehmen zu können, so jedenfalls wird er losfahren. Wolf wäre es sogar lieb, wenn sie schon jetzt vereinbaren wann und wo er sie abholen kann. Eva kann noch nicht sagen, ob sie ein Auto bekommt und Wolf wollte ja auch noch zu .......
Das wird Wolf machen. Eva denkt gerade daran, daß Wolf gleich zu ....... fahren könnte und dann in Babelsberg im Gästehaus schläft. Diese Nummer ist 76901-699. Dort kann er auch hinterlassen wo er sich aufhält.
Wolf soll auch von der Steffi noch grüßen. Es war sehr schön und Steffi sagte gestern, daß sie sich freuen würde, wenn Wolf mit der Eva einmal vorbeikommt. Dabei bemerkte sie auch, daß sie mit der Eva schon lange am Telefon gesprochen hat.
Eva möchte morgen gegen 9 Uhr von Babelsberg abfahren. Sie möchte zeitig zur Tupsi und abends dann mit zur Vorstellung. Am Sonnta ganz früh muß Eva dann gleich wieder nach Berlin. Nach dieser Probe muß sie gleich nach Dessau. Sie hat ja schon versucht diese Probe zu schwänzen, aber man ist der Meinung, daß sie ihre privaten Dinge ein anderes Mal erledigen kann. Mit der Regisseurin braucht sie nicht mehr sprechen, denn diese lehnte es gestern schon bei der Probe ab.
Eva interessiert es, ob der Otto noch da ist.
Das verneint Wolf, denn dieser fuhr heute weg.
Eva ist zur Zeit unter 477 oder 476 zu erreichen. Dies ist die Aufnahmeleitung.
Beide verbleiben somit bis heute abend.
Wegner
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HAXX/1
Gen. Brosche
Berlin, 14. März 1967
26/BA 19/66/ 589-Po
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
(19.16)
Herr Baetz von der DEFA verhandelt mit Evamaria Hagen über Termine wegen einer Kostümprobe. Dabei erwähnt er, daß Prof. Maetzig ursprünglich in der nächsten Woche mit dem Drehen beginnen wollte. Daraus wird aber noch nichts. Erforderlich ist zunächst also nur die Kostümprobe. Frau Hagen weiß noch nicht genau, ob sie am kommenden Montag in Babelsberg vorbeikommen kann, sie hat noch einen anderen Drehtermin für die DEFA am gleichen Tag in Magdeburg. Falls daraus nicht wird, kommt sie zur Anprobe. Baetz notiert sich, wie Frau Hagen in Dessau am Landestheater zu erreichen ist. Frau Hagen bestätigt den Eingang eines Drehbuches.
(20.32)
Evamaria Hagen unterhält sich mit Wolf Biermann. Sie findet, daß die Verabschiedung auf der Straße nicht sehr schön war. Beide verharren aber bei ihren Standpunkten, daß sie recht hatten. Aus der Unterhaltung geht hervor, daß Biermann, ohne sich zu verabschieden, weitergefahren ist zur Chausseestraße.
Evamaria Hagen erwähnt, daß sie zu Hause nichts mehr zu essen gefunden hat, nur Brot. Sie wollte sich etwas zu essen holen bzw. essen gehen, hat aber kein Geld mehr. Sie hätte Biermann das letzte Geld (Bargeld) gegeben. Das könne er nun auch behalten. Auf das Angebot von Biermann, ihr jetzt noch Geld zu bringen, geht sie nicht ein. Sie erklärt, daß sie nun nichts mehr essen will. Am 15. März fährt sie zum Drehen zur DEFA. Vorher will sie Geld abheben. Biermann bittet sie, sich vorher mit ihm in Verbindung zu setzen, bevor sie von der DEFA abgeholt wird. Frau Hagen sagt dazu nichts. Beide wünschen sich eine gute Nacht.
(20.40)
Fritz Cremer lädt Biermann und Evamaria Hagen zu einem Atelierbesuch ein. Er erwähnt, daß in den nächsten Tagen eine Figur abgeholt wird, die sie nich ansehen sollten. Frau Hagen bittet Cremer, sich deswegen mit Biermann selbst in Verbindung zu setzen.
FdRdA: ......
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HA XX/1
Gen. Brosche
Berlin, 6. April 1967
26/B/19/66/613/Höf
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 29. 3. 1967
Unterhaltung zwischen Wolf B., Eva-Maria H. und ihrer Mutter. Sie sprechen über das Wohnungsproblem. Wolf bemüht sich sehr darum, daß Eva Kontakt mit seiner Wohnung bekommt, damit sie ihren Lebenskreis erweitern kann und sich nicht in ihrer Wohnung einigelt. Wenn Wolf beispielsweise Besuch in ihrer Wohnung empfängt, der Eva nicht genehm ist, dann könnte sie sich doch in seine Wohnung verziehen. Er findet es wunderbar, daß sie zwei Wohnungen haben. Wenn Otto einmal nach Berlin kommt, dann kann er in Wolfs Wohnung leben. Eva gefällt es nicht, daß sie laufend zwischen zwei Wohnungen hin- und herpendeln. Wolf erklärt Eva, daß sie doch zwei gleichwertige Menschen sind. Wenn sie auch zusammen gehen, so heißt es doch mitunter, gewisse Abstände zu machen. Er schlägt ihr vor, in seiner Wohnung ein Zimmer zu nehmen und dieses nach ihrem Geschmack einzurichten, damit sie sich bei ihm wohlfühlt.
F.d.R.d.A.: .............
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27. Februar 1967
26/BA 19/66 569 - Po
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
(20.04)
Achim Hartmann teilt Frau Hagen mit, daß die für die "Volksbühne" vorgesehene Veranstaltung "Jazz und Volkssong" ausfällt. Es sei alles gestorben; aber er habe alles gerettet. Er nimmt an, daß er mit der Volksbühne so klarkommt, daß sie die Veranstaltung wiederholen. Unter anderem hat Hartmann erreicht, daß in der Presse mitgeteilt wird, die Veranstaltung falle wegen Erkrankung aus. Die (tatsächlichen) Gründe, teilt Hartmann mit, hängen eng mit der neuen kulturpolitischen Linie zusammen, unter dem "Oberwort: DDR-Kunst für DDR-Bürger". Das von ihnen eingereichte Programm wich zu sehr von dieser Linie ab.
Herr Holan von der Volksbühne teilte am 24. Februar nachmittags mit, daß er sich im Einvernehmen mit dem Ministerium gezwungen sieht, die Veranstaltung abzublasen. Vormittags hatte Holan noch von Sellhorn gefordert, das Programm bis zum 27. Februar umzustellen.
Frau Hagen erinnert an die vertraglich schon vereinbarte Bezahlung. Hartmann erläutert, daß es für ihn wichtiger ist, die Veranstaltung in vier oder sechs Wochen durchzuführen als jetzt derartig nur das Geld zu erhalten. Frau Hagen erklärt, daß das für sie einen Ausfall bedeutet. Sie hatte für den Termin auch andere Angebote. Hartmann lasse sich ja von der Volksbühne erpressen. Hartmann vergewissert sich, ob Frau Hagen der Meinung ist, man sollte für den 4. (März) erst einmal das Geld fordern, eine Wiederholung wäre dann eine andere Sache. Nachdem Frau Hagen bejaht hat, meint Hartmann, das würde er aber nicht für besonders diplomatisch halten. Neben den Honorarkosten hätte die Volksbühne ja auch die bereits entstandenen Werbekosten. Das wäre dann aber für sie keine Basis, mit der Volksbühne noch einmal etwas zu machen. Dem stimmt Frau Hagen zu, stellt aber dann fest, daß die Werbekosten sowieso investiert sind. Sie wären doch keine Laienkünstler, es sei ihr Beruf. Da könne man nicht von heute auf morgen absagen. Das müsse bezahlt werden. Hartmann erklärt, daß ihm diese Haltung von Frau Hagen "irgendwo" gefällt. Er läßt sich aber nicht auf weitere Diskussionen dazu ein, sondern berichtet, daß er sämtlichen weiteren Absagen selbst die Krone abgebogen hat: er hat alle Leute, die noch nicht genau informiert waren, verständigt, daß das Programm ab sofort "Jazz und neue Lieder" heißt und daß sie sich programmlich an die zur Zeit gegebenen Forderungen halten, so daß also "die nächsten Dinge erstmal nicht auffallen".
Sie diskutieren einige Zeit über den Begriff "neue Lieder", da Frau Hagen erklärt, sie könne keine neuen Lieder singen. Scherzhaft bemerkt Hartmann: "Die Zeitungen` schreien irgendwie nach Biermann". Frau Hagen bejaht: Biermann habe eine große Menge neuer Lieder, die man anbieten könnte. Hartmann lacht darüber, wie auch Frau Hagen.
Hartmann fragt, ob es stimmt, daß Biermann im VEB Elektrokohle arbeitet. Frau Hagen verneint: "Ach, was der überall machen soll und wann und wo". Das stimme nicht. Hartmann hat es von der Kulturleiterin des VEB Elektrokohle gehört, nicht als Gerücht.
Als Frau Hagen dann wieder auf die 'neuen Lieder' zu sprechen kommt, erläutert ihr Hartmann, daß sein neuer Programmtitel nur eine kurzzeitige Eingebung war. Er wollte damit die Dinge abbiegen, die auf sie zukommen. Der Titel müsse nicht bleiben, Frau Hagen müsse nicht unbedingt neue Lieder singen. Sie müßten sich darüber einmal ausführlich unterhalten: "Wir haben nicht die Absicht, uns den Leuten an den Hals zu werfen und ‚Bau-auf - Bau-auf‘-Lieder zu singen".
Am 27. Februar hatte Hartmann ein Gespräch mit Meier vom Sektor Veranstaltungswesen im Ministerium für Kultur. Man ist dort der Ansicht, daß es darauf ankommt, in einem Programm die richtigen Relationen einzuhalten - also das, was sie in Zukunft sowieso vorhatten: auch deutsche und d.h. DDR-Lieder zu machen. Es ist sehr wenig von dem Vorhandenen brauchbar.
Hartmann fixiert noch einmal seine Ansicht: sie können und wollen sich nicht hinstellen und ein Programm machen, daß zu 100 % aus blödsinnigen DDR-Liedern besteht. Sie können aber auch nicht gegen den Strom schwimmen. Das sei undiplomatisch, zumal sich das - so wie Hartmann es sieht - im Laufe der Zeit ganz schön abbauen wird. Es sei jetzt, wie Hartmann erwähnt, eine Riesenüberspitzung; es gab Dinge, die sagenhaft sind. Z. B. habe die "Junge Welt" gegen den Begriff `Volkssong` geschossen. Die Plakate für die Veranstaltung haben drei Tage gehangen. Teilweise sind sie mit dem neuen Datum 29. März überklebt worden. Das war alles schon fertig; die "Volksbühne" ist halb ausverkauft. Frau Hagen läßt sich berichten, was auf dem Plakat stand. Dabei erwähnt Hartmann auch, der Hootenanny-Klub habe sich dagegen verwahrt, seinen Namen dabei zu verwenden, um die vier Sänger anzukündigen. Übrigens werde der Hootenanny-Klub "umgetauft" und wird jetzt wahrscheinlich "Oktober-Klub" heißen ab sofort. Das wären alles so hübsche Sachen; auch die Worte Boy, Girl usw. gäbe es nicht mehr. Auch `Combo` und `Ensemble` sei irgendwo anrüchig, hat Hartmann gehört. Es gehe nicht nur um das Amerikanische, sondern überhaupt gegen das Ausländische. Das wären alles Überspitzungen, wie sie in den ersten Tagen aufgetreten sind. Frau Hagen bemerkt dazu: "Das ist ja wieder sooo ein Fehler - ein solcher Fehler".
Hartmann bemerkt, gottseidank erfahren das nicht alle. Sonst würde die Stimmung im Volke wieder auf einen Nullpunkt sinken. Es wird auch stark gegen Auslandsgastspiele geschossen, der größte Teil sei wahrscheinlich inzwischen abgesagt. Man schreibt, daß "es nicht sinnvoll ist, unsere guten und teuren Devisen auszugeben für solche Leute". Das Greco-Gastspiel sei wohl das letzte dieser Art. Es gab auch einen großen Artikel von fünf Leipziger Professoren gegen die Single-Singers.
Frau Hagen ist darüber schon von Gerry Wolf informiert. Sie wußte auch von Gerry Wolf etwas zu sagen wegen ihrer Veranstaltung in der "Volksbühne", darüber aber nichts genaues, da sie sich nur während der Vorstellung auf der Bühne darüber unterhalten haben.
Beide vergleichen ihre gemeinsamen Termine: 24. März in Luckenwalde, 26. März 19.00 Uhr in Schwedt/Oder. Hartmann sagt, das wären die ersten Termine, bei denen sie sich auf der (erwähnten) Ebene bewegen müssen. Hartmann schlägt vor, sich über die Dinge ausführlicher zu unterhalten. Frau Hagen lädt ihn für den 28. Februar zu sich ein. Falls Sellhorn abends Zeit hat, soll er mitkommen. Beide wollen das noch vereinbaren.
(21.10)
Wolf Biermann informiert Eva-Maria Hagen, daß Kurt und Erika Grünwald aus Hamburg gekommen sind. Sie wollen alle drei noch zu Frau Hagen kommen. Eva-Maria Hagen gibt deutlich zu verstehen, daß sie keinen Besuch mehr haben möchte. Nach längerem Hin und Her ist sie dann doch einverstanden. Sie kündigt an, daß sie noch spazieren gehen will, um frische Luft zu atmen.
(21.30)
Inge erkundigt sich bei Eva-Maria Hagen, ob sie und Biermann gut wieder nach Berlin gekommen sind. Inge und Kurt hatten Bedenken, daß sie unterwegs nicht mehr tanken können. Sie sind deshalb ein Stück hinterher gefahren, bis die beiden ‘weg‘ waren. Eva-Maria Hagen hatte Inge und Kurt zur Vorstellung am 2. Februar nach Dessau eingeladen. Dazu will sie noch die Karten besorgen, für das Nachtquartier ist schon alles klar. Inge und Kurt sollen sich um 19.00 Uhr am Bühneneingang melden und nach Frau Hagen verlangen.
Frau Hagen gibt ihrer Freude darüber Ausdruck, daß Inge sich gemeldet hat.
FdRdA: .......
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Berlin, 15. März 1967
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 28.2.1967
Unterhaltung zwischen Eva-Maria H., Wolf B. und Herrn Hartmann von den Jazz-Optimisten.
Hartmann berichtet, daß die "Absagebesprechung" am Freitag nachmittag war. Dabei brachten sie zum Ausdruck, daß sie Wert darauf legen, an Stelle von Cherry Wolff eigene Darsteller zu bringen. Der Werbeleiter nahm auch mit an dem Gespräch teil. Man sagte Hartmann, daß sie etwas anderes machen müssen. Hartmann hatte den Eindruck, während des Gesprächs eine richtige Freundschaftsovation zu erleben. Immer, wenn irgend etwas verboten ist, dann kommt es zu diesen komischen Sympathiekundgebungen. Im Raum, in dem die Besprechung stattfand, sah Hartmann einen ganzen Haufen Plakate herumliegen. Es waren die Werbeplakate für die geplante Veranstaltung in der Volksbühne. Hartmann erschien die Unterhaltung insofern unangenehm, weil die Gesprächspartner einerseits seine Gegner waren, andererseits konnte er jedoch auch nichts dazu. Hartmann setzte schließlich durch, daß die Krankmeldung in die Zeitung kam. Wolf fragt, warum Hartmann auf dieser Meldung bestanden hat. Hartmann erwidert, er konnte in diesem Augenblick noch nicht absehen, was sie heute über diese Angelegenheit wissen. Die Veranstaltung in der Volksbühne war die erste von dem neuen Programm. Von dem Programm hat Hartmann jedoch bis in den Herbst hinein 50 Veranstaltungen verkauft. Sollten nun weitere Absagen kommen, so muß man ihnen trotzdem das Honorar zahlen. Wolf findet das nicht einmal so schlecht. So wäre Hartmann für das gesamte Jahr das Geld gesichert, ohne daß er dafür zu arbeiten braucht.
Wolf fragt, ob Hartmann in irgend einer Weise den Eindruck bekommen konnte, daß etwas gegen Eva in Vorbereitung war. Hartmann verneint. Evas wegen wurde die Veranstaltung nicht abgesagt. Hartmann berichtet, daß sie einen Programmentwurf durchgeben mußten, bei dem jedoch die Texte fehlten. Es hat dann jemand die Texte besorgt, aber in der Zwischenzeit hat man an allen möglichen und unmöglichen Stellen des Textes etwas auszusetzen gehabt. Wobei Hartmann heute selbst einsieht, sie hätten ihr Programm bereits vorher den heutigen Gegebenheiten anpassen sollen.
Eva fordert Hartmann auf, über den gegenwärtigen Stand der Dinge zu sprechen. Hartmann sagt, die nächsten Termine sind der 24.3.1967 in Luckenwalde und der 26.3. in Schwedt. Woran Hartmann allerdings noch nicht glaubt, das ist der Termin für den 25.3. abends in der Kongreßhalle.
Hartmann stellt fest, daß die Zeitungen alle nach Wolf B. schreien, denn es wird allgemein nach neuen Liedern verlangt. Wolf erwidert, daß man ihn damit nicht in Verlegenheit bringen kann, da er genügend zur Verfügung stellen kann. Er könnte ja einmal an die Zeitungen schreiben. Hartmann bemerkt, "Klein Lieschen" würde sicherlich glauben, wenn einer an die Zeitung schreibt, dann wird das auch gedruckt. Es müßte mal einer schreiben: "Warum bringt Ihr denn nicht die Lieder von Wolf B.?"
Eva erzählt, daß sie zwar jeden Monat vom Deutschen Fernsehfunk ein festes Gehalt bezieht, aber über ein Jahr hat sie dort nichts zu tun gehabt.
Herr Hartmann berichtet, daß er die erste weitere Absage nach dem Verbot der Veranstaltung in der Volksbühne von der Konzert- und Gastspieldirektion Halle erhielt. Daraufhin rief Hartmann die anderen Konzert- und Gastpieldirektionen an und teilte ihnen mit, warum sie kurzfristig in der Volksbühne absagen mußten. Dann hat er verboten, Plakate mit der Beschriftung "Volkssong" herauszugeben und darauf verwiesen, daß sie ihr Programm entsprechend den neuen kulturpolitischen Gegebenheiten umändern. Wolf fragt, was für neue Lieder Hartmann in das Programm nehmen will. Hartmann gab diese Hinweise zunächst einmal an die Direktionen, wo die Plakate und Werbung bereits eingeleitet war.
Sie unterhalten sich dann über neue Lieder. Hartmann ist der Ansicht, wenn ein Lied bereits ein Jahr alt ist, dann zählt man es ebenfalls noch zu den neuen Liedern. Neu ist ein Lied, wenn es aktuelle Probleme enthält. Die neueren Lieder von König sind von der Problemstellung ebenfalls nicht mehr so aktuell. Eva fragt, was der Rainer Schöne jetzt macht. Hartmann weiß nur soviel, daß wahrscheinlich einige Aufnahmen von ihm gemacht wurden. Eva erläutert, daß sich ihre Stimme mehr zu alten Volksliedern eignet. Hartmann ist der Ansicht, Eva könnte ruhig ihre alten Volkslieder bringen. Eva schlägt vor, daß sie zwei neue Lieder bringt und dazu noch ein paar Lieder bekommt, die man auch bringen kann.
Wolf erklärt, Eva könnte doch sagen, da es keinen guten neuen Text gibt, hat sie Text von Heinrich Heine selbst vertont. Da Eva das nicht kann, wird sie nicht in die Verlegenheit kommen, derartiges zu sagen. Wolf erklärt, daß er nur seine eigenen Texte vertont. Eva erkundigt sich, wann Sellhorn bei ihr sein könnte, wenn er bis 21.30 Uhr zu tun hat. Er könnte 21.45 Uhr bei Frau H. sein, sagt Herr Hartmann. Hartmann ist davon überzeugt, daß Sellhorn noch zu Eva kommen wird.
Hartmann erzählt, daß am Sonntag einer vom Oktoberklub da war, der ihnen einiges vorsang. Bei diesen Liedern wüßte man überhaupt nicht, was sie damit zum Ausdruck bringen wollen. Neulich hat Hartmann mit dem Meier vom Ministerium für Kultur telefoniert. Meier sagte zu Hartmann, sie sollen sich nicht von solchen Überspitzungen leiten lassen. Die Hauptsache, daß im Programm die richtigen Relationen hergestellt sind.
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HA XX/1 - Gen. Brosche Berlin, 31. März 1967
26/B/19/66/607/Höf
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 3.3.1967 Unterhaltung zwischen Eva-Maria H., Wolf B., Helga P., Arwed G. und Ronald P.
Wolf erzählt, daß er heute abend mit Fritz Cremer telefonierte. Danach entsteht eine ausführliche Unterhaltung über Kunstsammlungen und Gemälde.
Wolf berichtet von seinem Aufenthalt an der Ostsee. Er war dort mit einem Maler zusammen, der allein in einem Haus lebt. Mit ihm ging Wolf einmal auf Entenjagd.
Die Besucher sehen sich Fotos von Eva an. Wolf betont, daß Roger diese Aufnahmen gemacht hat.
Wolf singt dann ein Lied, das er aus dem Amerikanischen übersetzte: "Meine Liebe, leb du wohl ...". Danach erzählt Wolf, daß die Veranstaltung in der Volksbühne verboten wurde und die Karten wieder zurückgenommen werden. Der Zentralrat der FDJ hat eine Gegenveranstaltung organisiert. Wolf und Eva singen dann gemeinsam das Lied: "Schlaf mein Kind ...".
Die Mitbewohner des Hauses klopfen, weil ihnen offensichtlich der Gesang und das Gitarrenspiel zu laut ist. Wolf ist darüber sehr empört, er schreit in der Wohnung herum. Eva fordert ihn auf, ruhig zu sein, da ihnen die Hausbewohner sonst wieder die Polizei auf den Hals schicken. Wolf ist der Ansicht, daß er einmal im Monat das Recht hat, in seiner Wohnung Krach zu machen. Es kommt dann zu einer heftigen Auseinandersetzung im Treppenhaus. Die Besucher unterhalten sich über die Möglichkeiten, die die Polizei hat, wenn sie einer solchen Beschwerde nachgeht. Wolf schlägt Eva vor, mit ihm zusammen zur Polizei zu gehen und die Volkspolizisten um Hilfe zu bitten, da sie von den Hausbewohnern belästigt werden. Wolf hatte vor längerer Zeit eine ziemlich lange Auseinandersetzung mit einer Frau aus dem Haus. Wolf stellt in diesem Zusammenhang zynisch fest, daß es durchaus im Interesse der Staatssicherheit liegt, wenn sie in ihrer Wohnung laut sprechen und singen können. Deshalb fände er es nett und angemessen, wenn ein Genosse von der Staatssicherheit zu dieser Frau ginge und ihr klarmachte, daß sie Wolf und Eva laut reden lassen soll.
Wolf und Eva behaupten, daß Manfred Krug das schönste Haus von Berlin besitzt. Jedes Zimmer in diesem Haus ist ein Museum für sich. Allerdings hängen dort Gorella, Paris, Graf und andere nicht an den Wänden.
Sie unterhalten sich über den Privatbesitz von Gemälden, die sehr wertvoll sind. Ronald Paris ist darüber ungehalten, daß es noch solchen Privatbesitz gibt, weil man damit der Öffentlichkeit wertvolle Kunstschätze entzieht. Sie sprechen auch über die "Delikatgeschäfte". Wolf ist der Ansicht, daß in diesen Läden kein Arbeiter etwas kaufen kann.
Wolf erwähnt, daß er immer bei Otto Manigk wohnt, wenn er an der Ostsee ist. Da die Besucher Manisch nicht kennen, erläutert Wolf, daß dieser Maler und ansonsten ein ausgezeichneter Kumpel ist. Wolf versteht sich sehr gut mit ihm, obgleich Manigks Werk bedeutend kleiner ist als das von Niemmeyer. Sie unterhalten sich dann über H a r t m u t L a n g e.
Wolf billigt Langes Republikflucht absolut nicht. Es ist ihm verständlich, wenn Menschen die Republik verlassen, die keine Kommunisten sind, aber von Lange mußte man etwas anderes erwarten können. Arwed erklärt zu Langes Entlastung, daß dieser eine andere Konzeption hat. Hartmut sagte zu ihm, daß er Stücke schreiben will, von denen er genau weiß, daß sie in der DDR nicht aufgeführt werden. Paris hatte den Eindruck, daß Lange in der DDR keine Schwierigkeiten überwinden mußte. Wolf weiß genau, daß Hartmut Lange Schwierigkeiten hatte und Eva ist darüber ebenfalls orientiert. Paris findet, daß Lange sich besonders nach dem 11. Plenum durchsetzen konnte. Arwed erläutert dann weiter die Konzeption von Hartmut Lange, der sich mit der jüngsten Geschichte des Sozialismus beschäftigen will. Diese Stücke werden höchstwahrscheinlich in der DDR nicht aufgeführt, allerdings werden diese Probleme, von dem Publikum in Westdeutschland überhaupt nicht verstanden. So sitzt nun Lange zwischen zwei Stühlen. In Westdeutschland hat er ein uninteressiertes Publikum, aber er kann seine Stücke wenigstens bringen. In der Zwischenzeit mußte Lange jedoch einsehen, daß es ohne Publikum auch nicht geht. Auch bei der Aufführung in der Westberliner Volksbühne gab es einen Mangel an Beteiligung.
Wolf zeigt seinen Gästen etwas. Er sagt dazu, daß ihm das der Leiter des Verlages "Welt und Kunst" schickte.
Wolf fragt Arwed, was dieser sagen würde, wenn Wolf eines Tages vor dessen Wohnungstür stünde und ihm erklärte, daß er soeben aus dem Autokoffer des Herrn Generaldirektor "yxz" käme. Die Anwesenden lachen darüber. Arwed sagt, in der heutigen Situation kann er sich Wolf schlecht im Westen vorstellen, weil er dort seine Funktion als Kommunist und Sozialist unzureichend erfüllen könnte. Herr Paris geht sogar soweit, daß er behauptet, Wolf B. wäre im Westen in vier Wochen tot. Zwar bekäm Wolf in den ersten vier Wochen 100.000. Mark, aber dann wäre für ihn alles aus. Wolf ist mit Paris Ansicht durchaus nicht einverstanden. Er ist davon überzeugt, daß er drüben Millionär werden könnte, aber nicht in den ersten vier Wochen. Paris ist der Meinung, daß man auch einen Wolf B. fallen ließe, wenn genügend Propaganda mit ihm gemacht wurde. Wolf ist empört, denn ihn braucht keiner zu halten, er kann selbst fliegen. Arwed glaubt, daß Wolf im Westen Karriere machen würde, allerdings sei es fragwürdig, ob Wolf dort leben kann. Wolf wirft ein, daß dies auch der Grund sei, warum er die DDR nicht verläßt.
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HH XX Gen. Brosche
Berlin, 13. März 1967
26/BA 19/66/588 Po
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 13. März 1967
(18.05)
Frau Hagen informiert ihre Wirtschafterin Frau Hellmund, daß sie erst am 14. März aus Leipzig zurückkommen wird. Frau Hellmund soll daher am Abend bei Nina bleiben. In Leipzig, so teilt Frau Hagen dann mit, haben sie viele gute Bekannte getroffen.
Frau Hellmund berichtet, daß am 12. März noch gegen 22.00 Uhr Herr Havemann mit seiner Tochter Sybille und seinen Söhnen da war. Sie wären bald gegangen.
Nina berichtet ihrer Mutter, daß Post von der Oma gekommen ist. Die Oma fragt an, wie die Strümpfe passen. Frau Hagen sagt ihrer Tochter, daß sie andere Strümpfe bekommt, da die geschickten Strümpfe zu groß für sie sind.
(18.50)
Nina Hagen unterhält sich ausführlich mit ihrem Vater Hans Hagen. Dabei erwähnt Hans Hagen , daß am 10. März Katja bei ihm war. Sie hat ihn gebeten, in ihrem Zirkel Junger Sozialisten über "Staat und Staatsmacht" zu sprechen. Er will das tun.
Nina erwähnt, daß ihre Lehrerin Frl. Döhrmann (Direktor der Theodor-Neubauer-Oberschule Prenzlauer Berg) auf der Bezirksdelegiertenkonferenz der SED gesprochen hat. Sie hätte anschließend gesagt, daß sie mit ihrer Rede nicht zufrieden war. Andere Teilnehmer waren aber der Meinung, sie hätte gut gesprochen. Frl. Döhrmann hätte starkes Herzklopfen gehabt, da sie nur einen Meter entfernt von Walter Ulbricht stand.
Am 18. März will Nina zu ihrem Vater kommen. Katja wird nachmittags auch da sein.
FdrdA: ....
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Berlin, 13. März 1967
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 13. März 1967
(18.05)
Frau Hagen informiert ihre Wirtschafterin Frau Hellmund, daß sie erst am 14. März aus Leipzig zurückkommen wird. Frau Hellmund soll daher am Abend bei Nina bleiben. In Leipzig, so teilt Frau Hagen dann mit, haben sie viele gute Bekannte getroffen. Frau Hellmund berichtet, daß am 12. März noch gegen 22.00 Uhr Herr Havemann mit seiner Tochter Sybille und seinen Söhnen da war. Sie wären bald gegangen.
Nina berichtet ihrer Mutter, daß Post von der Oma gekommen ist. Die Oma fragt an, wie die Strümpfe passen. Frau Hagen sagt ihrer Tochter, daß sie andere Strümpfe bekommt, da die geschickten Strümpfe zu groß für sie sind.
(18.50)
Nina Hagen unterhält sich ausführlich mit ihrem Vater Hans Hagen Dabei erwähnt Hans Hagen, daß am 10. März Katja bei ihm war. Sie hat ihn gebeten, in ihrem Zirkel Junger Sozialisten über "Staat und Staatsmacht" zu sprechen. Er will das tun.
Nina erwähnt, daß ihre Lehrerin Frl. D. (Direktor der Theodor-Neubauer-Oberschule Prenzlauer Berg) auf der Bezirksdelegiertenkonferenz der SED gesprochen hat. Sie hätte anschließend gesagt, daß sie mit ihrer Rede nicht zufrieden war. Andere Teilnehmer waren aber der Meinung, sie hätte gut gesprochen. Frl. D. hätte starkes Herzklopfen gehabt, da sie nur einen Meter entfernt von Walter Ulbricht stand.
Am 18. März will Nina zu ihrem Vater kommen.
FdrdA: ....
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HA XX/1, Gen. Brosche
Berlin, den 14. März 1967
26/BA 19/66 589 - Po Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 14. März 1967
(19.16) Herr Baetz von der DEFA verhandelt mit Evamaria Hagen über Termine wegen einer Kostümprobe. Dabei erwähnt er, daß Prof., Maetzig ursprünglich in der nächsten Woche mit dem Drehen beginnen wollte. Daraus wird aber noch nichts. Erforderlich ist zunächst also nur die Kostümprobe. Frau Hagen weiß noch nicht genau, ob sie am kommenden Montag in Babelsberg vorbeikommen kann; sie hat noch einen anderen Drehtermin für die DEFA am gleichen Tag in Magdeburg. Falls daraus nichts wird, kommt sie zur Anprobe. Baetz notiert sich, wie Frau Hagen in Dessau am Landestheater zu erreichen ist. Frau Hagen bestätigt den Eingang eines Drehbuches.
(20.32) Eva-Maria Hagen unterhält sich mit Wolf Biermann. Sie findet, daß die Verabschiedung auf der Straße nicht sehr schön war. Beide verharren aber bei ihren Standpunkten, daß sie recht hatten. Aus der Unterhaltung geht hervor, daß Biermann, ohne sich zu verabschieden, weitergefahren ist zur Chausseestraße.
Eva-Maria erwähnt, daß sie zu Hause nichts mehr zu essen gefunden hat, nur Brot. Sie wollte sich etwas zu essen holen bzw. essen gehen, hat aber kein Geld mehr. Sie hätte Biermmann das letzte Geld (Bargeld) gegeben. Das könne ernun auch behalten. Auf das Angebot von Biermann, ihr jetzt noch Geld zu bringen, geht sie nicht ein. Sie erklärt, daß sie nun nichts mehr essen will. Am 15. März fährt sie zum Drehen zur DEFA. Vorher will sie Geld abheben. Biermann bittet sie, sich vorher mit ihm in Verbindung zu setzen, bevor sie von der DEFA abgeholt wird. Frau Hagen sagt dazu nichts. Beide wünschen sich eine gute Nacht.
(20.40 Fritz Cremer lädt Biermann und Evamaria Hagen zu einem Atelierbesuch ein. Er erwähnt, daß in den nächsten Tagen eine Figur abgeholt wird, die sie sich ansehen sollten. Frau Hagen bittet Cremer, sich deswegen mit Biermann selbst in Verbindung zu setzen.
FdRdA: ...........
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Berlin, 14. März 1967
Informationsbericht
(22.35)
Herr Hartmann, Leiter der "Jazz-Optimisten Berlin", unterhält sich längere Zeit mit Evamaria Hagen über Termine. Am 18. März soll Frau Hagen mit den Jazz-Optimisten und einem Quartett des Oktoberklubs Berlin in Weimar auftreten. Ursprünglich war Manfred Krug vorgesehen. Dieser hat eine Beteiligung wegen der Sache in der Volksbühne abgelehnt.
Hinsichtlich der Gage einigen sich beide auf 500 MD. Hartmann erinnert sich daran, daß Manfred Krug immer mit 600 MD arbeitet, die bisherige Gage von Frau Hagen war 400 MD. Sie rechnen aus, daß Frau Hagen etwa 6 Titel zur Gitarre singen soll. Orchesterbegleitung ist nicht möglich, da keine Proben mehr erfolgen können. Eine endgültige Zusage zum 18. kann Frau Hagen allerdings erst nach Absprache mit der DEFA am 15. März geben. Sie glaubt, daß keine Schwierigkeiten entstehen. Am 15. März wollen beide auch weitere Termine für den Monat April durchsprechen. Z. B. soll am 15. April in Berlin eine Veranstaltung im Kulturhaus des VEB Elektrokohle Lichtenberg stattfinden, zu der Hartmann gern Frau Hagen haben möchte. Am 21. April wollen sie zusammen in Neustrelitz auftreten; am 23. und 24. April sollten Veranstaltungen in Greifswald und Rostock sein. Frau Hagen hat an diesen Tagen Vorstellung in Dessau. Am 29. April wollen sie in Leipzig auftreten, am 30 April eventuell in Torgau. Zum 27. April möchte Hartmann Frau Hagen gern nach Aschersleben mitnehmen.
Da Hartmann die von Frau Hagen gesungenen Titel noch in der Nacht nach Weimar durchgeben will, legen beide eine Reihe von Liedern fest, aus denen der Bedarf ausgewählt werden soll. Dies sind: - Ein Weib Heinrich Heine - Schatz, geh`nach Haus dt. Volkslied - Altfranzösiches Schäferlied - Ritterballade (frz.) - Der Traum dt. Volkslied - "Sehnsucht" schwedisches Lied, gesungen deutsch und schwedisch; übersetzt von Peter Hacks - La belle el mira Berliner Lied (Gebet einer 15 3/4jährigen) - Ich habe meine Tante geschlachtet Wedekind - "Brigitte B." Klabund - "Das gehorsame Mädchen" Volkslied (Der goldene Mittelweg) - Puntila-Lied Brecht - Ballade vom Förster und der schwedischen Gräfin Brecht - Pflaumenlied (o. ä.) aus "Puntilla" Brecht - Moldaulied aus "Schwejk im 2. Weltkr." Brecht
Hartmann will von dieser Aufstellung acht Titel durchgeben. Eine genaue Programmfolge wird er nicht festlegen. Das soll erst am 18. März geschehen, evtl. auf der gemeinsamen Fahrt mit dem Bus nach Weimar. Falls Frau Hagen noch zu den Dreharbeiten der DEFA in Magdeburg sein sollte, wird sie in Weimar informiert.
Das Programm der in Weimar stattfindenden Veranstaltung bildet, wie aus der Unterhaltung hervorgeht, den Rahmen für die nächsten Veranstaltungen.
Frau Hagen betont mehrfach, daß sie nichts singen möchte, was "denen" nicht gefällt. Hartmann äußert dazu, das sei auch für ihn klar. Er bemerkt, daß die ganze Sache seiner Meinung nach nicht mehr lange andauern kann - dann sei das wieder weg.
Frau Hagen erwähnte zu Beginn der Unterhaltung, daß sie mehrere neue Texte hat, u. a. aus in der DDR veröffentlichten Lyrik-Bänden. Die Musik dazu müsse sie noch komponieren. Beide sind sich jedoch darin einig, daß sie zum 18. März keine solcher Lieder nehmen. Frau Hagen hat auch keine Zeit mehr dazu, Melodien zu schreiben.
FdRdA: ...........
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Berlin, 30. März 1967
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 15. März 1967
Kurz nach 19.30 Uhr kommt ein Herr zu Besuch. Eva spricht ihn mit "Herr Zimmermann" an und Wolf nennt ihn Rainer (oder Reinhard). Eva begibt sich bald darauf in die Küche, um Brote zuzubereiten. In dieser Zeit unterhalten sich die Herren über Wolfs Arbeit. Rainer betont, Wolf solle sich nicht lange nötigen lassen, soll etwas vorsingen. Wolf entschuldigt sich, er müsse erst einmal sehen, ob er spielen kann, er hätte sich gestern tief in den Finger geschnitten, die Wunde könnte wieder aufplatzen. Dann erzählt Wolf, daß sie am Sonntag (evtl. auf einer Rückreise) auf der Messe waren und eine Nacht in Leipzig geschlafen haben. U. a. berichtet Wolf, daß er viel Bücher geschenkt bekam, für 300 Mark habe er bekommen und für 100 Mark geklaut. Wolf spricht über einzelne Bücher, erwähnt dabei auch eine Prachtausgabe. Rainer möchte wissen, ob Wolf dort als Biermann aufgetreten ist. Es entwickelt sich zwischen beiden Herren ein Gespräch über Literatur, ohne daß Einzelheiten entnommen werden können. Wolf berichtet auch, welche Messestände er besucht hat. Ausführlicher unterhalten sich beide über ein Buch von Ernst Fischer "Kunst und Koexistenz", das bei Rowohlt erschienen ist. Es werden Betrachtungen zum Schriftsteller Ernst Fischer angestellt. Wolf bezeichnet Fischer als ehrlichen Mann mit großer Konsequenz und großer Aufrichtigkeit und ist erstaunt, daß ein son steinalter Mann noch eine solche enorme Wandlung durchzumachen imstande ist zum Unterschied von Kurella, der doch der privilegierten Klasse angehöre. Wolf wird von seinem Gast dann noch einmal aufgefordert, zu singen. Er läßt sich nicht lange nötigen, sondern spielt, pfeift, summt und singt viele seiner bekannten Lieder, wie z. B. "...mögen sie Blumen verdorren", "Du, laß dich nicht verbittern." (s. Ber. vom 4.4.66), "Wenn die neuen Leiden kommen", "Bilanzballade" (...doch die Hundeblume blüht ...).
Zwischendurch wird die Unterhaltung weitergeführt. Rainer fordert aber immer wieder auf, noch zu singen. So singt Wolf dann auch "Wie eingepfercht in Kerkermauern, tief in den Mauern dieser Stadt, Wolf Biermann beißt mit gelben Hauern in Steine nur und hat es satt ...", "Ballade von meiner Mutter einzigen Sohn" (... nicht sehen, nicht hören, nicht schreien)".
In der dazwischen geführten Unterhaltung betont Rainer, daß er die Lieder schön findet verschiedene wären für ihn neu. Er spricht von neuen Effekten in den Melodien. Rainer betont, daß er vor allem die Soldatenlieder schön findet, so daß Wolf diese Lieder singt. Er nennt ein "Barraslied", singt dann noch einmal "Sag, wann haben diese Leiden endlich mal ein Ende - wenn die neuen Leiden kommen, haben sie ein Ende ...".
Dann zitiert Wolf seine 4 Versuche über "die alten Genossen" (s. Ber. vom 25.4.66) und erklärt seinem Gast, welche Gedanken ihm zu diesem Text bewogen haben.
Von der Unterhaltung sind keine Zusammenhänge zu erkennen, da Eva sich im Zimmer beschäftigt. Die Herren polemisieren über Wolfs Texte.
Rainer bringt wiederholt zum Ausdruck, daß er Wolfs Lieder sehr schön und seine Vortragsweise sehr gut findet.
Später singt Eva ein amerikanisches Wiegenlied, von beiden werden noch einige Lieder in englischem Text vorgetragen.
Eva macht darauf aufmerksam, daß sie nur bis 10 Uhr Krach machen können, die Leute im Hause regten sich sonst auf. Wolf bringt darüber seinen Ärger zum Ausdruck. Sie unterhalten sich im Verlaufe des Abends dann über Eva`s Reise nach Polen. Herr Zimmermann zeigt Fotografien von Batumi. Daraus ergeben sich gemeinsame Erinnerungen. Rainer war schon wiederholt in der Sowjetunion und ist auch bis nach Jalta gekommen. Er erzählt von den vielen Aufnahmen, die er gemacht hat. Von beiden werden Reiseerlebnisse geschildert. Auch vom Obstmarkt in Jalta wird gesprochen. Dabei erzählt Eva, wie sie mit dem Schiffsarzt Sascha diesen Obstmarkt besucht hat. Wolf kann sich nicht verkneifen, zu erwähnen, daß dieser Sascha noch heute an Eva schreibt.
Herr Zimmermann fragt Eva, ob sie sehr stark beschäftigt ist. Eva erzählt dann von ihrer Arbeit als Schauspielerin, spricht von ihrer Verpflichtung in Dessau und ladet Herrn Zimmermann ein, sich das doch auch einmal anzusehen.
Wolf summt und spielt dann noch einmal und trägt plötzlich ein Lied vor, das er bisher noch nicht sang (s. Ber. vom 15.3.67). Eva ermahnt, nicht so laut zu singen. Es werden noch einige bekannte Lieder gesungen, später wird die Unterhaltung wieder aufgenommen. Vor allem sprechen sie dann über Theatervorstellungen, u. a. über "Ödipus".
Gegen 22.30 Uhr kommen noch Gisela und Gerd Schröder hinzu. Denen stellt Wolf seinen Gast mit Herr Zimmermann vor. Eine belanglose Plauderei beginnt, auch über den Messebesuch wird noch einmal gesprochen. Eva unterhält sich mit Gisela (....) In der Folge wird viel über Bücher gesprochen, dabei auch über ausländische Erscheinungen. Herr Zimmermann erläutert, daß diese Bücher auch in der DDR bezogen werden können, man müsse sie nur rechtzeitig bestellen.
Während sich die beiden Frauen in der Küche beschäftigen, erzählt Wolf, daß sie heute bei Cremers ..... waren im Atelier. Darüber gibt es eine längere Plauderei, wobei Wolf zum Ausdruck bringt, daß Czimeck der große Konkurrent von Cremers ... wäre. Rainer schätzt dann ein, daß Cremers, obwohl er ein guter Bildhauer sei, doch nicht die Gelassenheit habe, die bei Czimeck zu finden wäre. Wolf führt das darauf zurück, daß Cremers als Mitglied der Partei und durch seine Treue zu ihr sich nicht hat so frei entfalten können. Seine größte Arbeit wäre wohl "Deutschland, du bleiche Mutter".
Das Thema wird gewechselt, da sich die Frauen wieder mit im Zimmer befinden. Eva erzählt viel von ihrer Arbeit, spricht vor allem über ihre Rolle als Eliza in "My fair Lady". Daraus ergibt sich eine lange Diskussion über Dialekt allgemein. Im Verlaufe dieses Gesprächs kommt auch zum Ausdruck, daß Herr Zimmermann aus Erfurt stammt.
Eva spricht auch von ihrer Rolle und von schönen Szenen im Film "Fahne von Kriwoi Rog".
Alle Anwesenden stellen Betrachtungen darüber an, daß anläßlich des 50. Jahrestages der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution bestimmt irgendetwas Tolles passiere, daß entweder das Farbfernsehen kommt, daß eine besondere Rakete gestartet würde o. a..
Weiter unterhalten sie sich über den Spielplan der Komischen Oper. Dabei wird ein Stück erwähnt, wofür Westdeutschland die Aufführungsrechte hat. Gerd Sch. spricht von Lizenzbestimmungen für dieses Stück.
In der Folge der Unterhaltung zeigt Wolf seinen Gästen Malereien oder Zeichnungen, die von einem jungen Maler in Dresden gemacht wurden, der tagsüber einen Lastkraftwagen fährt.
Sie kommen dann wieder auf Theatervorstellungen und Schauspieler zu sprechen. Dabei wird Ekkehard Schall erwähnt. Gisela drückt Empörung über Schall aus. Laut und durcheinander wird dann über den Gründungskongreß des Verbandes der Theaterschaffenden gesprochen. Jemand habe dort nachweisen wollen, warum der Verband völlig überflüssig sei. Es wird die Theaterkammer erwähnt und Wolf bringt zum Ausdruck, daß man ja die Interessen der Regierung vertreten mußte. Es wird weiter betont, daß Mäde seinen Theaterverein brauche. Alle lassen sich weiter über Herrn Mäde aus. Auch wird gesagt, daß mit dem DT kein Staat zu machen wäre, da ginge kein Mensch hinein. Es wird von Barbara Berg gesprochen, von "Machenschaften mit der Thalbach" und Wolf erzählt von Agnes Kraus, die wohl in seiner Nähe, in der Chausseestraße, wohnt. Von Agnes Kraus wird im guten Sinne gesprochen.
Wolf berichtet dann von einer Begebenheit, wo er mit anderen Personen, nach dem 11. Plenum, plötzlich vor Konrad Wolf gestanden habe. Beide hätten sich erkannt und gesprochen.
Wolf erzählt, daß er zu Konrad Wolf gesagt hat, daß das ja gar nicht stimme, was da im "Spiegel" gestanden habe von Peter Weiss, er habe sich erkundigt. Da hätte doch gestanden, daß Peter Weiss verlangt hätte, daß von Wolf Biermann die Arbeit anerkannt werden müsse (sinngemäß), wenn Weiss den Preis annehmen soll. Das habe man Peter Weiss auch versprochen. Konrad Wolf habe daraufhin gesagt, daß das ja alles Zweckmeldungen gewesen wären. Irgendwie habe Wolf dann geantwortet, daß er ja nun beruhigt sein könnte. Plötzlich habe Konrad Wolf dann angefangen zu singen "Völker hört die Signale ...", wäre gar nicht mehr auf die Worte von Wolf eingegangen. Wolf erklärt die Situation recht ausführlich. Dieses Begegnen war während einer Demonstration, wo sich beide zufällig sahen, beide kamen aus entgegengesetzter Richtung. Es wird noch festgestellt, daß Konrad Wolf in der Nähe der Kongreßhalle wohnt.
Die Unterhaltung geht dann weiter über neue Filme, u. a. wird über "Mädchen auf dem Brett" gesprochen. Dieser Film wird als gelungen bezeichnet.
Später liest Wolf etwas aus einem ND vor (es kommt aus einem Gedicht von Hölderlin etwas vor), das er als Brechtismus bezeichnet, als ungelenk und dilettantisch. Später werden auch politische Witze erzählt.
Es werden auch noch einmal Fotos betrachtet, u. a. vom Baikalsee.
Während Wolf seine Gäste hinausbegleitet, etwa gegen 0.30 Uhr, erzählt Eva Herrn Zimmermann, daß Gisela an der Volkshochschule arbeitet.
Eva ladet dann Herrn Zimmermann auch ein, doch bestimmt einmal nach Dessau in das Theater zu kommen.
In einem Zusammenhang weist sie darauf hin, unter welchen Bedingungen Wolf Biermann arbeiten müsse, das mache Eva traurig. Wolf beruhigt sie, er habe ja die "Drahtharfe", die hätte ja die größte Auflage.
Herr Zimmermann bringt dann zum Ausdruck, daß er etwas nicht besitzt. Es ist anzunehmen, daß er die "Drahtharfe" meint. Er betont, daß er sie zum ersten Male bei seinem Parteisekretär gesehen habe. Wenn Wolf ihm einmal eine beschaffen könnte, würde er sich freuen.
Weiter wird von einem Aufenthalt am Stechliner See gesprochen. Herr Zimmermann empfiehlt einen dortigen Erholungsaufenthalt. 80 km von hier in Richtung Oranienburg, zwischen Reisbrei und Falkenberg/Havel läge der See, man könne dort wunderbar Zimmer mieten. Der Ort hieße Neuglobsow (o. ä.), ein Gasthaus gäbe es dort auch. Eva wäre damit einverstanden, daß sie einmal dorthin fahren und würde sich freuen, wenn sich Herr Zimmermann ihnen anschließen könnte.
Später spricht Herr Zimmermann von einem Flötisten, der bei ihnen arbeitet. Er habe eine Flöte aus reinem Gold.
Im Verlaufe der Unterhaltung möchte Herr Zimmermann auch wissen, warum das "Ding" abgesetzt wäre. Sie sprechen dabei vom Oktoberklub im Zusammenhang mit Manfred Krug, sprechen auch von einer FDJ-Veranstaltung in der Volksbühne.
Eva erwähnt dabei, daß ihr jemand vom Ministerium gesagt habe, daß das ein großer Erfolg gewesen wäre. Sie erläutert, wie dort schon vor Beginn im Foyer gesungen wurde. Eva spricht dann von einem Durcheinander zwischen Bühne und Publikum.
Alles wird sehr leise gesprochen. Im Gespräch weist Eva einmal auf einen Teppich hin, den sie gekauft hat weil er schalldicht wäre. Herr Zimmermann erklärt auch, daß man eine schalldämpfende Decke einziehen könne. Eva nimmt an, daß die Töne durch den Ofen gehen. Daraus entwickelt sich ein längeres Gespräch über Akustik allgemein. Dabei führt Herr Zimmermann auch Beispiele aus seinem Orchester an.
Nach einer Gesprächspause fragt Herr Zimmermann wörtlich: "Mir hat man erzählt, daß Ihnen Herr Adameck einen Brief geschrieben hat, daß Sie beim Fernsehen nicht beschäftigt werden können, wenn Sie sich nicht von Biermann trennen (sinngemäß), was ist daran wahr?"
Eva bestätigt, daß sie einen solchen Brief bekam. Sie berichtet auch, was nach ihrer Vermutung der Anlaß zu diesem Brief war. Es war einmal auf der Probe, die letzte Szene war zu Ende, da holte Biermann sie vom Fernsehen ab. Die Instrumente und alles habe noch dagestanden, so daß Biermann das benutzte und dort im Raum anfing zu singen. Biermann betont hier, daß er 5 Lieder gesungen habe. Mit Eva wurde seinerzeit gesprochen, daß so etwas nicht angeht, im Proberaum zu singen. Eva habe darüber nur gelacht. Eva spricht ausführlicher darüber, auch, daß sie betont hat, daß man von ihr nicht verlangen könne, sich von Wolf zu trennen.
Eva spricht sehr ausführlich über diese Angelegenheit. Betont dann auch, daß man aber anläßlich der Verleihung des Silbernen Lorbeer sehr freundlich und entgegenkommend zu ihr gewesen wäre. Sie berichtet auch, daß sie zwischenzeitlich wenig Arbeit hatte, daß das Fernsehen jedoch wieder angeboten hat, mit ihr einen neuen Vertrag zu machen.
Eva betont wörtlich: " Der Denunziant, der uns verpfiffen hat, war NPT ...... Das habe ihr Annelore (oder Annedore) erzählt, die es von Müller-Lankow erfahren habe. Herr Zimmermann betont, daß er das seinen Kollegen mitteilen will.
Eva spricht weiter, daß die Leute erzählten, sie wäre bei der Staatssicherheit. Eva spricht dabei von Gerüchten. Dazu meint Wolf, Eva solle zugeben, daß sie für die Staatssicherheit arbeitet, dann würde er auch zugeben, daß er der Sohn von Adolf Hitler ist.
Dazu lacht Eva nur.
Gegen 1.15 Uhr verläßt auch Herr Zimmermann die Wohnung mit dem Versprechen, bis zum nächsten Besuch nicht wieder so lange zu warten.
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Berlin, 20. März 1967
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 20. März 1967
(7.45)
Evamaria Hagen berichtet Wolf Biermann von den letzten Tagen in Weimar, Dessau und Magdeburg. Zunächst schildert sie die Fahrt nach Weimar. Sie hatten sich verspätet, da schlechte Straßenverhältnisse waren. In Weimar wollten "die" wieder ihre ganzen Texte sehen. "Sie" liefen immer herum und flüsterten. Die Ritterballade hat man ihr gestrichen. Später hat man zum Sellhorn gesagt, wenn sie gewußt hätten, daß Frau Hagen das so schön singt, hätte sie auch die Ballade singen können. Biermann äußert daraufhin nur: "Scheißköpfe - Idioten". Frau Hagen schildert, daß sie anschließend mit dem Taxi von Weimar nach Magdeburg gefahren ist. Sie war morgens um 2.30 Uhr da. Heinz Thiel hatte noch auf sie gewartet, das fand sie sehr nett. Um 5.30 Uhr mußte sie wieder aufstehen, um zu den Dreharbeiten zu gehen. Bis 12.00 Uhr hat sie gedreht, ist dann weggegangen. Die Vorstellung (My Fair Lady) war sehr gut. Sie ist dann mit dem Zug wieder nach Magdeburg gefahren (2 1/2 Stunden Fahrzeit) und war demzufolge etwa gegen 22.00 Uhr wieder in Magdeburg. Anschließend hat sie im Hotelzimmer noch ferngesehen, im "International".
Der 20. März ist der letzte Drehtag in Magdeburg. Abends soll Frau Hagen noch zu dem "Modeschöpfer" Bormann. Für den nächsten Kriminalfilm, in dem sie wieder eine Rolle hat, soll noch die Aufnahme ihrer Körpermaße stattfinden. Die Besprechung für einen anderen Film wird sich um zwei oder drei Tage verschieben. Biermann erinnert daran, daß sie zusammen wegfahren wollten. Frau Hagen erklärt, sie wollte ihm sagen, daß er allein fahren soll. Sie hätte hin und her überlegt und wollte an sich gern mitkommen. Es sei aber zu viel für sie. Biermann stellt fest, daß er auf keinen Fall jetzt so wegfährt. Er versucht sie davon abzubringen, noch zu Bormann zu gehen. Frau Hagen sagt ihm, daß sie nach dem Drehen nicht gleich wieder nach Hause fahren kann. Sie gibt zu, daß am Abend noch eine Feier stattfindet, will aber versuchen, noch am Abend mit dem Zug zu kommen. Allerdings weiß sie nicht genau, wie sie fahren kann. Beide versichern sich ihrer Liebe. Biermann erklärt, es passe ihm nicht, wenn sie immer weg von ihm ist.
Frau Hagen fragt, ob Biermann noch Besuch aus Hamburg hatte. Biermann bejaht, er will dann später davon erzählen. Es war sehr schön. Er hat jetzt auch schöne schwedische Lieder, mit Übersetzungen.
Biermann sagt wiederum, er brauche ihre Hilfe, sie müsse gefälligst bei ihm sein. Frau Hagen erklärt daraufhin, sie hätte sich das mit dem Singen überlegt. Wenn das jetzt so ist, sei ihr das zu affig. Sie hätte so viel andere Arbeit, mit "My Fair Lady" und dem Film. Sie wäre kaum noch bei ihm, wenn sie auch noch singt. Daher - und auch weil es ihre Kräfte überfordert - will sie vorläufig nicht mehr singen. Sie stellt die Frage, was sie davon hat, wenn sie so viel verdient, aber kaputt ist und nicht bei ihm. Biermann findet das sehr richtig. Frau Hagen meint, sie müßten dann etwas sparsam leben. Biermann sagt daraufhin, sie brauchten weniger Geld, seitdem er selbst einkauft. Es sei alles viel billiger.
Zum Singen sagt Biermann noch, wenn "die" so affig mit den Texten sind, dann "sollen sie dich doch gern haben". Das hat sich Frau Hagen auch gedacht. Biermann findet das eine "Schande: wozu bespitzeln die uns denn, wenn sie nicht einmal wissen, daß du wirklich keine Sachen von mir singst?" Frau Hagen hat das (in Weimar) auch immer laut und deutlich gesagt: sie würde doch keine Biermann-Texte singen usw... Hinterher waren "die" zu ihr sehr freundlich.
Frau Hagen berichtet in diesem Zusammenhang ausführlich von Weimar. Sellhorn hatte ihr erzählt, daß er ein Telefongespräch von 1 1/2 oder 2 Stunden hatte. Er mußte sämtliche Texte durchsagen vorher. Dann wurde ausgesucht. Frau Hagen beschreibt, daß sie dann die Texte ansagen mußte, weil sie noch etwas umgestellt haben. Der Mann habe sich den Text mitstenografiert, sei dann weggegangen irgendwohin mit dem schwedischen Lied. Er kam wieder und sagte, das müßten sie leider auch weglassen, Frau Hagen verstehe das doch sicher. Sie antwortete dem Mann, sie verstehe das nicht. Das Moldaulied von Brecht durfte sie auch nicht singen, Brecht sei nicht gewünscht. Biermann macht zwischendurch immer wieder Einwürfe wie: "die zittern ja - die Scheißköpfe - - o Gott -". Frau Hagen schildert nochmals, daß man anschließend sehr nett zu ihr war. Sie kommt darauf zu sprechen, daß für die Veranstaltung ursprünglich Manfred Krug angesagt war. Man mußte alles auf sie umdisponieren. Wie man ihr später sagte, war das Publikum von ihrer Art zu singen sehr angetan; besonders die Höhen hätten sie fasziniert. Das hätte ihr der nette Junge "von der Kultur" gesagt. Biermann sagt dazu dann: "Furchtbar. Wie die verstümmelt werden. Die könnten alle erstklassige Leute sein und müssen nur zittern vor diesen Gaunern, vor diesen Amokläufern. Frau Hagen stimmt dem zu. Sie findet es lustig, wie die Leute wegen der Texte immerzu hin und her liefen und damit in ein unheimliches Büro gingen. Frau Hagen kommt sich jetzt wirklich fast vor wie in den Kafka-Geschichten: "Ja - wirklich! Ich denke, da sitzt irgendwo so ein unheimlicher Apparat, man kann gar nichts machen" - .
Die Unterhaltung nimmt dann folgenden Verlauf:
Frau Hagen: Die kleinen Misthunde huschen da umher und haben selbst ... sind selbst Erreger in diesem Werk ... Mensch!
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HA XX/1, Gen. Brosche Berlin, 4. April 1967
26/BA 19/66/609-E
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 4. April 1967
(15.00 Uhr)
Herr Köppke vereinbart mit Frau H., am Mittwoch, dem 5.4.67, um 13 Uhr in ihrer Wohnung einige Lieder durchzusehen. Er betont, daß Frau H. doch sicher noch verschiedene Lieder hat, die er noch nicht kennt. Um 17 Uhr müsse er im Funk sein. Frau H. ist mit dem Termin einverstande.
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HA XX/1, Gen. Brosche Berlin, 7. April 1967
26/B 19/66/616-E
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 18. März 1967
In den Mittagsstunden empfängt Wolf einige Leute aus Westdeutschland (Hamburg).
Im Durcheinander der Plaudereien ist zu erkennen, daß Wolf zu einer Person erwähnt, daß er ein Gespräch mit dem Leiter des Verlagswesens hatte. Er beschreibt, daß dieser Leiter über alle Verlage der DDR sei, ein alter Genosse. Dabei erwähnt Wolf auch etwas von dem Generalstaatsanwalt und dem Harichprozeß vor 10 Jahren. Es kommt zum Ausdruck, daß Wolf sich mit diesem Mann darüber unterhalten hat, wer wirklich die guten Kommunisten sind. Einer der Besucher berichtet von einem Erlebnis, das er hatte, als er mit dem Motorrad nach Buckow gefahren ist.
Wolf erwidert darauf, daß die Leute lügen, weil sie ein schlechtes Gewissen hätten, weil sie wüßten, daß das nicht in Ordnung sei, was sie machen und weil sie sich dafür schämten. Wörtlich sagt Wolf weiter: "Aber weil sie sich so festgefahren haben mit dieser Pogromhetze und dieser Kampagne auf dem 11. Plenum, daß sie nicht wissen, wie sie wieder umkehren sollen, ohne sich zu blamieren".
Wolf betont, daß seine Mutter furchtbar unter diesen Zuständen leide und nicht zur Ruhe käme.
Ein Herr erwidert, daß man einfach die Zeit abwarten müsse, etwas müsse ja kommen.
In einem anderen Zusammenhang wird der Name Rodenberg erwähnt. Dazu meint Wolf, es gäbe Leute, die meinen es ganz ehrlich oder sie wären doof. Er meine z. B. "solche Leute wie die Rodenberg, diese Kuh". Ein Besucher charakterisiert Frau Rodenberg als Organisationstier. Darauf antwortet Wolf: "Mickymaus, die ist doch gar nichts, doch nur, weil sie die Frau von dem Rodenberg ist, der übrigens auch ein Wörtchen mit redet. Ein kleines Mäuschen, das hier als Tiger rumläuft".
Auf eine Antwort darauf erwidert Wolf wieder, daß er das früher habe auch nicht einsehen wollen. Das sei so, wenn man jung ist, man studiert, falle einem das schwer vor allem wenn man gerade auf dem Gebiet ist, wo man sehr viel Vertrauen und Vernunft hat. Aber auf die Dauer könne man nicht einen Stein von oben nach unten fallen sehen und sagen, er fällt nicht.
Wolf spricht dann von Angehörigen der privilegierten Kaste innerhalb des Sozialismus und vom Verdienst derer, die gegen Faschismus gekämpft haben, daß aber die Erkenntnis ganz furchtbar sei.
Wolf begründet, warum das aber gar nicht das Problem wäre. Es gäbe kaum einen einzelnen Mann hier im Staat, in der Führung, den er persönlich hasse, das könne er gar nicht. Im Gegenteil, wenn er Gelegenheit habe, mit einem von diesen zu sprechen, nehme Wolf das wahr. Der Bruno H.... (o.ä.) wäre der gewesen, mit dem Wolf nach dem 11. Plenum die erste Unterhaltung hatte. Wolf wäre nicht beleidigt gewesen usw. wegen dessen Auftreten. Wörtlich sagt Wolf: "Stell dir mal vor, die wären nicht so verhaßt in der Bevölkerung, da hätten die Leute auf der Straße mich gelyncht. Jetzt muß ich sagen, die Leute auf der Straße sind alle sehr freundlich zu mir, die Marktfrauen, die im Gemüseladen, alle sind nett zu mir. - Schlimm, daß man von den Genossen so behandelt wird. Sie sollen ja nicht widerspruchlos hinnehmen, was ich bringe. Ich bin ein junger Mensch, kein Politiker, bin ein Dichter. Ich habe Irrtümer, manches weiß ich besser. Ich bin eine Person genau wie die. Sollen sie doch schreien, aber doch erkennen, daß ich Kommunist bin. Ich sage von ihnen doch auch nicht, daß sie keine Kommunisten sind. Sollen doch meine Sachen drucken und verbreiten und sollen dann die Presse - sowieso monopolisiert, was ein Verbrechen außerdem ist - sollen das Volk sich äußern lassen, aber sie haben kein Vertrauen in das Volk".
Wolf will sich weiter über die Demokratie auslassen. In dem Augenblick teilt ihm Eva mit, daß sie mit ihrem Wagen eine Panne hat und nicht weiterkann. Wolf verspricht, sie sofort abzuholen bzw. seinen Wagen zu bringen. Er wird die Leute nach Hause schicken, antwortet er auf eine diesbezügliche Bemerkung von Eva. Wolf erkärt seine Besucher dann auch, worum es geht und bittet die Gäste, für heute das Gespräch abzubrechen.
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HA XX/1, Gen. Lohr Berlin, 6. Juni 1967
26/B 19/66/658 - Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 6. Juni 1967.
Unterhaltung zwischen Gisela und Eva Hagen. Gisela erzählt vom jüngsten Kriegsgeschehen in Nahost.
Eva ist darüber erstaunt, da sie davon noch nichts weiß. Gisela meint, daß Nasser offiziell mit dem Krieg begonnen hat, da er keine Schiffe durch den Suezkanal ließ.
Über die Zahl der Toten kann Gisela keine Angaben machen. Sie erzählt, daß viele Länder (Algerien, Jordanien, Irak) die VAR durch Soldaten unterstützen.
Danach sagt Gisela, daß die gestrige Panorama-Sendung dieses ganze Problem behandelt hat. Sie erzählt zum Teil, was in dieser Sendung gezeigt wurde.
Abschließend meint sie: wenn der Rausch der Araber vorbei ist, vielleicht wird dann ein Waffenstillstand zustandekommen.
Eva weiß zu dieser israelischen Aggression nicht viel zu sagen. Sie bemerkt, daß es furchtbar sei.
F.d.R.d.A. ...........
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XX/1, Gen. Lohr Berlin, 8. Juni 1967
26/BA 19/66/661-Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 8. Juni 1967
(20.10)
Wolf fragt Eva, ob sie ihm untreu war, da gestern sein Ring zerbrach. Eva meint, daß sie Wolf so treu wie nie war. Eva hat große Sehnsucht. Wolf erklärt, daß er heute nacht zu ihr kommen wird. Eva wär sehr froh darüber, aber sie gibt ihm den Rat, erst morgen früh von Koserow abzufahren. Er soll nicht in der Nacht fahren. Sie hat schreckliche Angst um Wolf. Sie erzählt, daß sie in den letzten Tagen viele schlimme Unfälle gesehen hat.
Wolf entschließt sich, morgen früh abzufahren und ist gegen 18.00 Uhr in Berlin. Eva ist einverstanden.
Weiter teilt Eva Wolf mit, daß sich Andreas Reimann nach ihm erkundigt hat. Neulich war auch Martin Remanee (o. ä.) bei Eva. Martin hat ihr allerhand erzählt. Sie wird es Wolf noch schildern.
Eva sagt dann, daß sie beide (Eva u. Wolf) von Brigitte Martin anläßlich ihres Geburtstages nach Grünheide am kommenden Sonnabend eingeladen wurden.
Eva bemerkt, daß sie dem Böttcher bereits wegen des Urlaubsplatzes Bescheid gesagt hat. Er hat sich sehr darüber gefreut.
Abschließend sagt Wolf, daß er herrliche Sachen erlebt hat.
Er wird es Eva noch berichten.
(20.40)
Andreas Reimann erkundigt sich bei Eva, ob Wolf morgen kommt. Eva meint, daß Wolf gegen 18.00 Uhr in Berlin sein wird. Andreas kann es noch nicht genau sagen, ob er morgen in Evas Wohnung kommen kann, da er erst Kurt Bartsch anrufen muß, um zu fragen, ob er dort übernachten darf. Eva sagt, daß Andreas in ihrer Wohnung schlafen kann. Andreas ist damit einverstanden. Er wird nach 23.00 Uhr kommen.
Andreas erwähnt abschließend, daß er mit dem Lektor noch sprechen muß, weil sie heute den Vertrag abschließen wollen.
F.d.R.D.A.: R.....
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Bezirksverwaltung für Greifswald, d. 12.06.1967
Staatssicherheit Rostock Ma/894/67
Kreisdienststelle Greifswald
Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Rostock
Abteilung XX - Gen. Major Scherwinski -
Rostock
Information zu Wolf Biermann
Ergänzung zu unserem Bericht vom 18.05.1967, Tgb.-Nr.: 690/67
In einer weiteren Unterhaltung mit dem Genossen ...... vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Greifswald brachte der Dr. M. in Ergänzung zu der letzten Aussprache über Biermann noch folgendes zum Ausdruck:
Am Ostersonnabend, als Biermann in Ückeritz weilte, hat er von seiner Freundin - der Schauspielerin Eva-Maria Hagen aus Berlin - einen Anruf erhalten, worin die H. dem B. mitgeteilt hat, daß sie in Berlin von der Staatssicherheit beschattet werde. Nach Einschätzung der anderen freischaffenden Künstler und besonders durch ..... habe sich der B. wegen des Anrufes zu so negativen Äußerungen und gewissen Aufbegehren hinreißen lassen. Durch den Gen. Dr. M. wird aber eingeschätzt, daß Biermann an diesem Ostersonnabend seine wahre Haltung offenbart habe.
Leiter der Kreisdienststelle
Tromp, Major
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HA XX/1, Gen. Lohr Berlin, 28. Juni 1967
26/BA 19/66/ 668 -Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 28. Juni 1967
(09.30)
Helga Nowak aus Island erkundigt sich bei Eva Hagen, ob Wolf Biermann zu sprechen ist. Eva kann der Dame nicht sagen, wo sich Wolf zur Zeit aufhält. Sie gibt der Dame die Telefonnummer von Wolfs Wohnung in der Chausseestraße.
Helga N. bemerkt, daß sie extra aus Island gekommen ist, um Wolf zu sprechen. Wolf wüßte von ihrem Erscheinen. Auf alle Fälle soll Eva dem Wolf sagen, daß sie (Nowak) in Berlin ist.
(10.38)
Aus einem Gespräch zwischen Wolf und Robert Havemann geht hervor, daß gegen 17.00/18.00 Uhr Johannes zu Robert kommt. Robert erklärt, daß Wolf und Eva auch eingeladen sind. Wolf will kommen.
(11.38)
Helga N. fragt Eva, ob Wolf da ist. Eva bejaht.
Wolf spricht mit Helga N..... Helga erzählt, daß sie vom Bahnhof Friedrichstraße einige Leute angerufen hat. In ca. einer Stunde wollen sich beide in der Chausseestraße treffen.
Wolf fragt Helga, ob sie schon einmal in seiner Wohnung war. Sie sagt, daß sie bereits dort war, aber es war schon lange her.
(11.50)
K u r t erkundigt sich nach Wolf. Eva teilt Kurt mit, daß Wolf zur Zeit in der Chausseestraße ist.
Kurt erklärt, daß er vielleicht nächste Woche, bevor Eva wegfährt, noch einmal zu ihr kommt.
F.d.R.d.A.: Röbisch
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XX/1 - Gen. Lohr Berlin, 17. Juli 1967
26/BA/19/66/682 - Hg
Vertrauliche Dienstsache!
Informationsbericht
Auszug aus einem - GI - Bericht vom 17. Juli 1967.
14:57 Uhr
Ein Herr Bloch meldet sich bei Frau H. Beide erkundigen sich erst einmal nach ihrem Befinden. Er teilt dann mit, daß er eben aus Eisenach einen Anruf bekommen hat, die suchen eine Elaisa, als Gast. Sie möchte wissen, wer das macht. Herr Bloch sagt, daß das der Walter Schmidt macht, das ist ein junger Regisseur. Frau H. möchte wissen, wie Herr Bloch dazu kommt, ob er in Eisenach ist. Herr Bloch ist nicht in Eisenach, er ist beim zentralen Bühnennachweis. Frau H. meint, daß das eigentlich eine schöne Sache ist. Herr Bloch bemerkt, daß Anfang August die Proben beginnen, im September ist die Premiere. Frau H. bemerkt, daß das schon etwas wäre, sie ist daran interessiert, weil sie das gern spielt. Herr Bloch wird dem Karl Ball (?) sie nennen, der könnte dann alles weitere mit ihr besprechen. Frau H. findet das richtig.
Frau H. sagt jetzt, daß er also beim Bühnennachweis ist. Sie möchte wissen, ob er in Berlin wohnt. Herr Bloch bestätigt das. Frau H. meint, daß sie sich dann vielleicht mal besuchen könnten. Herr Bloch fügt ein, daß sie mit dem Wolf zusammen ist. Frau H. bestätigt das. Dann möchte sie ihn von ihm grüßen. Herr Bloch bemerkt, daß sie doch einen gemeinsamen Bekannten haben - den Jonny Löhr - der ist gestorben. Sie sollte doch mit dem Wolf sprechen, daß er mit zur Beerdigung geht. Herr Bloch erwähnt, daß seine Eltern im Moment nicht da sind, der Jonny Löhr war gut befreundet mit seinen Eltern. Im Moment weiß er nicht, wie er sich verhalten soll. Er müßte aber dahin gehen. Herr Bloch glaubt, daß der Wolf da auch hingehen wird. Frau H. möchte wissen, wann die Beerdigung ist. Herr Bloch weiß das nicht. Er bittet darum, daß sich der Wolf mal bei ihm meldet. Frau H. wird es dem Wolf sagen.
Frau H. sagt noch einmal, daß er doch beim Bühnennachweis ist, da hört er doch manchmal - sie weiß nicht, ob es dem Wolf recht ist, wenn sie das sagt - der Wolf war am Berliner Ensemble Regieassistent, der könnte sehr gut Brecht machen, wenn irgendwo - als Gastregisseur. Frau H. hat gehört, daß sie in Magdeburg jemand suchen für "Die Mutter". Frau H. fände es sehr schön, wenn er irgendwie etwas machen könnte, damit er mal unter Menschen kommt. Da darf bloß nicht so ein schlotteriger Oberspielleiter sein, denn es kann ihm niemand etwas (o.ä.), wenn er "Die Mutter" inszeniert oder so etwas.
Herr Bloch würde so vorschlagen, sie sollte mit ihm sprechen in der Löhr-Sache. Er meint, daß sie sich vielleicht einmal treffen. Frau H. bemerkt, daß man vielleicht etwas machen kann, wenn er etwas hört. Herr Bloch wäre auch daran interessiert, ihn wirklich wieder einmal zu sehen. Dann kann man ja über bestimmte Sachen sprechen. Frau H. findet das sehr schön. Sie bedankt sich auch bei ihm.
Beide kommen noch einmal auf die Sache in Eisenach zu sprechen. Herr Bloch wird dem ein Telegramm schicken, daß sie daran interessiert ist. Frau H. wirft ein, daß sie in drei Tagen an die Ostsee fährt, aber das macht ja nichts, sie ist am 1. August wieder hier.
15:03 Uhr
Frau H. spricht jetzt mit Wolf B.. Sie teilt mit, daß sich der Bloch eben bei ihr gemeldet hat. Er möchte wissen, ob er mit zu der Beerdigung zum Jonny Löhr gehen würde. Wolf sollte sich mal bei dem melden, der ist jetzt beim Bühnennachweis 22 28 65 oder 64.
Wolf bedankt sich.
F.d.R.d.A.
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HA XX/1 Gen. Lohr Berlin, 17. Juli 1967
26/BA 19/66/683 - Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 17. Juli 1967
(19.10)
Eva-Maria Hagen fragt Wolf Biermann, ob er mit dem Streichen der Regale fertig ist. Er verneint.
Wolf hätte es gern, wenn Eva in die Chausseestraße kommen würde. Eva erwidert, daß sie die Wohnung aufräumen muß. Danach erkundigt sich Wolf, wann sie an die Ostsee fährt. Eva kann es z. Z. nicht genau sagen.
Morgen muß Eva zunächst zum Arzt. Es wird dort eine Weile dauern. Wolf möchte wissen, zu welchem Arzt sie geht. Eva will es Wolf später erzählen.
Sie vereinbaren, daß Wolf heute Abend noch in die Zelterstraße kommt.
Abschließend fragt Wolf Eva, ob sie ihn noch liebt, sie möchte es sachlich erklären. Eva sagt darauf: "Ja, ich liebe dich".
(21.35)
Günter Simon erkundigt sich nach dem Befinden von Eva. Eva erzählt, daß es ihr gut geht.
Dann fragt Günter, ob sie am Donnerstag an einer Abschlußveranstaltung des Kinderferienlagers mitwirken möchte. Eva würde es gern tun, sie hat aber die Absicht, an die Ostsee zu fahren, da ihr Urlaub sowieso durch die verschiedensten Arbeiten zum Teil versaut wurde. Günter hat dafür Verständnis. Eva sagt, daß sie gelegentlich gern mal zu Günter rauskommen möchte. Sie bemerkt, daß es mit ihm in Moskau so schön war. Günter fragt, ob sie ihrem Mann schon alles erzählt hat. Eva bejaht die Frage.
Günter erwähnt, daß er zwei Tage keinen Alkohol angefaßt hat. Heute sei der erste Abend, wo er wieder einen Wodka getrunken hat. Eva meint, daß es ihr auch nicht besonders gegangen ist (mit dem Magen). Jetzt ist sie jedoch darüberweg. Abschließend bemerkt Eva, daß sie am 05. August wieder von der Ostsee zurückkommt. Sie läßt Günters Frau schön grüßen
F.d.R.d.A.: Röbisch
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Kreisdienststelle Wolgast, d. 31.07.67
- W o l g a s t -
Bericht
Aufenthalt des Lyrikers Wolf Biermann in Ückeritz
Durch die KP Kannenberg wurden nachfolgende Feststellungen über die Bewegungen des B. gemacht:
04.07.67 B. wurde um 17.30 Uhr festgestellt. Er kam mit dem VW-IB 80-83. Bei ihm befand sich die Schauspielerin Eva-Maria Hagen. Gegen 23.00 Uhr begaben sich beide in das Fremdenzimmer von Manigk, wo sie schliefen.
05.07.67 Abends hat ihn die KP angesprochen. B. war verschlossen. Er sagte nur, daß er mit Eva auf dem Achterwasser segeln gewesen wäre und das Boot von Matthias Wegehaupt benutzte.
06.07. + 07.07.67 B. fuhr mit Badesachen mit der Hagen in Richtung Wolgast. Er war vermutlich am FKK-Strand in Zempin.
08.07.67 Gegen 12.30 Uhr fuhr er mit dem PKW in Richtung Wolgast. Die Hagen fragte dabei: "Fahren wir jetzt zu Erwin?"
09.07.67 Im Laufe des Vormittags ist er wieder mit der Hagen abgefahren.
Während seines Aufenthaltes versuchte die KP mehrmals mit ihm in ein Gespräch zu kommen. Er war sehr unzugänglich. Der B. war fast ausschließlich mit der Hagen zusammen.
Die KP teilte mit, daß sein Telefon nicht in Ordnung war und als er mich anrief die Möglichkeit bestand, daß das Gespräch von .... aus mitgehört wurde. Er hatte nämlich am gleichen Tage ein Gespräch von .... mitgehört.
Inzwischen ist das Telefon wieder in Ordnung. Bei seinem Anruf hatte die KP nur ihren Namen gesagt und mir mitgeteilt, er hätte wieder Besuch.
Am 21.07.67 um 12.30 Uhr kam B. gemeinsam mit Eva-Maria Hagen und einem 14 - 16jährigen Mädchen erneut nach Ückeritz mit einem PKW VW. Alle 3 schlafen in dem Fremdenzimmer des .....
Das Mädchen hat Ähnlichkeit mit der Hagen und ist vermutlich deren Tochter.
Aus einem Gespräch des B. im Zimmer mit der Hagen konnte die Frau der KP folgende laute Äußerungen hören: "Warum lassen sie mich nicht rüberfahren und warum gehen sie keine Kompromisse ein?"
Aus dem Gespräch war zu entnehmen, daß B. eine Einladung aus Westdeutschland erhalten haben muß.
Am 21.07.67 gegen 14.15 Uhr fuhren alle 3 Personen in Richtung Zempin. Gegen 22.00 Uhr kamen sie wieder zurück.
Am 22.07.67 fuhr die Hagen mit dem Mädchen nach Koserow zum Einkauf.
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Bezirksverwaltung für Rostock, 4. Aug. 1967
Staatssicherheit Rostock
Abteilung XX
Ministerium für Staatssicherheit
Hauptabteilung XX
Gen. Oberst Kienberg
Berlin
Aufenthalt des Wolf Biermanns bei den Usedomer Künstlern
Biermann, Eva-Maria Hagen und das Kind Biermanns aus 1. Ehe (Sohn ca. 4 Jahre alt) waren in der Zeit vom 4.7. bis einschl. 9.7.1967 bei den Usedomer Künstlern und wohnten bei dem Kunstmaler Manigk in Ückeritz.
Biermann war mit dem Volkswagen, pol.-Kennz. IU 52-47 in Ückeritz.
Während dieser Zeit war Biermann vorwiegend mit den Kunstmalern ..... und ..... zusammen. Tagsüber war Biermann mit Eva-Maria Hagen am FKK-Strand und mit der Segeljacht des Kunstmalers Wegehaupt auf dem Achterwasser segeln.
Seit dem 21.7.1967 ist Biermann erneut mit dem o. g. Personenkreis bei den Usedomer Künstlern und wohnt wiederum bei dem Kunstmaler Manigk in Ückeritz.
Durch die KP Kannenberg wurde bekannt, daß Biermann im Gespräch mit Eva-Maria Hagen auf dem Hof bei .... in sehr lauter Form geschimpft hat. In diesem Gespräch ging es darum, daß Biermann nicht nach Westdeutschland fahren darf. Offensichtlich hat Biermann eine Einladung aus Westdeutschland bekommen, die abgelehnt wurde. Bei diesem Gespräch äußerte Biermann, wie man so etwas machen kann und er möchte wissen, was er verbrochen hat.
Obengenannten Sachverhalt konnte die KP nur sinngemäß wiedergeben, da sie das Gespräch nur aus dem Fenster des Hauses beobachten bzw. verfolgen konnte.
Leiter der Abteilung XX Scherwinski, Major
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HA XX/1, Gen. Lohr Berlin, 8. August 1967
26/B/A/19/66/691/Bl
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 8. August 1967
(9:35 Uhr)
Frau Eva-Maria H. unterhält sich mit Herrn S c h i l l i n g (Cottbus) über ihr Programm von morgen, 9. August 1967.
Eva-Maria H. und Herr Schilling werden morgen zusammen im Kur-Theater Bad Elster ein Programm gestalten. Herr Schilling erklärt, das ganze Programm sei auf das Zugehörigkeitsgefühl der Menschen untereinander abgestimmt; nicht im gesamten politischen Sinne, sondern rein menschlich. Er wird dort kurze Stücke u. a. von Heine und Goethe rezitieren, und Eva-Maria H. soll u. a. aus der deutschen und französischen Folklore etwas singen, so weit wie möglich zur Gitarre. Sie vereinbaren, das vorher noch genau abzustimmen.
In bezug auf die Fahrt nach Bad Elster erläutert Eva-Maria H., ihr Auto sei nicht in Ordnung, und sie und ihr Mann hatten sich vorgenommen, zusammen mit der Bahn zu fahren. Ihr Mann will mitfahren, da er in Markneukirchen zu tun hat. Herr Schilling erwidert, er beabsichtigt, ihr ein Auto zur Verfügung zu stellen. Ihr Mann könnte da selbstverständlich mitfahren. Herr Schilling kann hinsichtlich des Autos z. Z. noch nichts Genaues sagen.
(10:10 Uhr)
Wolf B. informiert Emma, daß er heute doch nicht weg muß. Er wird ihr das nachher erzählen. (Emma ist mit Manuel u. a. zusammen).
(14:13 Uhr)
Wolf B. schlägt Eva-Maria H. vor, zusammen essen zu gehen. Er möchte wissen, ob es ihr etwas ausmacht, wenn sie mit den Kindern gehen würden, mit Jonas usw. Eva-Maria H. hat nichts dagegen.
Wolf B. bemerkt kurz, daß auch K u r t da ist.
(14:40 Uhr)
Herr Wendler von der Kreisfilmstelle Frankfurt/Oder erläutert Frau Eva-Maria H., daß am 12. August in Rathsdorf bei Eisenhüttenstadt ein großes internationales Jugendtreffen stattfindet, das von der Kreisfilmstelle veranstaltet wird. Der Herr möchte wissen, ob es Frau H. möglich wäre, daran teilzunehmen. Frau H. erkundigt sich, ob sie da singen soll. Herr Wendler entgegnet, in dieser Form seien keine Grenzen gesetzt. Sie hatten an ein Gespräch über die Sibylle und an eine Autogrammstunde gedacht. Frau H. erläutert, wenn sie singt, ist sie es von der Konzert- und Gastspieldirektion gewohnt, daß man mit ihr einen Vertrag macht und das entsprechend honoriert. Ihr reicht es, wenn man ihr ein Telegramm schickt und so den Vertrag fixiert. Herr Wendler ist damit einverstanden. Die Uhrzeit für ihre Anreise am 12. August wird Frau H. in diesem Telegramm auch mitgeteilt. F.d.R.d.A.: Berg
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HA XX/1, Gen. Brosche Berlin, 28. August 1967
26/BA 19/66/713 - Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 28. August 1967
(19:25)
Robert Havemann fragt Eva, wie es ihr und Wolf Biermann geht. Eva erklärt, daß Wolf für ein paar Tage mit Manuel nach Feldberg gefahren ist. Außerdem erzählt sie Robert, daß Emma bereits einen Monat hier ist.
Eva meint, daß sie sich morgen oder übermorgen sehen werden. Robert ist damit einverstanden. Sie wird sich jedoch vorher bei Robert anmelden. Abschließend meint Robert, daß er vorläufig in der Stadt wohnt.
(20:15)
Wolf Biermann spricht mit Eva-Maria Hagen. Er meint, daß er nach ihr große Sehnsucht hat. Eva geht es genau so. Sie kann es gar nicht mehr aushalten.
Morgen gegen 17:00 Uhr kommt Wolf aus Feldberg zurück.
Wolf bittet Eva, daß sie morgen an das Heim "Hollerbusch" (o ä.) in Feldberg, zu Händen des Herrn Hübner, 120,--Mark schicken möchte. Eva will das Geld telegrafisch überweisen. Wolf meint, daß es die Kosten seines Aufenthaltes sind. Es wär etwas teuer geworden. Pro Tag 30.-- Mark.
F.d.R.d.A.:
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HA XX/1, Gen. Brosche Berlin, 1. September 1967
26/BA 19/66/719 -Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 1. September 1967
(15:18)
Herr Borkowski spricht mit Eva-Maria Hagen.
Er hat den Artikel bzw. das Interview durchgelesen. Fünf kleine Korrekturen hat er vorgenommen. Es sind kleine, aber Korrekturen von sehr prinzipieller Bedeutung.
Eva fragt, ob er den Artikel von Herrn Kirfel meint. Herr Borkowski bejaht und fügt hinzu, daß er den sogenannten Artikel von Kirfel meint.
Außerdem hat Herr Borkowski Evas kleine Aufzeichnung als Interview an die Tageszeitung "Neue Zeit" verkauft. Er erwähnt, daß die "Neue Zeit" sehr schöne Wochenendausgaben, schöner wie andere Tageszeitungen, herausbringt.
Trotz der vorgenommenen Änderungen ist der Artikel keine schöne Sache. Es ist allerdings so, daß jeder Mensch, der aus der Branche ist, weiß, daß der Autor Herr Kirfel heißt. Wenn man aber jetzt die Änderungen vornimmt, dann hat Eva nach seiner Meinung wenigstens ihre persönliche Würde gewahrt.
Weiter erzählt B., daß Kirfel ein raffinierter geschäftstüchtiger Bursche sei und nebenbei einen kleinen Job bei der "Neuen Zeit" hat. Allerdings nur als Lokalreporter oder Lokalredakteur.
Da Herr B. einen guten "Draht" zu dem Filmredakteur der "Neuen Zeit" hat, hat er ihn gleich über die Hagen-Story informiert. Eben, daß Eva-Maria Hagen früher gar keine gute Schauspielerin war, und nun ihre Erfolge und besonders ihre Reise zu den Filmfestspielen nach Moskau.
In der kommenden Woche wird Herr B. mit dem Filmredakteur persönlich sprechen. Das Interview ist also praktisch verkauft. Herr Kirfel kann dann in seiner eigenen Zeitung lesen, was er abgelehnt hat. Eva findet das nett.
Diesen Artikel werden dann auch die großen Chefredakteure Lippert und Reichow lesen, dazu verhilft der Ausschnittdienst. Eva bemerkt, daß dies sehr schön sei. Es ist auch gut, daß Herr B. die Sache nicht umsonst tut. Herr B. sagt, daß es ihm bei dieser Publikation nicht auf das Geld ankommt, sondern er tut das aus menschlicher Kameradschaft zu Eva, da sie doch derartig primitiv überfahren wurde.
Er gibt Eva den Rat, das abgeänderte Interview Herrn Kirfel nicht zu zeigen, er könnte seine Handschrift erkennen.
Eva soll Kirfel den abgeänderten Artikel für den Filmspiegel durchtelefonieren.
Sie vereinbaren, daß Herr B. anschließend zu Eva kommt, damit sie die Sache noch einmal durchsprechen und Eva ihre Meinung zu den Abänderungen sagt.
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HA XX /1 - Gen. Lohr Berlin, 6. September 1967
26/B/19/66/
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 1. 9. 1967
Unterhaltung zwischen Eva-Maria H. und Herrn Dieter Borkowski. Der Besucher gibt Eva Hinweise, wie sie das von Herrn Kirfel formulierte Interview verändern kann. Eva hatte bereits Herrn Kirfel gesagt, daß sie grundsätzlich etwas gegen Interviews hat. Es ist immer dasselbe dumme Gerede, hinter dem nichts steckt. Herr Borkowski bemerkt, daß es mit dem Interview nichts auf sich hat. Wenn die Leute vom Fach das Interview und als Gesprächsführenden den Namen Kirfel lesen, dann entschuldigt man viel. Den meisten ist Kirfels Art bekannt. Man weiß auch um dessen Jargon. Da Borkowski freiberuflich arbeitet, kann er es sich erlauben, eine Korrektur vorzunehmen. Als Kollege würde er das selbstverständlich ablehnen. Trotzdem soll Eva dem K. nicht von Borkowskis Hilfe sagen.
Später kommen Wolf und seine Mutter hinzu. Wolf klärt Dieter Borkowski darüber auf, daß es zwischen ihm und seiner Mutter Streit gibt über einen Brief. Sie findet das Geschriebene lächerlich. Emma sagt, sie begreift nicht, warum Wolf schreibt, daß sie hier raus wollen, wenn man sie doch nicht läßt. Borkowski erklärt hierzu, damit hätten sie schwarz auf weiß gesagt: Wir würden uns als Kommunisten betätigen. Er spricht auch von einer mehrfolgigen Einreise ins Ausland, um deren Genehmigung es geht. Wörtlich sagt er: "Der kann niemals bestreiten, daß im Juli 1967 gesagt worden ist von zwei Männern, die als Verbrecher, Schweine, als Agenten bezeichnet werden: Wir betrachten uns als Kommunisten". Darum ginge es offensichtlich. Jedenfalls sieht er es so. Wolf bestätigt, daß Borkowski recht hat. Dieter B. erklärt weiter, es ginge hierbei um die Würde. Wenn er etwas weniger bekannt wäre, dann würde er das auch tun. Er selbst trug sich mit dem Gedanken, nicht an ihr, aber z.B. an den Mann, der für die Ausreisen bei Fernsehfunk zuständig ist, zu schreiben, daß er seine Ausarbeitungen über bestimmte faschistische Probleme gern weiterschreiben würde. Da er heute in Besitz eines Hauses ist, eine Frau und zwei Kinder hat, besteht also gar keine Gefahr, daß er seine Frau und die Kinder im Stich läßt. Dazu kommt noch seine politische Überzeugung. Beispielsweise würde Dr. .... für ihn bürgen, daß er wiederkommt. Das wäre eine ähnliche Sache, bloß mit einer anderen Argumentation. Emma unterbricht den Herrn. Sie erfuhr von Brigitt, daß man in Künstlerkreisen, als Beispiel führt sie Ronald an, davon spricht, Biermann und Havemann haben einen Brief an Ulbricht geschrieben. Sie möchten nach Westdeutschland, weil sie beide von dort kommen.
Der Besucher fragt, um welchen Ronald es sich hier handelt. Emma erklärt, daß sie Ronald Paris meint. Der Herr gibt ihr den Rat, sich nicht beirren zu lassen. Auslegungen sind immer unterschiedlich. Jeder muß in erster Linie seine Handlungen vor sich selbst verantworten können. Er z.B. würde niemals für so eine "beschissene Zeitung" wie das Neue Deutschland schreiben. Emma kannte den Brief vorher nicht. Sie fand es jedenfalls irre, wenn er dorthin schreibt, daß er raus will. Das hat sie auch gesagt, weil sie ja sowieso nicht rausgelassen werden. Wolf unterbricht seine Mutter und erklärt, wer etwas Derartiges annimmt, das sind Idioten. Der Besucher sagt zu Emma, in diesem Staat leben nicht Hunderte, sondern Tausende von Menschen, die ihre eigene Korruption, ihren eigenen Schmutz auf andere abladen und hier alles mitmachen, um der guten Gehälter und des guten Lebens willen. Zynisch sagt er: "Das Arschloch Biermann, dieser Idiot Havemann, diese Wahnsinnigen, was wollen die denn eigentlich?" Der Besucher kennt das. Er hat vor zehn Jahren hier mit Schriftstellern diskutiert, die behaupteten, die "dämliche" Annemarie Reinhardt, seht einmal wie bürgerlich die sich ausdrückt, und die alte Meier-....., die jetzt 70 wurde, so könnte man es doch nicht sehen. Aber wie kann man es denn sehen? Er erwähnt auch die größte "Stalinistin" Hedda Zinner. Herr Borkowski führt einen Professor an, das wäre das letzte, was man anbieten kann.
Jedenfalls betrachtet der Besucher diesen Brief als eine großartige Sache, und es sei ein riesiger Fortschritt, daß er überhaupt beantwortet wurde. Borkowski kennt solche Briefe. Er hat selbst mit Manfred Bieler und einem ganzen Schwarm junger Leute 1955/56 solche Briefe geschrieben, als Dieter Borkowski (o.ä.) verhaftet wurde und zwölf Jahre bekam, der dann auch Belastungszeuge in dem Prozeß ... wurde. Diese Briefe wurden damals von den hohen Persönlichkeiten nicht beantwortet. Wolf bemerkt, daß die Antwort auf ihren Brief nach drei Wochen eintraf. Dieter Borkowski spricht über eine Montage aus der Presse der Deutschen Bauernpartei. Eines Tages kam eine Einladung für den besten parteilosen Redakteur der Bauernzeitung ins Zentralkomitee. Einberufen wurde dieses Gespräch von der Abteilung Agitation, Genosse Siegfried Lorenz. Zusammengekommen waren 15 Parteijournalisten von führenden Parteiblättern. Dort wurde den Journalisten mitgeteilt, daß eine große Veranstaltung mit Biermann-Liedern stattfinden soll. Vorgeschickt werden soll Eva-Maria Hagen, die entsprechende Stimmung machen soll. Anschließend werden die Biermann-Anhänger nach Biermann brüllen. Eva erläutert, daß es sich um die Veranstaltung in der Volksbühne handelt. Sie stand bereits unter Vertrag. Es wurde von ihr und Wolf behauptet, sie hätten die Karten für diese Veranstaltung aufgekauft. Mit dieser Maßnahme, so berichtet Borkowski, wurde durch die Kulturredaktion eine Kampagne gestartet. Dabei griff man auf ein Rezept von Dr. G o e b b e l s zurück, das dieser 1931 im Reichstag praktizierte, als er soviel Karten für den Reichstag nachdrucken ließ, daß die 450 Zentrumsleute nicht mehr in den Reichstag hinein paßten. Nach diesem Prinzip druckte die Agitationsabteilung beim ZK der SED ebenfalls Karten nach mit der Behauptung, daß die Anhänger von Wolf B. schon fleißig die Karten aufgekauft hätten. Wolf bemerkt, man müßte doch annehmen, daß "die" einen einigermaßen funktionierenden Geheimdienst haben. Dann hätten sie wissen müssen, daß Wolf 1. nicht die Absicht hatte, in die Veranstaltung zu gehen und 2. Eva nicht daran dachte, auch nur ein Lied von ihm zu singen. Wolf und Eva haben mit keinem Menschen vorher über eine solche Version gesprochen. Dieter Borkowski ist der Ansicht, daß Wolf die Leute in dieser Beziehung unterschätzt. Man traut Wolf ohne weiteres zu, daß er zu Eva sagt, sie soll die Ballade vom großen Statthalter singen. Emma lacht über den Titel. Der Besucher hat das nur als Beispiel angeführt, weil er nicht genau weiß, wie die Ballade heißt. Er sagt wörtlich: "Der Onkel Erich läßt sich nicht damit abspeisen, daß Eva erst acht Tage vorher angibt, was sie singt, andernfalls kommt sie nicht hin. Erich geht bei solchen Sachen ganz sicher".
Wolf erzählt, daß er von einem Freund gewarnt wurde, nicht in die Volksbühne zu gehen. Wolf verweist auf die Provokation, die man gegen Eva starten wollte. Man hatte geplant, daß die Zuschauer Eva mit einem Ruf- und Pfeifkonzert empfangen.
Dieter Borkowski glaubt, daß sich diese Geschichte in irgend einer Weise in der Presse widergespiegelt hätte. Das wollte man unbedingt vermeiden. Niemand hatte daran Interesse, daß sich die Geschichte von der Kongreßhalle wiederholt. Der Herr vermutet, daß Eva wieder gefördert wurde, weil man annimmt, die Dankbarkeit läßt nicht lange auf sich warten.
Eva bestreitet das. Es sind ganz andere Umstände, die dazu führten, daß sie wieder spielen kann. Es gibt bei der DEFA ein paar Kollegen, die eine Truppe bilden. Dort wurde ihr eine Rolle angeboten. Nachdem sie eine Probeaufnahme gemacht hat, wurde sie von den Kollegen für diese Rolle vorgeschlagen. Der Vorschlag ging an die Direktion, aber dort waren alle dagegen. Nun haben aber ihre Kollegen für sie gebürgt, daß sie diese Rolle nur aus künstlerischen Erwägungen heraus spielen wird. Die Direktion hat Vertrauen zu den Kollegen und ließ sich umstimmen. Eva war an der Rolle selbst sehr interessiert, weil sie einmal etwas völlig anderes spielen wollte.
Herr Borkowski erfuhr, daß die Besetzung der Rolle durch Eva-Maria H. sehr viele Diskussionen auslöste. Viele haben das als Provokation aufgefaßt. Wolf fragt nach den Gründen, die zu dieser Auffassung führen. Es gibt nur zwei Gründe: weil Eva immer Huren spielte oder weil sie mit Wolf B. zusammen ist. Eva erzählt, daß sie während des VII. Parteitages zur gleichen Zeit in einem anderen Film eine Hure spielen sollte. Siegfried Wagner und andere Kollegen haben ihr geraten, das nicht zu machen.
Borkowski kommt dann wieder auf Evas Interview zurück. Eva wird Kirfel anrufen.
Wolf spielt ein paar Takte auf seiner Gitarre. Dieter Borkowski bittet ihn, etwas zu singen. Wolf singt das Lied: "In diesem Lande leben wir wie Fremdlinge im eigenen Haus....". (Die Meinung des Besuchers zu diesem Lied wurde uns nicht bekannt). Anschließend singt Wolf das Lied über die Mitarbeiter des MfS. Dieses Lied gefällt dem Besucher sehr.
DIE STASI-BALLADE
1
Menschlich fühl ich mich verbunden
mit den armen Stasi-Hunden
die bei Schnee und Regengüssen
mühsam auf mich achten müssen
die ein Mikrophon einbauten
um zu hören all die lauten
Lieder, Witze, leisen Flüche
auf dem Clo und in der Küche
Brüder von der Sicherheit
ihr allein kennt all mein Leid
Ihr allein könnt Zeugnis geben
wie mein ganzes Menschenstreben
leidenschaftlich zart und wild
unsrer großen Sache gilt
Worte, die sonst wärn verscholln
bannt ihr fest auf Tonbandrolln
und ich weiß ja: Hin und wieder
singt im Bett ihr meine Lieder
dankbar rechne ich euchs an:
die Stasi ist mein Ecker
die Stasi ist mein Ecker
die Stasi ist mein Eckermann
2
Komm ich nachts alleine mal
müd aus meinem Bierlokal
und es würden mir auflauern
irgendwelche groben Bauern
die mich aus was weiß ich für
Gründen schnappten vor der Tür
sowas wäre ausgeschlossen
denn die grauen Kampfgenossen
von der Stasi würden wetten?!
mich vor Mord und Diebstahl retten
denn die westlichen Gazetten
würden solch Verbrechen wetten?!
Ulbricht in die Schuhe schieben
(was sie ja besonders lieben!)
dabei sind wir Kommunisten
wirklich keine Anarchisten
Terror (individueller)
ist nach Marx ein grober Feller
die Stasi ist, was will ich mehr
mein getreuer Leibwäch
mein getreuer Leibwäch
mein getreuer Leibwächter
3
Oder nehmen wir zum Beispiel
meinen sexuellen Freistil
meine Art, die so fatal war
und für meine Frau ne Qual war
nämlich diese ungeheuer
dumme Lust auf Abenteuer
seit ich weiß, daß die Genossen
wachsam sind, ist ausgeschlossen
daß ich schamlos meine Pfläumen
pflücke von diversen Bäumen
denn ich müßte ja riskiern
daß sie alles registriern
und dann meiner Frau serviern
sowas würde mich geniern
also spring ich nie zur Seit
spare Nervenkraft und Zeit
die so aufgesparte Glut
kommt dann meinem Werk zugut
kurzgesagt: die Sicherheit
sichert mir die Ewig
sichert mir die Ewig
sichert mir Unsterblichkeit
4
Ach, mein Herz wird doch beklommen
solltet ihr mal plötzlich kommen
kämet ihr in eurer raschen
Art, Genossen, um zu kaschen
seis zuhaus bei meinem Weib
meinen armen nackten Leib
ohne menschliches Erbarmen
grade, wenn wir uns umarmen
oder irgendwo und wann
mit dem Teufel Havemann
Wenn wir singen oder grad
Konjak kippen, das wär schad
ach, bedenkt: ich sitz hier fest
darf nach Ost nicht, nicht nach West
darf nicht singen, darf nicht schrein
darf nicht, was ich bin, auch sein
holtet ihr mich also doch
eines schwarzen Tags ins Loch
ach, für mich wär das doch fast
nichts als ein verschärfter
nichts als ein verschärfter
nichts als ein verschärfter Knast
Nachbemerkung und Zurücknahme
Doch ich will nicht auf die Spitze
treiben meine Galgenwitze
Gott weiß: es gibt Schöneres
als grad eure Schnauzen
Schönre Löcher gibt es auch
als das Loch von Bautzen
In irgend einem Zusammenhang sagt der Besucher: "Je länger der Alte lebt, desto geiler auf die Macht. Das ist eine ganz irre Dialektik". Borkowski hat sie zwei Jahre erlebt, die "Hintermänner".
Borkowski sagt dann, er würde das trotz seiner Erfahrungen in der Normannenstraße unterschreiben. Wenn man sich der letzten drei Jahre erinnert, dann könnte man wirklich nicht mehr anders.
Dieter Borkowski lädt Wolf und Eva in seine Wohnung nach Heinersdorf ein.
Borkowski erzählt Witze über Walter, Nikita und Mao.
Später spricht er über Filme von Werner von Braun und über die Aussage der Werner-Holt-Filme. Borkowski erwähnte einen Leonhardt, den sie Wolodja nannten.
Als Stalin starb, so berichtete Dieter Borkowski, konnte man im Neuen Deutschland folgende Schlagzeile lesen: "Das größte Herz der Welt hat aufgehört zu schlagen". Der Beschluß der Partei, Stalins Vermächtnis in Ehren zu erfüllen, hängt heute noch in seiner Toilette.
Herr Borkowski erinnert sich, daß der Beschluß vom Neuen Kurs im Jahre 1953 nachts über den Rundfunk von Berlin-Niederschönhausen verlesen wurde.
Dieter B. schildert seine Vernehmung durch das MfS. Der Vernehmer war ein hübscher junger Mann und sah aus wie Juri Stahl (o. ä.) vom Kaukasus. In diesen Zellen wird heute niemand mehr verhört, das ist jetzt der Altbau. In der Zwischenzeit wurde ein Neubau mit 400 Zellen aufgebaut. Dort ist alles bestens eingerichtet. Wolf ergänzt zynisch, daß auch Rummelsburg schöner und größer geworden ist. Dieter B. meint aber den großen Komplex in Berlin-Hohenschönhausen. Im Jahre 1943 war Hohenschönhausen ein Nebenlager der Prinz-Albrecht-Straße. Die 60 Zellen da unten im Hof, in denen auch Harrich, Janka, er und alle anderen saßen, reichten nicht mehr aus. Sie saßen in einer Zelle im Keller, dort gab es nicht einmal eine Entlüftungsanlage. Wenn man heute im Fernsehen westdeutsche Zuchthäuser mit den berüchtigten "Scheißhauskübeln" sieht, bei ihnen war es damals nicht besser.
Dieter Borkowski stellt sich vor, damit nicht der Eindruck entsteht, daß er tatsächlich ein Agent ist. Dazu erzählt er folgendes: Als junger Mann war er Luftwaffenhelfer und wurde 1944 noch eingezogen zur Flak. Berlin hat er als unwissender 15- oder 16-jähriger Junge noch verteidigt. Dann war er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Nach der Gefangenschaft ist er mit allen Fasern aus seiner bürgerlichen Verwandtschaft ausgebrochen. Er trat in die Partei ein und baute die FDJ in Westberlin mit auf. Er machte das unter Erichs Leitung. Sie sahen sich jeden Monat zwei- bis dreimal. Dort sah er auch die kleine Margot Feist aus Halle, die gestern im Fernsehen auftrat. Emma sagt, daß Margot damals Telefonistin war. Herr Borkowski bestätigt das. Sie kam schließlich hoch bis zum großen Erich. Erich war damals mit seiner eigenen Großmutter verheiratet, mit Edith Baumann. Auf Grund seiner kleinbürgerlichen Herkunft hat sich Dieter Borkowski niemals zu einem kritiklosen Menschen entwickelt.
Er hatte eine Begegnung mit Wilhelm Pieck wegen eines alten Genossen, der sich wie ein Schwein benahm. Von Wilhelm Pieck bekam er einen sehr guten Eindruck; er behielt auch in dieser Sache recht.
1951 ist er in die Hauptstadt der DDR gezogen. Er arbeitete als Journalist beim Rundfunk, seine FDJ-Arbeit in Reinickendorf erledigte er noch jahrelang. Als Stalin in die letzte Phase eintrat, schlug sich das hier in der sogenannten Parteikonferenz nieder. Auf der Parteikonferenz saßen im Präsidium noch Menschen neben Ulbricht und Grothewohl, die später als Agenten und Verbrecher entlarvt und aus der Partei ausgeschlossen wurden. In der CSSR wurde Slansky als Schwein und faschistische Bestie entlarvt; in Ungarn wurde Reicz der Kopf abgeschlagen. Die Großen wurden entlarvt, und in dieser Zeit erhielt auch Wolfgang Langhoff eine Rüge von der Partei, Genosse Kreikemeier wurde entlarvt und der Genosse Fechner im Zusammenhang mit dem 17. Juni verfolgt. All diese Geschehnisse sind nicht ohne Spuren an ihm vorbeigegangen. Eine der "schönsten Spuren" war die Sache mit dem Sohn des Generalsekretärs der Tschechoslowakischen Kommunistischen Partei, der gerade noch acht Tage vor seiner Verhaftung einen Glückwunsch von Walter Ulbricht erhielt mit folgendem Inhalt: "Du bist der treueste Sohn des tschechischen Volkes, der tschechischen Arbeiterklasse - meinen innigsten Glückwunsch zu Deinem alten proletarischen Kampf. Vorwärts zum Sieg unter dem Genossen Stalin!". Acht Tage später wurde Slansky verhaftet. Es stellte sich heraus, daß Slansky seit 20 Jahren eine üble faschistische Bestie, ein angelernter Spion und Agent des internationalen Weltkapitalismus war. Slansky Sohn stellte sich in aller Öffentlichkeit hin und erklärte: "Die faschistische Sau ist nicht mein Vater. Mein einziger Vater ist der Genosse Gottwald". Der Sohn hat sich später das Leben genommen.
Im Mai 1953 nach einer Diskussion mit einem höheren Funktionär wurde Dieter B. von der Parteikontrollkommission verhört. Dieses Gespräch stand im Zusammenhang mit einem richtigen Agenten, der hier in der DDR zehn Jahre gesessen hat und damals versuchte, Dieter B. abzuwerben. Das war der Agent Bioch (o. ä.).
In dem Zusammenhang nennt Borkowski auch den Agenten Erich Heimann, der ebenfalls sieben Jahre Zuchthaus bekam. Erich Heimann ist der Sohn von dem Sozialdemokraten Heimann, den die Faschisten in Sachsenhausen totgeschlagen haben. Erich Heimann war der Mitbegründer der FDJ in England. Nach seiner Rückkehr in die Heimat baute er hier die FDJ mit auf. 1951 wurde er verhaftet nach einem Gespräch im Zentralkomitee, Wilhelm-Pieck-Straße 1. Von sieben hat er sechs Jahre abgesessen. Danach hat er ein Jahr als Bügler im VEB "Fortschritt" gearbeitet.
Borkowski kommt dann wieder auf B.... zurück. Er bekam eine Vorladung von der Partei und mußte dort erzählen, was er mit Bruno B.... besprochen hatte. Heute arbeitet B.... als Direktor bei Progress. Neulich traf Dieter Borkowski ihn beim Henschelverlag. Borkowski erhielt von der Partei eine Rüge, weil er keinen schriftlichen Bericht über die Begegnung mit Bruno B..... in dessen Westberliner Wohnung, nachdem dieser geflohen war, gegeben hatte. Allerdings war der Parteisekretär von Borkowski davon unterrichtet, daß er zu dem B..... gehen will. Das war 1951. Nach 1 1/2 Jahren kam es wegen dieser Sache zu seinem Ausschluß aus der Partei. Borkowski sagte, daß er damals seinem Parteisekretär ausführlich über seine Begegnung mit B... in Westberlin berichtet hatte und dieser von ihm keinen schriftlichen Bericht verlangte. B..... war ein richtiger Agent und somit hatte sich die Sache für Dieter Borkowski erledigt. Bei dieser Aussprache vor der KK (?) erlaubte sich Borkowski ein paar kritische Bemerkungen. Beispielsweise, daß in dieser Zeit die Normen ungeheuer erhöht wurden und die Handwerker keine Lebensmittelkarten erhielten. Dort sagte er auch, er habe das Gefühl, daß der Genosse Walter Ulbricht als Generalsekretär des ZK den Kontakt mit dem Volk ein bißchen verloren habe. Er führte als Beispiel den Besuch des Genossen Walter Ulbricht zu irgend einem Anlaß im Zeughaus Unter den Linden an. Das hätte er nicht sagen dürfen. Daraufhin erhielt er eine strenge Rüge. Das war am 24. Mai 1953. Es verging der Juni mit seinen politischen Ereignissen und Ende August befand er sich in Urlaub auf Hiddensee. Dort erreichte ihn ein Telegramm, in dem stand, er solle sofort nach Berlin zur Landes-Partei-Kontrollkommission kommen. Hier wurde ihm folgendes mitgeteilt: "Genosse Borkowski, Du bist als Parteifeind entlarvt und aus der Partei ausgeschlossen im Sinne der staats- und parteifeindlichen Fraktion Herrnstadt, Zeißer, Ackermann und Elli Schmidt, die gegen den Kern unserer Führungsgruppe wühlen usw". Vorher nahm man ihm sein Parteibuch ab mit der Begründung, die Beiträge kontrollieren zu wollen. Darüber erhielt er niemals etwas Schriftliches.
Auf jeden Fall war er seit diesem Tag aus der Partei ausgeschlossen, entlarvt als Agent. Das war im August 1953, nachdem im Politbüro solche Berüchtigten faschistischen Schweine wie Zeißer, Herrnstadt, Anton Ackermann, Elli Schmidt und Jendretzki entlarvt wurden. Sie hatten gesagt: Walter, der die Verantwortung für diesen Kurs trägt, sollte zweckmäßigerweise eine kleinere Funktion bekommen, vielleicht die Gewerkschaft übernehmen oder etwas ähnliches. Darüber wurde vier Wochen diskutiert. Und dann hat der Genosse Chruschtschow, der sich bereits in Moskau mächtig stark machte, die Linie gegeben, daß mit dieser Parteigruppe reinen Tisch gemacht wird. Und so wurden diese Agenten ausgeschlossen.
Emma stellt eine Frage und Borkowski erwidert, die Gruppe vertrat den Standpunkt: "Walter, es ist ganz klar, das, was die Bevölkerung als den alten Kurs bezeichnet, dafür trägst Du die Verantwortung. Du bist ja Generalsekretär des ZK seit der Gründung der Partei. Es ist zweckmäßig, daß Du von dieser Funktion zurücktrittst und daß eine neue Spitzengruppe formiert wird, wobei wir den Präsidenten und Ministerpräsidenten belassen würden, nur der Generalsekretär muß ein anderer sein. Außerdem muß man sich überlegen, welche Minister in das Kabinett zu berufen sind". Emma erkundigt sich, wer Zeißer war. Borkowski antwortet, es war der alte Kommunist Zeißer, der General Gomez aus dem Spanienkrieg.
Herr Borkowski bringt zum Ausdruck, wenn es in dieser volksdemokratischen Ordnung nicht möglich ist, daß irgend ein Arbeiter oder Handwerker erklären kann, er kann diese Parteiführung nicht akzeptieren, so müßte man doch annehmen, daß im Politbüro ehrlich und offen über solche Fragen gesprochen werden kann. Im Politbüro saßen damals der Minister für Staatssicherheit, Genosse Zeißer, der Chefredakteur vom Neuen Deutschland, Rudolf Herrnstadt und all die anderen. Sie waren die stärkste Gruppe im Zentralkomitee. Anton Ackermann war der Theoretiker der Partei, der drei Jahre zuvor mit Billigung der Führung die Theorie ausgearbeitet hat, daß es keine Sowjetisierung Deutschlands geben darf, weil wir Westdeutschland für den sozialistischen Weg gewinnen wollen. Wegen dieser Theorie wurde er bereits 1948 oder 1949 entlarvt und bekam schwere Parteistrafen. Emma sagt, sie kann sich nicht erinnern, daß über die Vorkommnisse um diese parteifeindliche Gruppe diskutiert wurde. Herr Borkowski sagt zynisch, in unserem Staat wurde niemals diskutiert, hier wurde immer akzeptiert. Sogar telefonisch wurden viele Probleme entschieden. - "Im Kreml brennt noch Licht ...".
Fünf Wochen danach sagte Walter Ulbricht: "Widerwärtiges sozialdemokratisches Schwein, ekelhafter Verräter, schleimiger Milchhändler Max Fechner. Da wurde der Justizminister der DDR entlarvt und bekam sieben Jahre. Vor einem halben Jahr in seiner Fernsehsendung mit Poneski haben sich Ulbricht und Fechner auf der Bühne in aller Öffentlichkeit umarmt und abgeküsst. Emma versteht nicht, warum Fechner das mitmacht. Borkowski meint, Fechner habe 100.000,-- Mark als Entschädigung erhalten, warum sollte er sich dafür nicht umarmen lassen.
Bei der Parteiführungsausbildung war Fechner eine Hauptfigur. Zur Gründung der Partei wurde die Parteiführung gebildet durch die Genossen: Pieck, Grothewohl, Ulbricht, Fechner, Matern und ....
Als Walter Ulbricht den biederen Sozialdemokraten Fechner als Agent entlarvte, war alle Welt erstaunt. Fechner wurde entlarvt, weil er sagte, er sei der Meinung, man muß zwar die faschistischen Provokateure des 17. Junis entlarven und verhaften, aber nicht die streikenden Arbeiter, die glaubten, daß sie von dem in der Verfassung garantierten Streikrecht Gebrauch machen können. Natürlich mußte man auch die Arbeiter belehren. Das alles sei nachzulesen in einer Ausgabe vom Dietz-Verlag 1953, 15. Plenum des ZK der SED. Dieter hat das in seinem eigenen Archiv. Das hat Erich nicht gefunden. 500 Bücher hat er geklaut, es waren Gesetzbücher. Aber das war im Keller und wurde nicht gefunden. Es gibt immer noch Chancen, das eine oder andere zu retten, wenn Erich zugreift. Wolf wirft ein, das müßte man sich merken. Auf eine Frage von Emma B. entgegnet Dieter B., daß er erst 1960 verhaftet wurde. Wolf sagt: "Arme Emma, man bringt sie zur Verzweiflung, ihre Kinder, sie rauft sich schon die Haare".
Borkowski unterbreitet Wolf und Eva den Vorschlag, bereits morgen abend nach Heinersdorf zu kommen. So könnten sie bis zum Milchhof fahren und dort an der Ecke käme Dieter ihnen entgegen. Sie vereinbaren, daß Wolf und Eva zuvor anrufen. Morgen und übermorgen abend sind Dieter und seine Frau zu Hause.
Bieter B. hat in seinem Leben eine Dummheit gemacht, die darin zu sehen ist, daß er glaubt, für sein Anliegen, den Faschismus zu bekämpfen, drüben mehr arbeiten zu können. Seine hiesigen Möglichkeiten sind viel zu eng. Er kann nichts machen. Seinen Weg hatte er sich anders vorgestellt. Aber nachdem die Kulturpolitik 1959 so geändert wurde, ist er bewußt auf das faschistische Problem eingegangen. Das ist für ihn die einzige Möglichkeit, wo er alles klar und uneingeschränkt vertreten kann. In der Kulturpolitik konnte er das bereits 1958 nicht mehr. Er hatte damals viele Kritiken über Hedda Zinner geschrieben, aber sie wurden nicht gedruckt. Unter diesen Umständen hatte das Arbeiten keinen Sinn mehr.
In der Begründung für seine Strafe steht: "Der Angeklagte hat wiederholt in hetzerischer Weise geäußert, daß Gotthold Ephraim Lessing sich im Grabe umdrehen würde, wenn er erführe, daß eine Dichterin wie Hedda Zinner den Lessing-Preis erhielt". Das war ein Verstoß gegen § 19 des STGO. Das Urteil ist aus dem Jahre 1961. Die Anklageschrift von zehn Seiten wurde ihm lediglich gezeigt. Das zehn Seiten umfassende Urteil besitzt er nicht.
Nachdem sich Dieter B. verabschiedet hat, daß dieser wie ein Maschinengewehr so schnell spricht, aber ein ausgezeichnetes Gedächtnis besitzt. Er ist ein alter FDJ-Funktionär. Emma B. fand seine Ausführungen äußerst interessant, aber sie kann sich nur ein Bruchteil dessen merken.
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HA XX/4 - Gen. Lohr Berlin, 16. September 1967
26/B/19/66/746/Hof
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Auszug aus einem GI-Bericht vom 15. 9. 1967
Unterhaltung zwischen Eva-Maria H. und Herrn Heinz Thiel. Herr Thiel hat sich heute erstmalig einen zusammenhängenden Schnitt "Brot und Rosen" angesehen. Eva ist zur Zeit vollkommen durcheinander und möchte am liebsten alles, was mit ihrer Arbeit zusammenhängt, hinschmeißen. Der Inhalt des nächsten Films, in dem sie eine Rolle übernehmen soll, ist gut und interessant. Sie sprechen darüber, daß sich die Größe eines Schauspielers darin zeigt, daß er die verschiedensten Menschentypen gestalten kann. In einem anderen Film wird Eva eine Agentin spielen. Das ist für sie auch etwas Neues. An einem Interview hat Eva kein Interesse.
Herr Thiel findet, daß Evas und Borkowskis Gedanken, ein Interview über Evas Entwicklungsweg als Schauspielerin zu formulieren, recht gut sind. Das wäre dann nicht so eine nichtssagende Geschichte, wie sie von Kirfel vorgesehen ist. Was Kirfel geschrieben hat, ist eine rein theoretische Sache. Eva will sich die Fragen morgen noch einmal vornehmen. Falls Borkowski noch etwas wissen möchte, so soll er versuchen, Herrn Thiel telefonisch zu erreichen.
F.d.R.d.A.: Höfner......
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HA XX/1-Gen. Lohr Berlin, 19. September 1967 26/BA 19/66/ 750 /Höf
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Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 16. 9. 1967
Unterhaltung zwischen Eva-Maria H. und Dieter B o r k o w s k i . Eva berichtet, daß sie dem Heinz T h i e l die Arbeit von B. zeigte und dieser das als sehr schön bezeichnet. Heinz T. war der Ansicht, daß man zu einer Frage noch etwas einfügen könnte. Eva befürchtet jedoch, daß das bereits zu spät ist. Dieter B. sagt, daß man durchaus noch etwas verändern kann. B. ist erstaunt, daß Eva sich mit Heinz Thiel über diese Sache beraten hat. Ebenso verwundert ist er, daß Thiel das schön findet. Eva erwidert, Herrn Thiel gefällt, daß die Geschichte so persönlich aufgezogen wurde. Um eine Veränderung bittet Eva bei der Frage: "Beim Filmfestival in Moskau, war es eine Reise unter vielen oder gab es besondere Eindrücke?" Bei den besonderen Eindrücken hat Eva nur den "Vater" erwähnt. Da Heinz Thiel mit in Moskau war, machte er sie darauf aufmerksam, daß das Moskauer Filmpublikum Eva insbesondere durch den "Schlüterfilm" in Erinnerung behalten hatte. Darüber war Eva sehr erstaunt. Sie wurde von vielen Moskauern wegen dieses Films angesprochen. Ganz besonders beeindruckt war Eva von einem spanischen Farbfilm. Der Film heißt "Gespensterliebe".
Interessant waren für Eva auch die Filmkritiken aus den anderen Ländern. Sie erwähnt eine Kritik aus einer japanischen Zeitung. Dieser Kritiker brachte zum Ausdruck, daß ihm durch diesen Film das erste Mal richtig klar wurde, wie sich das andere Deutschland entwickelt hat. Herr B. hat diese Kritik aus einer japanischen Zeitung gestern in der DDR-Presse gelesen. In dem Zusammenhang verweist er Eva auf einen Artikel, der heute im Neuen Deutschland steht. Er wurde verfaßt von dem Autor des Filmes.
Dieter ist das Theater um den Film schon wieder viel zu dick. Borkowski hat eine sehr kritische Haltung zu diesem Film, obgleich er die Meinung vertritt, daß der Film trotz allem nützlich ist. In diesem Falle teilt er die Meinung von Kurt Maetzig. Sie haben neulich über die ganze Art, wie man es in "Brot und Rosen" macht, gesprochen. Dabei kamen sie zu der Meinung, daß man im Grunde genommen von einer ernsten und schöpferischen Kritik her dem "Brot- und Rosen-Kollektiv" schweren Schaden zugefügt. Der Schaden ist entstanden durch den Ausspruch von R o s e n b e r g , der sagte "das ist ein heroischer Film". "Heroisch" ist der Film gar nicht. Das sei völliger Quatsch. Darin ist Eva mit ihm einer Meinung. B. meint, es ist eine Schande, daß solche Leute überhaupt noch Worte finden dürfen und diese Worte veröffentlicht werden. Das tragischste daran ist, daß die Worte nun als Dogma für alle Filmschaffenden zu gelten haben.
F.d.R.d.A.: Höfner
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Berlin, 25. September 1967
26/BA/19/66/752 - Hg
Vertrauliche Dienstsache!
Informationsbericht
Auszug aus einem - GI - Bericht vom 25. 9. 1967, 15.39 Uhr
Eine G i s e l a spricht mit einem Herrn S. Sie erkundigt sich nach seinem Befinden. Er findet es nett, daß sie sich bei ihm meldet. G. erwähnt, daß sie bei der Eva in der Wohnung ist. Er hat sich das denken können.
Der Unterhaltung konnte entnommen werden, daß G. dem Herrn S. erzählt, daß die Eva jetzt für 6 Wochen in Bulgarien ist. Am Wochenende war sie noch einmal für einen Tag hier.
Es wird dann über allgemeine Dinge gesprochen. Herr S. spricht u. a. von der Arbeit seiner Frau. Sie hat schon wieder eine Fernsehaufzeichnung gehabt, er war schon mal bei einer Aufführung in Potsdam bei "Peter und der Wolf" in dem Pioniertheater. G. spricht vom zweiten Programm, das soll im nächsten Jahr eingerichtet werden. Sie meint dazu, daß das die große Chance wäre. Herr S. erkundigt sich nach ihrem Befinden. Sie teilt mit, daß sie ausgelastet ist, dann hat sie viele Pläne, der Gerd ist leider damit nicht ganz einverstanden. Sie möchte nach Conakry. In dem Zusammenhang erwähnt sie, daß doch eine Frau vom Ministerium für Außenwirtschaft bei ihr Französisch lernt. Diese Frau hat ihr erzählt, daß die dort in der Handelsvertretung ganz dringend eine junge Kraft brauchen. G. könnte sofort los, aber drei Jahre ist ihr zu lange. Ein dreiviertel Jahr könnte sie auch allein hin, aber das möchte der Gerd nicht.(.....) Herr S. sagt dann, daß sie jetzt Kindermädchen macht. Sie bestätigt das, die Nina ist bei ihnen die ganze Zeit (.........) Entnommen werden konnte der Unterhaltung noch, daß die Gisela heute in die Volkshochschule muß.
F.d.R.d.A. ...............
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Aus einem GI-Bericht vom 7. Okt. 1967 -15.00 Uhr
Gisela Schröder gratulierte Nina Hagen zum Tag der Republik. Nina erzählte, daß sie im BE war. Dort hat ihr das Stück, ›Die Tage der Kommune‹, in der Inszenierung ganz gut gefallen. Gisela erwidert ... man sieht so viel über rote Fahnen, da kann man gar nicht glauben, daß das von Brecht ist. Nina berichtete, daß sie auch ein schönes Plakat von Wolf Biermann hat. Da stehen ein paar Lieder drauf ... Nina sagte, daß sie jetzt im Jugendverband (FDJ) ist. Sybille Havemann will nun auch eintreten. Nina meinte, daß das besser sei, wenn man in der FDJ ist. Da kann man doch viel mehr machen, als wenn man nicht drinne ist. Wenn man in der FDJ ist, kann man seine Meinung viel besser anbringen. Genauso verhält es sich auch mit der Partei. Doch Gisela sagte, daß das in der Partei ein wenig schwieriger ist. Sie könnt ja eintreten, aber das ist ... Gisela brach dann ab und meinte, daß sie sich mit Nina darüber ein andermal unterhalten möchte. Nina entgegnete, daß sie schon gerne später einmal in die Partei eintreten würde.
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HA XX/1
Berlin, 7. Oktober 1967/Bi
26/A 10 791/420/66
Bd. 657
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem IM-Bericht:
Am 7. 10. 1967 gegen 20.50 Uhr führte Eva aus Sofia mit dem Wolf eine Unterhaltung.
Wolf war sehr erfreut, Evas Stimme zu hören. Sie soll doch bald kommen, denn er hält es nicht mehr aus. Eva ergeht es nicht anders. Sie hat es schon mehrmals versucht, aber immer bekam sie keine Verbindung. Jetzt ist sie ganz aufgeregt. Am 16. wird sie zurückommen. Wolf bat, daß sie eher kommen soll. Er vergeht bald vor Sehnsucht. Das kann Eva nicht machen. Für den 16. ist der Flug gebucht und außerdem haben sie um diese Zeit auch noch Drehtage. Jetzt ist schlechtes Wetter und da geht es nicht voran. Sie bedankt sich dann für die Post. Wolf hat ihr jeden Tag einen Brief geschrieben. Er bedankt sich auch für die Briefe von Eva. Leider kommen sie immer spät an, weil sie bei "denen" liegen. Die Zeit ist so einsam und langweilig. Immer muß er an sie denken. Eva sehnt sich auch nach ihm. Jetzt ist sie ganz aufgeregt. Wenn es dem Wolf möglich ist, so möchte er sich doch morgen einmal melden. Sie ist in Burgas unter - 3137 - zu erreichen.
Wolf wird es machen. Am besten wird sein, daß sie sich auf das Wiedersehen vorbereiten.
Eva erkundigte sich dann, wie es der Nina geht. Wolf sagte, daß alles in Ordnung ist. Heute hat er mit ihr Drachen steigen lassen.
Man verabschiedete sich dann. Wolf beruhigte die Eva. Sie soll nicht Trübsal blasen, sondern oft an ihn denken und Gitarre üben. Besonders soll sie sich vor den Balkanmenschenfressern vorsehen. Eva versprach, daß alles in Ordnung geht. Mit vielen Küssen verabschiedete man sich.
Billhardt
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HA XX/1, Gen. Lohr Berlin, 9. Oktober 1967/Schr
26/A 10791/424/66
Bd. 658
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem IM-Bericht:
Wolf B. teilte am 8.10.67 gegen 24.00 Uhr der Eva-Maria H. - Burgas 31 37 - mit, daß er heute schon mehrmals versucht hat sie zu erreichen. Es war immer vergeblich. Er hat sie doch so lieb und mußte unbedingt heute mit ihr sprechen. Er denkt nur noch an sie und ist vor Liebe krank.
Eva war sehr erfreut, daß sich Wolf gemeldet hat. Sie hat schon geschlafen. Sie wird ja bald zurückkommen. Wolf kann ihr aber noch einmal nach Varna schreiben. Dort ist sie im Hotel Zlatna Kotwa zu erreichen. Die Straße heißt Zlatni Piasatzi. Wolf wird ihr schreiben. Er hat doch große Sehnsucht nach ihr. Das kann sich Eva vorstellen. Ihr geht es ebenso.
Seit 3 Tagen ist schlechtes Wetter, so daß sie nicht drehen können. Sie wird aber trotzdem nicht länger bleiben, weil sie doch am 17. Vorstellung hat. Sie wird deshalb am 16. abends kommen. Wolf möchte sich erkundigen, wann abends die Maschine auf Sofia kommt, damit er Bescheid weiß, falls Eva ihm das nicht mehr mitteilen kann. Die Post von Wolf hat sie erhalten. Sie hat auch geschrieben und den Brief müßte Wolf die nächsten Tage bekommen.
Wolf freut sich schon darauf.
In der weiteren Unterhaltung wollte Eva wissen, ob Wolf schon in der Zelter Str. gewesen ist. Sie hatte ihn doch gebeten nach der Post und den Zeitungen zu sehen.
Wolf war noch nicht dort, er wird aber morgen gleich hinfahren. Dem Wolf paßt es gar nicht, daß Eva so lange weg ist. Ihm gefällt das nicht mehr. Er möchte einfach nicht mehr ohne sie sein.
Eva kann das verstehen und sie würde ja auch gern bei Wolf sein. Sie will nur hoffen, daß das Wetter besser wird, denn sonst müßte sie noch einmal wieder runterkommen.
Eva soll sich einmal erkundigen, ob ihre Rollen nicht eher gedreht werden können, damit sie eher abfahren kann. Wenn das nicht geht, dann soll Eva wenigstens für einen Tag nach Berlin fliegen. Wolf kann nicht so lange warten.
Eva will versuchen was sich machen läßt. Sie wird sich morgen früh erkundigen und vielleicht kann sie für ein paar Tage kommen. Wolf würde sich sehr freuen.
Sie wünschen sich alles Gute und Eva wird sich wieder melden.
Vor 8.00 Uhr teilte Emma - Hamburg - dem Wolf mit, daß er nicht den Geburtstag vergessen soll. Sie möchte ihn noch einmal daran erinnern.
Wolf ist der Meinung, daß es reicht, wenn er seinen eigenen Geburtstag nicht vergisst. Er wird "ihr" aber ein Telegramm schicken. Ansonsten geht es dem Wolf gut. Seine Kopfschmerzen haben auch wieder nachgelassen.
Darüber ist Emma erfreut. Sie bemerkt, daß sie eine nette Karte von Eva bekommen hat.
Zur Zeit fühlt sich Wolf sehr einsam, weil Eva doch nicht da ist. Er kann ohne sie nicht mehr sein. In jedem Brief schreibt er ihr, daß sie ganz schnell zurückkommen soll.
Wolf würde sich auch freuen, wenn Emma wieder einmal kommen würde. Wenn es gehen würde, würde Wolf auch zu ihnen kommen. Emma soll die Oma schön grüßen und man verabschiedet sich.
Den Worten von Emma konnte nur schlecht gefolgt werden.
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HA XX/1 Berlin, 12. Oktober 1967/Schu
Gen. Lohr 26 A/10791/428/66
Bd. 687
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem IM-Bericht:
Evamaria Hagen meldete sich am 11. 10. 1967 nach 22.00 Uhr bei Wolf B., sie befand sich zur Zeit in Bulgarien.
Sie bringt zum Ausdruck, daß sie bald verrückt wird. Es dauerte sehr lange bis sie die Verbindung bekommen hat. Ferner erwähnte sie, daß es mit der Rückfahrt von Warna aus kompliziert werden wird.
Wolf erkundigte sich dann, wie es mit der Post aussieht. Seit 5 Tagen hat er von ihr keinen Brief mehr erhalten. Worauf Eva beteuerte, daß sie immer geschrieben hat. Auch Wolfs Post hat sie nicht regelmäßig erhalten. Sie bekam auf einmal 3 Briefe von ihm. Ihr geht es gar nicht so gut, denn Wolf fehlt ihr sehr. Sie betont, daß Wolfs Briefe für sie sehr wichtig sind.
Sie erkundigte sich, wie es ihm geht und wie er aussieht. Wolf berichtete, daß er sehr einsam ist. Eva bat ihn durchzuhalten, denn bald ist sie in Berlin. Sie bringt in dem Zusammenhang zum Ausdruck, daß sie es körperlich und seelich nicht mehr aushält, dieses wird gemildert, wenn sie ihm schreiben kann und darauf von Wolf Antwort erhält.
Daß die Briefe so lange gehen, sieht Wolf darin begründet, weil sie von sehr vielen Leuten gelesen werden. Die Briefe untersucht man immer nach Wasserzeichen und eventuellen Codetexten.
Eva meinte, daß sie es ruhig sollen, die Hauptsache ist, sie bekommt regelmäßig Post.
Wolf erwartet sie sehnlichst und er bittet die Unterhaltung abzubrechen, weil es sonst zu teuer wird. Abschließend bringt sie zum Ausdruck, daß sie sich auch erholte und es geht ihr gut.
Der Unterhaltung konnte sehr schlecht gefolgt werden.
Schubert
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Berlin, 19. Oktober 1967
26/BA/ 19/66! 762 - Fin
Vertrauliche Dienstsache!
Informationsbericht
(15.54) Peter Hacks erkundigt sich nach Eva H.s Befinden. Er gratuliert ihr zum Geburtstag. Sie bemerkt, daß sie Gäste eingeladen hat. Es kann kommen, wer will. Er ist auch herzlichst eingeladen. Sie unterhalten sich über Eva’s Arbeiten bei der Defa und am Theater. Sie bemerkt u.a., dass sie an einem Auftragsfilm für den VII. Parteitag teilgenommen hat. Mit diesem Film war sie in Moskau. Der Film ist ganz schlecht. Für Eva war der Film aber ganz gut, weil sie in ein anderes Fach kam. Peter fragt, was ein Auftragsfilm ist. Eva sagt, daß das ein Film zu Ehren eines großen Tages ist, Sie kann das aber nicht alles an dieser Stelle erzählen. Sie sagt aber sonst auch immer alles, was sie denkt. Eva erwähnt, dass sie auch in dem Film "Die Fahne von Kriwoi Rog“ mitgespielt hat. Der Film ist nach einem Roman gedreht worden. Sie ist froh, daß nicht viel von diesem Roman übrig geblieben ist. Der Film ist zum Teil ganz ansehbar. Peter bemerkt, dass die ganz einfach die Story genommen haben, die sonst ganz gut ist. Eva meint, daß ein paar Stellen im Film sind, die ins Heroische gehen. Auf eine Frage sagt sie, daß diesen Film der Maetzig gedreht hat. Der Film ist jetzt fertig. Es war auch schon Pressevorstellung. Das Kino war knackvoll. Der Film wird ganz groß aufgebauscht zum Oktober. Peter bemerkt, daß der Maetzig sich nicht einmal den Hals brechen soll. Eva meint, daß der das nicht macht, der findet immer wieder einen Weg. Peter sagt, daß man weiß, daß man sich nicht auf Maetzig verlassen kann, so etwas hat die Regierung am liebsten. Solche käuflichen Schurken. Eva bemerkt, daß man von Peter nichts hört. Er sagt, daß es ihm aber gut geht. Er fügt noch etwas Unverständliches hinzu. Eva fragt, was übrigens Peters Stück macht, was er angekündigt hatte. Er sagt, daß niemand erwartet hatte, daß er das Stück schreibt. Er fragt, wo sie das gelesen hat. Sie hat das in verschiedenen Zeitungen gelesen. Er meint, wenn Eva das im "Spiegel" gelesen hat, hat sie möglicherweise die Ein- und Ableitung nicht gelesen, die die nicht mit abgedruckt haben. Eva bemerkt, daß sie das im "Spiegel" gelesen hät. Sie fügt hinzu, daß das eigentlich jeder angenommen hatte. Peter bemerkt, daß er mitgeteilt hat, daß das keine Fabel ist. Er traut sich nicht zu, ein Stück zu schreiben ohne Fabel.
Eva fragt, warum er das dann gemacht hat. Peter sagt, daß er es eine sehr amüsante Form findet, seine literarischen Gegner zu beschimpfen. Eva lacht darüber. Sie bemerkt, daß viele davon überzeugt waren, daß es so ist. lm Londoner Rundfunk ist darüber gesprochen worden. Sie waren da aber ziemlich gegen Peter Hacks. Sie konnten das nicht verstehen, ihn für einen ernsthaften Dramatiker halten usw. Eva bemerkt, daß sie sich einmal sehen sollten. Peter sagt, daß er Anfang nächsten Monats wieder zurück ist. Er wird sich dann bei Eva melden. Peter ist damit einverstanden. Sie bemerkt, daß er aber auch schon heute abend zu ihr kommen kann. Für Peter ist das aber unmöglich. Er fügt hinzu, daß es heutzutage leicht ist, nach Prag zu fahren. Er ahnt heute, daß er morgen vielleicht sein Visum bekommt. Er rennt nun schon zwei Tage herum und erledigt Paß- und Paßbildgeschichten, Eva ist verwundert darüber. Sie bemerkt, daß man jetzt doch ohne Einladung nach Prag fahren kann. Peter erzählt, daß er nicht wußte, wie man das macht, nach Prag zu fahren. Er hat sich an die Auslandsabteilung des Schriftstellerverbandes gewendet. Es wurde ihm mitgeteilt, daß er nur zur Polizei gehen muß. Dort bekommt er einen Fetzen Papier. Er hat sich darauf verlassen. Vier Tage vorher meldet er sich bei der Polizei. Es wurde ihm gesagt, daß das mindestens 10 Tage dauert. Außerdem kommt die Polizei nicht in Frage. Er braucht ein Dienstvisum. Dabei stellte sich auch heraus, daß er einen neuen Paß braucht. Er geht einen Tag später hin und bringt den Paß und das Paßbild. Jetzt stellte sich heraus, daß das Paßbild nicht gilt. Es gelten nur noch Passbilder mit Krawatten. Er hatte aber kein Paßbild mit einer Krawatte, dafür mit einem sehr viel teueren Hemd. Mit sehr viel Bestechungsgeld ließ er sich am gleichen Tag ein Paßbild anfertigen. Danach stellte sich heraus, daß das Außenministerium eine Sache, welche sich nicht in einem Zimmer abspielt sondern in zwei Zimmern des Außenministeriums, nicht an einem Tage erledigen. Danach wurden dann Autoritäten eingeschaltet, die das Außenministerium überzeugten, daß die Sache doch an einem Tag erledigt werden kann. Auf eine Frage sagt Peter, daß er in Prag zauberhaft beschäftigt ist. Er trifft dort einen Haufen Leute. Eva fragt, ob ein Stück von ihm in Prag läuft. Peter verneint. Er fügt hinzu, daß doch von ihm kein Stück bei den Tschechen läuft. Eva ist verwundert darüber. Peter sagt, daß die Tschechen auch seine politischen Gegner sind. Sie haben ihn doch als Stalinisten mit recht entlarvt. Eva ist das neu. Peter bemerkt, daß er in allen anständigen Volksdemokratien als Stalinist entlarvt worden ist. Eva bittet, daß er ihr das alles einmal genauer erzählen soll. Er verspricht ihr das. Sie bittet, daß er versuchen soll, noch heute abend zu ihr zu kommen.
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HA XX/1, Gen. Lohr Berlin, 26. Oktober 1967
26/BA/19/66/766 - Fin
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 26. Oktober 1967
15.47 Uhr
Peter Haacks meldet sich bei Eva-Maria Hagen. Er hatte ihr versprochen, sich bei ihr zu melden, wenn er aus Prag wieder zurück ist. Das geht nun aber nicht, weil er gar nicht in Prag war. Er erklärt, daß er seinen Paß nicht rechtzeitig bekommen hat. Er fügt hinzu, daß die hier zu blöd waren. Eva-Maria meint, daß das ja ein Ding ist. Peter bemerkt, daß er tagelang seinen Koffer ein- und ausgepackt hat. Die hatten ihn immer für eine halbe Stunde vertröstet. Eva-Maria fragt, was die gegen ihn haben. Er erwidert, daß die gar nichts gegen ihn haben. Er fügt hinzu, daß die sicher auch gegen ihn etwas haben werden. Das Schlimme ist, daß das das ist, was jede Behörde gegen jeden Menschen hat. Die sind heute einfach schlicht unfähig alle miteinander. Eva-Maria bemerkt, daß sie in großer Eile ist. Sie hat heute große Premiere. Gestern war sie in Eisleben. Peter hat davon gelesen. Er wünscht ihr viel Erfolg.
Beide verbleiben anschließend so, daß sie sich am kommenden Mittwoch gegen 20.30 Uhr bei Frau Eva-Maria treffen.
F.d.R.d.A. ...........................
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1. 11. - Unterhaltung zwischen Eva-Maria Hagen, Wolf Biermann, Peter Hacks. Eva meint zu Peter Hacks, daß er gesagt hat, daß ihm der Walter Ulbricht fünfzigmal lieber ist, als der Biermann. Wolf bemerkt, daß das ja bekannt sei. Nach einer nicht zu ermittelnden Unterhaltung sagt Peter: ›Ich formuliere also und tadel wieder: Der Biermann hält es für sein Berufsrecht ... seine private Meinung zu verallgemeinern und eine Theorie daraus zu machen. Der Biermann ist der Meinung ... Leute sich nach Biermanns Geschmack zu richten.‹
Wolf bemerkt, daß er gar nicht so beleidigt ist, wie es Peter vielleicht annimmt.
Er versucht, sich zu ändern, soweit es möglich ist. Sie sprechen über Grass. Peter schildert: ›Wenn jemals in Westdeutschland eine Spur von einer Klassenfrage gestellt wird, da werde ich Herrn Grass hinter dem Maschinengewehr sehen, welches ... getroffen und zwar durch Feuer. Und ich hoffe sehr mit ihrem Gunsten, daß ich sie hinter dem Maschinengewehr sehe, das Herrn Grass ins Feuer ...‹ Peter bezeichnet Herrn Grass als einen fanatischen Verteidiger. Er ist ein verfluchter Bourgeoisie, der immerfort leugnet. Weiter führt Peter aus: ›Es gibt nicht mehr einen Nazi, der erklärt, daß er keiner ist.‹ Wolf findet das witzig. Peter sagt, es ist nicht witzig, es war eine völlig klare Bemerkung. Eva erzählt, daß Wolf wunderbare Gedichte und Balladen schrieb. Wolf sagt, daß eine Stelle für ihn die einzige Verbesserung wär, die es in der Welt für ihn gibt. Das wünschte er sich.
Sie sprechen über Havemann. Auf eine Feststellung (nicht zu ermitteln) sagt Wolf: ›Ob Havemann nun ein Clown ist oder nicht, also seine Quote als Philosoph, ist weiß Gott eine Clown-Quote.‹ Peter ist in diesem Haus vollständig zufriedengestellt, daß er nicht mit Havemann eingeladen ist. Das verlangt er gar nicht. Wolf: ›Das haben Sie gesagt.‹ Peter sagt etwas Unverständliches über Havemann. Eva möchte, daß Peter sich deutlicher ausdrückt. Er fragt, ob sie das mit dem Spießerideal meint. Sie bejaht. Peter erklärt, daß jeder Spießer gern ins Bordell geht. Eva meint, daß das mit Havemanns philosophischen Anschauungen nichts zu tun hat. Peter sagt, daß es mit seinen philosophischen Anschauungen sofern zu tun hat, daß er unbekümmert über die Lage, in der er sich befindet, über die Möglichkeiten, die nicht vorhanden sind, herumgeht, nie erzählt, was seit Monaten und Jahren ... Eva bemerkt, daß es nicht Havemanns Hauptthema ist. Peter betont, daß es nicht sein Hauptthema ist, es sind Einzelheiten. Eva kennt Havemann bereits 2 1/2 Jahre. Sie ist nicht mit Havemanns Theorien über die Moral einverstanden. Peter sagt, daß Havemann ... diese ganzen verdammten unpolitischen Zahnärzte, Fabrikdirektoren und sonstigen chemischen Fakulatenzen (o. ä.) vertritt. Wolfs und Evas drauffolgendes Stöhnen bringt zum Ausdruck, daß sie mit Peters Auffassung nicht einverstanden sind. Eva äußert, daß es überhaupt nicht so ist. Peter sei da verdammt schlecht informiert. Wolf würde es gut finden, wenn Peter mal mit Havemann sprechen möchte. Peter sagt, daß Havemann moralisch bei den philosophischen Genossen unaktuell geworden ist. Havemann ist ein Langweiler, der zurückgeht auf die dämlichen liberalen Vorschläge. Peter betont, daß er nichts gegen liberale Vorschläge hat. Wenn man ihm sagt, man muß die Anti-Baby-Pille einführen, die freie Liebe, und alle Leute sollen glücklich sein; es muß aber dabei überlegt werden, welche Formen von Zusammenleben zwischen verschiedenen oder gleichen Geschlechtern bestehen sollen. (Eva wirft ein, daß sich Herr Havemann darüber auch Gedanken macht). Aber das herumlehren, was jeden Menschen am liebsten wäre, einfach als Glück zu predigen, ist langweilig.
Wolf erwähnt Walter Ulbricht. Eva bemerkt, daß Herr Ulbricht alt ist und nicht mehr so kann. Darauf äußert Peter, daß Herr Ulbricht viele interessante Sachen geschrieben hat. Als interessante Sache führt Peter etwas von der bürgerlichen Gesellschaft an. W. Ulbricht schreibt: Das, was die im Westen immer vorgeben zu haben, in Wirklichkeit nicht besitzen. Herr Ulbricht überlegt tatsächlich, wie man die Verschiedenheit von Qualität nutzbar machen kann für eine sozialistische Gesellschaft. Z. B. ist Herr Ulbricht nicht daran interessiert, die Unterschiedlichkeit der Eigentumsformen abzuschaffen, sondern ganz im Gegenteil. Er will lauter einzelne Subjekte herstellen und zwar verantwortliche Subjekte. Auf eine Frage von Wolf, erklärt Peter die Entstehung und die Rolle der Kooperationsbetriebe.
In der weiteren Unterhaltung (Einzelheiten konnten nicht ermittelt werden) spricht Peter davon, daß sein Chef auch etwas können muß. Wolf bemerkt, daß es nicht darum geht, nachzuweisen, daß Ulbricht ein Trottel ist. Das ist er weiß Gott nicht. Es geht auch nicht um die persönliche Qualifikation einzelner Leute. Wolf hat z. B. einen Brief an Ulbricht geschrieben. Wolf weiß, warum er den Brief schrieb. Weil er doch nicht blöde ist - er will sich doch nicht - Peter vollendet den Satz: lächerlich machen vor der Nachwelt. Wolf erklärt, daß er ja nicht Herrn Ulbricht abschaffen will. Peter ist der Meinung, daß sich Wolf aber persönlich macht. Peter: ›Herr Ulbricht hat eine Eigenschaft; er umdichtet mich in jeder Mission als mich gut zu leiden. Das unterstell ich ihm nicht. Aber das ist eine soziologische Frage, ob ein Mann, der nun einmal ...‹ Sie reden darüber, was sein wird, wenn Ulbricht nicht mehr ist. Peter glaubt nicht, daß es dann einen Rückfall gibt. Es sei ökonomisch nicht mehr drin. Die Person wird dann eben durch einen Kompromiß: Stoph, Verner oder so ersetzt. Eva erwähnt Erich Honecker.
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Aus einem GI-Bericht vom 28. 10. 67 - 20.20
Wolf Biermann meldet sich bei Frau Hagen.
Er sagt zu ihr, daß er es ohne sie nicht aushält, er möchte gern zu ihr kommen. Eva ist einverstanden, er möchte sich ein Taxi nehmen. Wolf meint, daß sie lieb sein wollen, es ist doch alles Scheiße, wenn sie sich nicht vertragen. Er hat sie doch lieb. Eva hat ihn auch lieb, das ist doch grade das Blöde. Das ist nicht das Blöde, sagt Wolf, sondern das Gute. (...)
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Berlin, 12. November 1967
26/BA/19/66/783 -Fin
Vertrauliche Dienstsache!
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 12. November 1967
14.41 Uhr Manfred Spiet (o. ä.) teilt Wolf Biermann mit, daß er jetzt mit Wolf's Mutter in die "Bärenschenke" essen geht. Wolf schlägt vor, daß sie sich dann anschließend in der Höhle treffen. Wolf wartet dort auf sie.
19.06 Uhr Nina H. erkundigt sich bei Wolf Biermann, ob ihre Mutti bei ihm ist. Er bejaht. Er erkundigt sich, ob Nina etwas für das Thema "Auf den Spuren des roten Oktober" haben will. Sie bejaht. Emma Biermann will ihr dabei helfen. Sie erzählt eine Geschichte aus dem Leben. Sie bittet, daß Nina das dann noch ein bißchen umarbeitet. Emma diktiert Nina folgendes: "Der Vater von Wolf hieß Dagoberg Biermann. Der Schlosser und Hafenarbeiter Biermann, dessen Frau und dessen Schwager, der Hafenarbeiter Karl Dietrich aus Hamburg, wollten in der Zeit des spanischen Bürgerkrieges helfen. Der Hamburger Hafenarbeiter Karl Dietrich merkte eines Tages, daß ein Schiff im Hafen lag, welches niemand betreten durfte. Dort standen überall zivile Polizei (Gestapo). Weil der Hafenarbeiter Karl als roter Betriebsrat im ganzen Hamburger Hafen bekannt war, hatte er auch viele Freunde. So gelang es ihm, auf das Schiff zu kommen. Dort stellte er fest, daß auf diesem Schiff heimlich Munition geladen wurde. Er steckt sich zwei Geschoßhülsen heimlich in die Tasche. Er konnte unbemerkt das Schiff verlassen. Nun erzählte er das seinem Freund und Schwager Biermann und dessen Frau. Sie beschlossen, alle diese Waffenladungen als Meldung weiterzugeben". Wolf bemerkt dazwischen, daß Tina keine Namen schreiben soll. Sie soll nur den Anfangsbuchstaben benutzen. Tina versichert das. Emma fährt for: "Sie gaben diese Meldungen Genossen, die das weitermeldeten. Auf Grund dessen konnten sie in der folgenden Zeit noch mehr Schiffe, die mit Waffenladungen nach Spanien gingen, feststellen. Sie notierten die Schiffsnummern und die Abfahrtszeiten. Das haben sie weitergegeben an gute Genossen. Leider konnte später die Gestapo einen Agenten in ihren Reihen unterbringen. Dieser hat alles verraten. Die Sache ist aufgedeckt worden. Sie wurden von der Gestapo verurteilt. Einige kamen ins KZ, andere wurden umgebracht. Diese Genossen wollten dem spanischen Volk in ihrem Kampf gegen den Faschismus helfen. Das waren nur einfache Arbeiter. Sie fühlen sich aber mit dem spanischen Volk eins. Dafür haben sie ihr Leben gewagt. Sie haben gewußt, wenn das rauskommt, daß das den Kopf kostet. Sie haben trotzdem denKampf gewagt. Das hat uns gelehrt, wachsam zu sein".
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HA XX/1, Gen. Lohr Berlin, 14. November 1967
26/BA 19/66/784/Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 14. November 1967
(12.45 Uhr)
Emma Biermann teilt Wolf Biermann mit, daß eine Benachrichtigung von der Post zugeschickt wurde in der steht, daß er etwas aus Frankfurt/Main beim Postamt Nr. 4 abholen soll. Wolf bemerkt, daß er bei der nächsten Gelegenheit auf die Post gehen wird..
Emma fragt dann, ob er weiß, daß Kuba gestorben ist.
Wolf verneint.
Emma erzählt, daß Kuba in den letzten Tagen, anläßlich eines Gastspieles, in Frankfurt/Main weilte.
Es soll auch Krawalle gegeben haben, Kuba sei jedenfalls einem Herzschlag erlegen.
Die Leiche soll man bis jetzt noch nicht freigegeben haben, da sie in Frankfurt/Main obduziert wird.
Ein DDR-Arzt soll dort auch zugegen sein.
Emma äußert, daß ein Schlag nach dem anderen folgt. Die großen Künstler gehen weg.
Wolf meint, daß Kuba nun auch noch beim Klassenfeind starb; er hat sich das ja immer gewünscht.
Doch, da er jetzt tot ist, wollen sie doch nur Gutes über ihn reden.Er war eigentlich auch ein großer Dichter. Emma betont noch einmal, daß Kuba ein großer Dichter war.
Wolf weist sie darauf hin, daß er (Wolf) es ernst meint. Emma erklärt, daß aber Brecht über Kuba sehr abfällig sprach. Wolf bemerkt darauf, daß Kuba einmal ein großer Dichter war; er ist nachher auf den Hund gekommen. Trotzdem ist sein Gedicht "Über den Menschen" eine bedeutsame Dichtung. Seine schönsten Sachen schrieb er auf Stalin. Die hat er ehrlich gemeint, die sind schön. Nachher ist er (Kuba) aber immer mehr verkommen. Emma findet es schade, daß Kuba dann so abgerutscht ist. Wolf betont, daß Kuba eine viel größere Potenz war, als die Mikky-Mäuse, die so herumspringen. Er war vollkommen verblendet. Wolf lernte Kuba ja noch kennen. Emma erinnert sich, da es Wolf ihr erzählte, im ZK. Wolf erklärt, daß es später nochmals zu einem Zusammentreffen kam. Abschließend sagt Wolf, daß Kuba nicht mehr von dieser Welt war.
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Berlin, 16. November 1967
26/BA/19/66/785/Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 16. November 1967
(17.50 Uhr)
Hans-Oliva Hagen fragt Eva-Maria, wie es ihr geht. Eva geht es gut.
Auf Evas Frage, wie es ihm geht, antwortet er: "Naja, besser".
Eva sagt dann, daß sie den Brief erhalten hat und er soll sich keine Sorgen machen, wenn er Geld hat, wird es Eva ja bekommen. Falls er kein Geld hat, kann ihm Eva etwas borgen. Hans bemerkt, daß er so schon über die Runden kommt.
Anschließend unterhält er sich mit seiner Tochter Nina.
F.d.R.d.A.:
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XX/1, Gen. Lohr
Berlin, 16. November 1967
26/BA 19/66/786/Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 16. November 1967 (20.10 Uhr)
Eva-Maria teilt Wolf Biermann mit, daß in einer halben Stunde der Wolfgang Kohlhaase zu ihr kommen wird. Sie informiert Wolf, damit es ihm (Wolf) nicht unangenehm ist, falls er später zu ihr kommt.
Wolf bemerkt, daß der Kohlhaase wohl angenehmer ist, als der Hacks.
F.d.R.d.A.: .........
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XX/1, Gen. Lohr
Berlin, 24. November 1967
26/B 19/66/765/Rö
Vertrauliche Dienstsache
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 16. November 1967
Unterhaltung zwischen Eva-Maria Hagen und Wolfgang Kohlhaase. Eva fragt, ob er die "Fahne von Kriwoj Rog" sah. Wolfgang entgegnet etwas, worauf Eva sagt, daß er (der Film) so schlimm wiederum auch nicht ist. Wolfgang hat den Film in einer Voraufführung gesehen. Er hatte es nicht so gemeint.
Wolfgang ist der Meinung, wenn er die speziellen Schwierigkeiten und Umstände in der er entstand betrachtet, so findet er, daß es eine spektable spezielle Leistung ist.
Für Eva war der Film ein Erfolg, da sie nun den Sprung ins Charakterfach getan hat.
Die weitere Unterhaltung umfaßt folgende Themen:
- Eva erzählt von ihren Erlebnissen beim Moskauer Fimfestival,
- ihr letztes Interview für den Filmspiegel
- Wolfgang berichtet vom Kauf eines Bauernhauses in Kölpin (........) - Eva erzählt von ihren letzten Filmaufnahmen in Bulgarien. Er bermerkt, daß er vor einigen Wochen an der Adria war.
Eva berichtet dann, daß neulich der Peter Hacks bei ihr war. Peter H. behauptet, daß Walter Ulbricht der größte Politiker sei... In diesem Zusammenhang nennt Eva die Namen Grass und Peter Weiß. Nähere Einzelheiten konnten nicht ermittelt werden. Wolfgang äußert, daß er den Hacks lange nicht sah. Eva bezeichnet H., als eine richtigen Snob.
Eva erwähnt ironische Lieder von Wolf Biermann. Es fällt auch der Name Hussel, der die Illustrationen dazu machte.
Sie trägt nachfolgende Verse vor......
Gegen 22.40 Uhr erscheint Wolf Biermann. Er bringt für Eva Parfüm mit, das Emma aus Westberlin mitbrachte.
Wolf erzählt von seinen Erlebnissen an der Ostsee (Segelbootfahrten). Er betont, daß er besonders viele Freunde an der Ostsee hat. In Thüringen dagegen hat er fast keine bekannten Leute.
Sie essen Dörrfisch und unterhalten sich über 70 mm Filmtechnik und Filme.
Wolfgang äußert, daß bestimmte Filmstoffe gar nicht erst zur Diskussion gestellt werden bzw. Ideen geboren werden, wo später mal ein Film gemacht werden könnte, da sie dann doch nicht genehmigt werden.
Wolf bemerkt, daß dies eine Krankheit ist. Der Filmautor würde gleich von vornherein, an bestimmte Themen bewußt nicht denken.
Wolfgang erwähnt, daß es seit längerer Zeit wieder von seiten des Filmverbandes Informationsvortäge gibt. Zu diesen Vortägen gehen jedoch nur wenige Interessenten. Es hat sich eine Haltung von einer Abstinenz in dieser Richtung gebildet. Wolf meint, daß es kein Wunder ist. Er spricht von einem Dokumentarfilm von Jürgen Böttcher, den (?) er hoch schätzt.
Wolfgang berichtet von seiner Arbeit. Zur Zeit beschäftigt er sich mit einem Thema, das den Kommunistenprozeß behandelt. Des weiteren schrieb er fürs Fernsehen einen Biedermeier-Krimi; die Dreharbeiten konnten jedoch noch nicht begonnen werden.
Abschließend bringt Wolfgang zum Ausdruck, daß er sich demnächst Evas "Lady" in Dessau ansehen möchte. Sie unterhalten sich über die Dessauer Inszenierung.
F.d.R.d.A.: Röbisch
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XX/1, Gen. Brosche
Berlin, 27. November 1967
26/BA/19/66/795/Ho
Vertrauliche Dienstsache!
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 27. November 1967
19.52 Uhr Wolf B i e r m a n n sagte der E v a - M a r i a H., daß er sie lieb habe und daß er sie gegen 23.00 Uhr besuchen möchte. Eva-Maria versicherte, daß sie aber doch schon darüber gesprochen haben, daß sie erst einmal alleine bleibt. Sie bestätigte ihm, daß sie nicht möchte, daß er kommt.
Eva-Maria bat, daß er sie lieber alleine lassen möchte. Sie meine es wirklich so. Es falle ihr hier alles sehr schwer, aber sie glaube, daß es nicht gut ist, wenn er wieder komme. Irgend etwas müsse sich ändern. Sie mache kein Theater.
Eva-Maria war damit einverstanden, daß Wolf sie morgen wieder anruft. Er dürfe sie aber nicht quälen. Sie habe sich doch entschlossen und sie möchte das auch durchführen. Wolf wollte wissen, wozu sie sich entschlossen hat. Eva-Maria antwortete, daß ihm das doch bekannt sei. Wolf wollte sich bestätigen lassen, daß sie sich entschlossen hat, sich von ihm zu trennen. Eva-Maria lehnte das ab. Sie wolle das jetzt nicht noch einmal besprechen. Er solle sie jetzt nicht ganz kaputt machen. Sie sei im Moment nur ein kleines Licht. Sie bat, daß er ihr erst einmal ein viertel- oder ein halbes Jahr Zeit läßt. Sie würden dann ja sehr gut sehen können, wie es dann gehe. Vielleicht sei es dann möglich, daß sie nach seinem Geschmack leben kann.
Wolf übermittelte von S t e f f i und von G e o r g (Eisler) viele Grüße. Eva-Maria bedankte sich dafür.
F.d.R.d.A.: .......
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Berlin, 5. Dezember 1967
26/BA/19/66/803-Fin
Vertrauliche Dienstsache!
Informationsbericht
Auszug aus einem GI-Bericht vom 5. Dezember 1967
15.22 Uhr
Eva Hagen teilt Wolf Biermann mit, daß sie jetzt zur Polizei gehen will. Sie will dort das von ihrer Mutter erledigen. Sie fragt, ob Wolf das für Emma schon gemacht hat. Er verneint. Eva bemerkt, daß ihr damals gesagt wurde, daß das heute der letzte Tag ist für Weihnachten. Wolf fragt, wann Eva möchte, wann Emma kommt. Er hat mit ihr telefoniert. Emma sagte dabei, daß sie genauso gut nicht kommt. Sie könnte auch woanders hinfahren. Sie könnte auch später kommen. Eva ist der Meinung, daß es für Emma für Weihnachten doch besser ist. Sie glaubt aber nicht, daß Emma noch die Genehmigung für Weihnachten bekommt. Sie müßte dann über Westberlin kommen. Sie vereinbaren, daß Eva die Aufenthaltsgenehmigung für ihre Mutter und für Emma einreichen will.
Auf eine Frage sagt Eva, daß sie sich nachher schlafen legen möchte. Wolf schlägt vor, daß sie zu ihm kommt. Sie könnte sich auch bei ihm hinlegen. Im Moment hat er nur Leute zu Besuch. Sie schlägt vor, daß er später zu ihr kommt.
20.04 Uhr
Eva Hagen teilt Wolf mit, daß sie von der Polizei zurück ist. Sie haben dort beide Anträge entgegengenommen. Wolf ist jetzt allein. Er hat schon gearbeitet.
Sie vereinbaren, daß Wolf jetzt zu Eva kommt.
F.d.R.d.A. .............
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Berlin, 16. Dezember 1967 26/BA/19/66/809 -Hg
Vertrauliche Dienstsache!
Informationsbericht
Auszug aus einem - GI - Bericht vom 16. Dezember 1967.
11.18 Uhr
Robert Havemann meldet sich bei Eva. Er erkundigt sich nach ihrem Befinden. Ihr geht es wieder gut. Robert bemerkt, daß er mit Wolf gesprochen hat. Er findet es prima, daß das Auto wieder geht. Robert möchte, daß sie wieder einmal zu ihm kommen. Eva meint, daß doch der Wolf rauskommen wollte. Eva hat heute abend eine Veranstaltung. Robert meint, daß dann heute nicht mit ihr zu rechnen ist. Mit Wolf hat er noch gar nichts vereinbart. Wolf wollte sich noch einmal bei ihm melden. Eva wünscht dem Robert ein schönes Wochenende. Er wünscht ihr auch alles Gute.
13.37 Uhr
G i s e l a meldet sich bei Eva. Gisela teilt mit, daß sie eine Grippe gut überstanden hat. Eva sagt, daß sie erst spät aus Halle zurückgekommen ist. Neulich mußte sie auch ganz plötzlich weg. Sie hatte mit Gerd ausgemacht, daß sie bei ihr vorbeikommt, als sie krank war. Gisela meint, daß sie sich vor Weihnachten schon noch einmal sehen werden. Eva bemerkt, daß sie am Montag wieder nach Halle muß, sie kommt vor Weihnachten gar nicht wieder her.
Beide verbleiben so, daß Gisela morgen für etwa eine halbe Stunde vorbeikommen wird.
Gisela bemerkt, daß sie von einem guten Fernsehmechaniker weiß, daß der sich bei ihr (Eva) melden wird, dem hat sie die Telefonnummer gegeben. Eva findet das sehr nett und möchte den Namen wissen. Diesen hat Gisela vergessen.
Eva sagt abschließend, daß sie allein ist. Der Wolf ist bei Freunden. Wolf war aber in diesen Tagen mit in Halle, es war ganz schön.
13.58 Uhr
Wolf meldet sich bei Eva. Wolf wollte nur sagen, daß er da ist. Sie möchte wissen, was er macht. Wolf arbeitet. Eva bemerkt, daß sie heute nach Schwedt fährt. Sie erkundigt sich, ob er nicht nach Grünheide wollte. Wolf hat keine Lust. Wolf möchte, daß sie sich bei ihm meldet, wenn sie wieder zurück ist. Eva meint, daß sie vielleicht über nacht dort bleibt, sie wird sich aber bei ihm melden.
F.d.R.d.A. ......... __________________
Eva-Maria Hagen
20. 12. 67
An die VOLKSPOLIZEI-INSPEKTION - Berlin-Prenzlauer-Berg
Abteilung Kriminalpolizei, Komm.III
Über den Zwischenfall am 12. 12. 67 möchte ich eine schriftliche Erklärung abgeben, weil ich fürchten muß, daß ich mich zu Äußerungen hinreißen lasse, die aus dem Affekt kommen und nicht meiner wirklichen Meinung entsprechen.
Ich hatte erst kürzlich, am 22.11.67 durch Überarbeitung einen Nervenzusammenbruch, der einen Aufenthalt in der Nervenklinik in der Charité bei Prof. Dr. Müller nötig machte. Da ich aber in einigen wichtigen Produktionen des Fernsehfunks, des Theaters in Dessau und der DEFA dringend gebraucht wurde, ließ ich mich so früh wie möglich gesund schreiben.
Genau am 12. 12. 67 hatte ich Premiere, das heißt eine große Aufzeichnung beim Deutschen Fernsehfunk aus dem Musical MY FAIR LADY. Eine Stunde vor meinem Termin war ich gerade fertig mit einigen wichtigen Besorgungen für meine Schwester, die im Krankenhaus liegt. Ich war in Eile und hatte zusammen mit Wolf Biermann die Einkäufe erledigt. Wir gingen durch die Kanzow-Straße, die zur Zeit gesperrt ist, weil da Bauarbeiten stattfinden und in der kein Auto fuhr. Wir gingen auf der Fahrbahn, zwischen uns trugen wir ein schweres Einkaufsnetz. Plötzlich brüllte uns von der Seite eine Männerstimme an, brutal und feindselig, als wären wir Verbrecher: ›Verschwindet sofort von der Fahrbahn, sonst helf ich euch da runter!‹ Als ich hinsah, sah ich, daß es ein Volkspolizist war. Da ich Hosen trug und wir beide die Kapuzen unserer Mäntel hochgezogen hatten, denn es fiel nasser Schnee, hatte er uns wohl für Halbstarke gehalten, erschrocken gingen wir sofort auf den Bürgersteig zu. Aber da parkten zwei Wagen und wir mußten noch drei Meter weitergehn. Dabei sagte ich noch freundlich, um einzulenken: ›Na, Sie frieren wohl ...‹ Es war wirklich kalt draußen und er konnte einem leid tun, weil er in der Kälte auf der Straße stehen mußte. Aber er ging auf meinen freundlichen Ton nicht ein und brüllte, als wir schon fast auf dem Bürgersteig waren: ›Na, los, los!!‹ Darauf sagte ich: ›Sehn Sie denn nicht, daß wir schon gehen? Wir können doch nicht fliegen! So ein blöder Hammel.‹ - Ich weiß nicht, ob es verboten ist, oder sogar ein Verbrechen, so ein kleines Stück auf einer stillen Nebenstraße zu gehen, aber ich bin sicher, daß kein Volkspolizist die Pflicht hat, Menschen für so etwas so haßerfüllt anzuschreien. Wir waren ja inzwischen auf dem Bürgersteig und wollten weitergehen, da legte er seine schwere Hand auf meine Schulter, stellte sich mir in den Weg und sagte: ›Sie haben mich eben beleidigt, Ihren Personalausweis!‹ Darauf sagte ich: ›Sie haben mich auch beleidigt, so einen Ton bin ich bis jetzt von der Volkspolizei nicht gewöhnt.‹ Und obwohl ich meinen Ausweis in der Tasche hatte, sagte ich: ›Den Ausweis hab ich nicht bei mir.‹ Ich war sehr erregt und empört. Als ich weiterging, stellte er sich wieder vor mich hin und sagte: ›Wenn Sie keinen Personalausweis haben, kommen Sie mit zur Wache!‹ Ich ging aber einfach weiter. Vor dem Bahnhof Prenzlauer Allee holte er so etwas Ähnliches wie Handschellen aus der Tasche und sagte: ›Los kommen Sie mit, sonst wende ich Gewalt an. Wir fahren mit der S-Bahn!‹ - Natürlich versuchte ich nicht wegzulaufen, denn ich fühlte mich im Recht. Als er aber versuchte, mich an seine Kette zu legen, riß ich meinen Arm weg. Er wurde dann brutaler, tat mir sehr weh und verletzte mich an der linken Hand. Ich fing an zu weinen. Ich konnte es einfach nicht fassen, daß ein so großer starker Mann und dazu noch ein Angehöriger der Volkspolizei es fertig bringt, eine schwache Frau auf offener Straße mit einer Kette zu überfallen und wie einen Schwerverbrecher abzuführen.
Wolf Biermann, der die ganze Zeit versucht hatte, mich zu beruhigen, gelang es endlich, mich dazu zu bringen, meinen Ausweis doch noch zu zeigen und brachte auch den Polizisten dazu, mich nicht weiter mit der Knebelkette zu verletzen. Nachdem er meine Personalien aufgeschrieben hatte, verlangte ich seine Dienstnummer. Er gab sie mir und sagte: ›Beschweren Sie sich ruhig, ich habe den längeren Arm!‹ - Dann kam eine alte Frau, die brachte mir ein kleines Teil von meinem Armband, das nicht nur für mich persönlich einen großen Wert hat, sondern außerdem über 2000 Mark kostet. Das Armband muß zerrissen sein, als der Polizist mit seiner Kette an meiner Hand riß. Wir suchten dann noch überall nach den anderen Teilen des Armbandes, fanden sie aber nicht mehr.
Als ich mir von dem Polizisten die Nummer geben ließ, hatte ich die Absicht, mich über sein brutales Vorgehen zu beschweren. Da ich aber sofort zum Fernsehen fahren mußte - die Aufzeichnung ging von 17 Uhr bis morgens halb fünf - da ich dann schon um elf Uhr vormittags nach Halle zur Probe fahren - und dort dann in Dessau und anderen Orten auftreten mußte, fand ich keine Zeit dazu.
Heute, mitten in der Probe in Halle, wurde ich von einem Kriminalbeamten herausgebeten. Er teilte mir mit, daß ich morgen früh um 8 Uhr im Polizeipräsidium Berlin zu erscheinen habe und übermittelte mir die Drohung, daß, falls ich nicht erscheinen würde, man mich zwangsvorführen werde. Zuhause fand ich dann einen Brief vor, der noch einen Zusatz enthält, der mich unangenehm berührt: ›Wir ersuchen Sie weiterhin, den Herrn Biermann, welcher zur Zeit bei Ihnen wohnen soll, zum genannten Termin ebenfalls zum Präsidium der Volkspolizei - Zimmer 5627 - zu bitten, da die derzeitige Wohnanschrift nicht bekannt ist‹.
Hauptmann Noack von der Kriminalpolizei, der diesen Brief unterschrieben hat, müßte doch wissen, daß Wolf Biermann seit etwa zehn Jahren in der gleichen Wohnung, nämlich 104 Berlin, Chausseestraße 131 wohnt und daß, wenn er ihn zu sprechen wünscht, er sich direkt an Wolf Biermann selbst wenden kann.
Es erschreckt und erschüttert mich, daß ein verhältnismäßig geringer Anlaß solche Folgen haben kann. Jetzt fürchte ich sogar, daß der Polizist, den ich beschimpft habe, den ganzen Vorgang so hinstellen wird, als hätte ich die Absicht gehabt, unseren Staat und die Volkspolizei zu beleidigen; schon, um sein provokatives Verhalten zu rechtfertigen, wird er das wohl von mir behaupten. Aber er wird wissen, daß ich ihn persönlich meinte, ihn, der mich in unhöflicher, provozierender Weise brutal angebrüllt hatte.
Jetzt, nachdem einige Tage vergangen sind und ich immer und immer wieder an diesen entsetzlichen Tag denken mußte, weiß ich, daß ich mich trotzdem nicht dazu hätte hinreißen lassen dürfen, diesen Mann ›blöder Hammel‹ zu nennen, und ich weiß, daß ich ihm trotz meiner Empörung meinen Ausweis sofort hätte zeigen müssen, denn er war ja im Dienst und hatte ein Recht dazu. Deshalb habe ich auch diesen Brief geschrieben, um ihnen nicht nur den Vorgang zu schildern, sondern um mich auch in aller Deutlichkeit zu entschuldigen.
Eva-Maria Hagen
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